Chloe Delaume

Der Schrei der Sanduhr

Cover: Der Schrei der Sanduhr
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2004
ISBN 9783421056832
Gebunden, 122 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christiane Seiler. Der Schrei der Sanduhr ist die autobiographische Erzählung eines Erwachsenwerdens, die sprachliche Befreiung von einer traumatischen Kindheit. Der Vater erschießt die Mutter, zielt auf die Tochter, drückt nicht ab, bringt sich dann selbst um. Der Schrei der Sanduhr ist die Geschichte eines Mädchens, das zwischen einem dominanten Vater arabischer Herkunft und einer strengen katholischen Mutter bis zu seinem zehnten Lebensjahr aufgewachsen ist und dabei vernachlässigt und misshandelt wurde. Später wird es von Schuldgefühlen geplagt. Als junge Frau verliebt sie sich ausgerechnet in einen gewalttätigen arabischen Schriftsteller, den sie auch heiratet. Die Trennung von ihm ist eine erste Befreiung von dem Trauma ihrer Kindheit. Chloe Delaume erzählt hier die eigene Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.09.2004

Mitgenommen meldet sich Maike Albath zu Wort, der das in Frankreich preisgekrönte Werk von Chloe Delaume äußerst missfallen hat. Der Leser wird durch einen Familiengulag gejagt, empört sich die Rezensentin, müsse darüber hinaus die therapeutische Durcharbeitung des Ganzen in einer mythisch überhöhten und schwülstigen Sprache mit durchleiden und sich außerdem die von Lacan inspirierten Kommentare des behandelnden Psychoanalytikers anhören - damit wir ihr Leiden nachvollziehen können, zitiert Albath aus Chloe Delaumes Buch. Hier ein Auszug: "Das Kind kümmerte dahin Moos die Jugendliche Humus dann die Frau es sich schuldig Efeu zu leben". Das seien Bilderfluten und darin ein stammelndes Ich, schimpft die Rezensentin, das sich um grammatikalische Konventionen nicht schere und aus der Mythenkiste der Weiblichkeitsfindung schöpfe, was die feministische Literaturtheorie der letzten Jahre eben so hergebe. Allerdings bloß auf Proseminarniveau.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.07.2004

Thomas Laux hatte sich schon gefreut, dass unter Frankreichs Autorinnen die Literatur der "narzisstisch überdrehten oder ins Pornografische gewendete Selbstfindungsprogramme" erst mal ausgedient hatte. Allerdings war ihm die Lektüre von Chloe Delaume zweitem Buch nicht angenehmer, zumal er feststellen musste, dass "gewisse Sedimentformen" dieser schrillen Töne offenbar überlebt haben. Nicht, dass die junge Autorin libanesischer Herkunft kein Talent hätte - im Gegenteil. Nur vergeude sie es leider an "kompromisslosen Formwillen" und "psychoanalytischen Aplomb". Ein autobiografisch gefärbter "Bericht über Leid und Befreiung" eines ungeliebten Kindes, den der Rezensent in seiner Maniriertheit beinahe unerträglich fand.
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