Michael Kleeberg

Das Tier, das weint

Libanesisches Reisetagebuch
Cover: Das Tier, das weint
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2004
ISBN 9783421058201
Gebunden, 172 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

"Dieses Buch enthält persönliche Reiseaufzeichnungen, Gedanken, Erinnerungen und Abschweifungen", beginnt Michael Kleeberg sein Libanesisches Reisetagebuch. Vier Wochen war er Anfang 2003 zu Gast in Beirut. Durch Abbas Beydoun, einen der wichtigsten libanesischen Schriftsteller, bekommt er Einblicke in das alltägliche, aber auch kulturelle und politische Leben in dieser "weißen Stadt" - "alles ist hier Spiel von Licht und Schatten". Er führt Gespräche über Islam, den Westen, über Literatur und Film. Er öffnet uns den Blick für das andere, für einen anderen Lebensrhythmus, einen Wartenden, der sich nicht langweilt, der einfach dasteht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.08.2004

Der Rezensent Jörg Plath hat seine Freude an diesem Produkt des Kulturaustausches "West-Östlichen Diwan", das den Autor Michael Kleeberg nach Beirut geführt hat. Seine Tage, erzählt der rezensent, vergehen mit "Spaziergängen, Unterhaltungen, Ausflügen, Abendessen und Lesungen", wobei es Kleeberg nicht um die touristischen Highlights der Stadt geht, sondern um die Menschen und Schicksale in diesem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land. Dabei werde in den uneitlen Selbstreflexion des Autors deutlich, wo die Grenzen des Austausches liegen: "Unversehens wird seine leichthändige Reiseetüde zur Reflexion über Chancen und Grenzen eines Dialogs zwischen den Kulturen". Und dabei, schließt der Rezensent, "übersetzen die Abschweifungen ebenso wie die Porträts die Reise in die Fremde als Reise ins Innere, Persönliche".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.06.2004

Der Rezensent Ludwig Ammann findet recht interessant, was der Berliner Autor und Übersetzer Michael Kleeberg auf seinem vom Goethe-Institut initiierten Austausch mit einem Kollegen aus Beirut alles erlebt hat. Allerdings hat er nur drei Wochen in der Stadt verbracht und auf dieser Zeit basiert das nun veröffentlichte Reisetagebuch, in dem der Autor nicht nur die Stadt, sondern auch "sich selbst betrachtet", und zwar "verwundert". Gelungen findet Ammann zum Beispiel, wie Kleeberg seinen im Vergleich mit seinen libanesischen Kollegen vorhandenen Erfahrungsmangel - was beispielsweise den Krieg angeht - reflektiert: Er begegnet ihnen "mit listiger Selbstironie, indem er sich bei seinen Beiruter Beobachtungen dann und wann vor den Augen des Lesers der Ahnungslosigkeit überführt". Manche Ausführungen, zum Beispiel die Beschreibungen eines Fotos in fast Proustschen Ausmaß, findet der Rezensent zwar eher befremdlich. Alles in allem jedoch gefällt ihm dieses Reisetagebuch, auch wenn natürlich in einem solchen Zeitrahmen von drei Wochen ein "vertieftes Verständnis einer fremden Wirklichkeit" kaum zu leisten ist.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.05.2004

Wie der Rezensent Thomas Kraft eingangs bemerkt, gleicht der Terminplan vieler Schriftsteller mittlerweile dem eines international tätigen Managers, denn nur so - durch Lesereisen, Stipendien oder Workshopbetreuung - können sie sich über Wasser halten. Die vielen Reisen und die wenige Zeit, um zu schreiben, schlagen sich naturgemäß auch in der Themenwahl nieder: oftmals Reisetagebücher, wie auch im Fall von Michael Kleeberg, der 2003 eine Einladung in den Libanon angenommen habe. Im Vorwort zu seinem "libanesischen Reisetagebuch" erkläre Kleeberg zwar, dass man sich nicht erhoffen solle, in seinen Aufzeichnungen Neues oder "Relevantes" über den Libanon zu erfahren, doch der Rezensent kann dies nach der Lektüre zu seiner eigenen Erleichterung nicht bestätigen. Seine Treffen mit libanesischen Autoren und Journalisten wie Abbas Beydoun und Rachid Daif verarbeite Kleeberg unter anderem zu "kulturtouristischen Exkursen", vielmehr aber konstituiere sich in ihnen für den Leser ein Bild des Libanons als "tickende Zeitbombe", auf dessen Hintergrund die zahlreichen Anekdoten wirklich bedeutend würden. Ein Buch wie dieses, so der erfreute Rezensent, ist ganz sicherlich im Sinne des vom Goethe-Institut ausgehenden Austauschprogramms "West-östlicher Divan", vielleicht sogar dessen "eigentlicher Sinn".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.05.2004

Michael Kleeberg legt mit "Das Tier, das weint" - einem Plinius entlehnten Titel, wie Rezensent Stefan Weidner verrät - ein ungewöhnliches Reisetagebuch vor, das in den Libanon führt, wo Kleeberg drei Wochen im Hause des Schriftstellers Abbas Beydoun verbracht hat. Initiiert wurde das Begegnungsprojekt durch eine Initiative, die den wenig originellen Namen "Der west-östliche Diwan" trägt, teilt Weidner mit. Beydoun sei ein überaus interessanter Partner, versichert der Rezensent, einer der besten Dichter seines Landes und darüber hinaus ein äußerst kritischer Journalist, der bestens Auskunft geben könne über sein Land. Ihn und seine Freude sowie die weinenden Katzen Beiruts porträtiert Kleeberg in seinem lesenswerten Reisetagebuch, das für Weidner an einer gewissen Inkonsequenz krankt. Kleeberg habe sich nicht ganz entscheiden können, bemängelt der Kritiker, ob er sich nun auf eine Schilderung Beiruts und seiner Erlebnisse dort konzentrieren oder - wie es in abschweifenden Passagen immer wieder geschehe - eher Selbstbefragung betreiben solle. Die Notwendigkeit der persönlichen Abschweifungen des Autors erschließt sich Weidner nicht wirklich. So besteht bei dem Buch die Gefahr, sinniert der Kritiker, dass es einem so gehe wie mit einem libanesischen Vorspeisenteller: man müsse darauf achten, dass man sich nicht vor dem Hauptgericht schon daran satt esse.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.03.2004

Tobias Gohlis steht Büchern, die wie dieses Reisetagebuch von Michael Kleeberg aus einem "literarischen Begegnungsprogramm" und mit Hilfe eines Stipendiums entstanden sind, offensichtlich ohnehin skeptisch gegenüber, und die Beobachtungen und Reflexionen, die der Autor auf einer Libanonreise gesammelt hat, überzeugen ihn dann auch nicht so recht. Dabei haben, wie Gohlis betont, zumindest die "beinahe zärtlich ausgemalten Porträts" der Menschen, denen der Autor auf seiner Reise begegnet, durchaus einen gewissen Reiz. Der Rezensent erweckt aber den Eindruck, dass ihm diese Aufzeichnungen einfach zu persönlich sind, und er bekennt freimütig, an der "Innenansicht" Kleebergs, die sich in den Schilderungen der Reise eröffnet, wenig Interesse zu haben.
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