Michael Cornelius

Der schönste Moment

Roman
Cover: Der schönste Moment
Karl Blessing Verlag, München 2006
ISBN 9783896673008
Gebunden, 188 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Schon als Junge schrieb er für Geld: Die Mitschüler drückten ihm jeweils zwei Pfennige in die Hand, dafür diktierte er ihnen wohlgeformte Sätze, die sie im Beichtstuhl aufsagen konnten. Später verfasste er für Motivationskünstler Ratgeber. Er kam zu Wohlstand, leistete sich ein Haus, einen schnittigen Jaguar und eine hübsche Ehefrau. Eigentlich hätte es immer so weitergehen können. Aber dann wurde er Ghostwriter für Erfolgsmenschen und Prominente.
Eine verhängnisvolle Entscheidung, wie er allmählich begreift. Denn jetzt ist er süchtig danach, "fremdes Leben wie mein eigenes zu spüren". Dieser Hunger kann jedoch nie gestillt werden, weil die Existenzen der anderen genauso oberflächlich sind, wie es sein eigenes Leben ist. Das gilt erst recht für seinen neuesten Auftraggeber, der mit seiner Mischung aus Größenwahn, Jovialität und permanentem Ich-Marketing alles in den Schatten stellt, was der Ghostwriter bisher schönzuschreiben hatte: Andreas Hopf ist Manager des Jahres und versilbert in Deutschland Fernsehlizenzen aus Amerika. Sein Firmengebäude am Rande Münchens ist eine gläserne Nachbildung der Cheopspyramide. Schon nach dem ersten Treffen ahnt der Ghostwriter, dass dieser Mann eine Nummer zu groß für ihn sein könnte. Aber er kann nicht aufhören ...
Michael Cornelius nimmt uns mit auf eine Odyssee durch die Vorhölle so genannter Erfolgsmenschen, die vor allem eines verkaufen: sich selbst. Sein Roman ist ein Abgesang auf das wohlhabende Erlebnisproletariat, das Liebe und Glück unter die Konsumgüter eingereiht hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.06.2006

Mit hämischem Grinsen, aber auch leichter Gänsehaut hat Rezensentin Laura Weissmüller diesen Romanerstling gelesen, dessen "wunderbar kühle und präzise Sprache" sie zu einer kleinen Lobeshymne verleitet. Es geht darin Weissmüller zufolge, um einen Ghostwriter, der geschönte Biografien Prominenter verfasst, jedoch "zunehmend angewidert" von der Einöde fremden Lebens ist. Genüsslich und unbarmherzig sieht die Rezensentin den Autor Michael Cornelius (der, wie sie schreibt, selbst einmal Ghostwriter war), fremde Existenzen sezieren und dabei schichtweise die "glitzernde Hülle" entfernen. "Wie mit dem Maschinengewehr" feuere Cornelius in diesem Zusammenhang "Satzsalven auf die Beschriebenen" und zerre "selbstverliebte Fratzen erbarmungslos ans Licht". Was dem Roman für die Rezensentin jedoch seine ganz besondere Wirkung verleiht, ist die schonungslose Selbstbeschreibung des Erzählers, der sich langsam in den Biografien der anderen verliert.
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