Michael Roes

David Kanchelli

Roman
Cover: David Kanchelli
Berlin Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783827003935
Gebunden, 330 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Schon als Kind war Ephraim Kanchellis jüngerer Bruder David der leidenschaftlichere und wachere: ein Außenseiter, für den der Erstgeborene sich immer wieder schämen musste, für den er sich immer wieder prügelte. Jahrzehnte später, das Jahr 2023 ist angebrochen, ist Ephraim der Präsident einer demokratischen und puritanischen Weltgemeinschaft, der Union, und muss über Leben und Tod des Bruders entscheiden. David ist des Hochverrats an seinem Land für schuldig erklärt, und Ephraim hat eine Nacht lang Zeit, das Todesurteil zu unterschreiben oder aufzuheben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.05.2002

"David Kanchelli ist eines der wichtigsten Bücher des Jahres 2001", lobt Rezensent Dirk Fuhrig. Weitab vom Popliteratur-Trio Sex, Konsum und Langeweile, analysiert Roes das globale Wirtschaftssystem, seine Grenzen und seine mögliche Entwicklung und stellt, so Fuhrig, "die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt". Keine Utopie in weiter Ferne, sondern nur ein Vorgreifen um einige Jahre. Die Dreiteilung der Welt ist einer Zweiteilung gewichen: auf der einen Seite die "Union" (sprich: die USA), finanziell und technisch weit überlegen, auf der anderen Seite die "Liga", die in bodenloser Misere lebt. Die Geschichte: David Kanchelli ist des Hochverrats angeklagt, wegen seines Versuch, eine Rebellion gegen die repressive "Union" zu organisieren. Kanchelli wird nicht nur zum Tode verurteilt, es ist auch noch sein eigener Bruder, der Präsident, der das Todesurteil unterschreibt. Roes entwirft "die finstere Skizze" eines "auf christlichem Fundamentalismus ruhenden, scheindemokratischen, moralische rigiden und autoritären und im Übrigen bücherlosen Staats", schreibt Fuhrig. Eventuellen Vorwürfen der Eindimensionalität kommt der Rezensent zuvor. Es handele sich nicht um ausdifferenzierte Psychologie, sondern um ein Modell, nämlich um die Mechanismen eines globalen Ausbeutungssystem. Fazit: Michael Roes ist einer der "letzten Idealisten" und sein Buch ein politischer Roman, der viel Freude beim Lesen bereitet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2001

Seit seinem ersten literarischen Erfolg vor fünf Jahren mit dem Roman "Rub' Al-Khalil. Leeres Viertel" kultiviere Michael Roes Vielfalt und Entgrenzung, schickt Friedrich Wilhelm Graf voraus. In seinem jüngsten Roman verbinde Roes den Konflikt der Kulturen, die Grenzen des Verstehens, die Homoerotik und die Kritik am Rassismus der Vereinigten Staaten. Vielleicht hat sich der Autor da ein bisschen viel vorgenommen, jedenfalls so, wie Graf den Inhalt referiert, ist das Buch voller Klischees. Als langweilig bezeichnet der Rezensent zumindest einen Großteil der Handlung, und die Aussagen über die christliche Religion, insbesondere die "christliche Verehrung des Kreuzes", findet er eklig, schlicht und wenig lehrreich.
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