Thor Kunkel

Schaumschwester

Roman
Cover: Schaumschwester
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2010
ISBN 9783882216905
Kartoniert, 277 Seiten, 14,80 EUR

Klappentext

Eine unbestimmte Zeit in naher Zukunft, die Menschheit steht vor einem Problem: Die Erdbevölkerung schwindet drastisch, die sozialen Sicherungssysteme drohen zu kollabieren, die Macht der Politiker zu bröckeln. Nach einem Gipfeltreffen wird der zynische Geheimagent Kolther mit einem heiklen Auftrag betraut: Er soll das Komplott einer Sexpuppenfirrma verhindern, der es gelungen ist, so wirkungsvolle "Schaumschwestern" herzustellen, dass sich die Menschheit, den Puppen verfallen, nicht mehr fortpflanzt. Doch Kolther, der erst nach und nach die Hintergründe seines Auftrags versteht, wird selbst zum Spielball seiner Auftraggeber. Kann er, in Begleitung seiner so schönen wie schlauen Kollegin Lora, das Komplott hinter dem Komplott aufdecken und die Menschheit retten?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.08.2010

Purer Pulp und Sci-Fi, bestens, findet Christoph Haas. Allerdings schwappt Thor Kunkels Gynoiden-Fantasie hier und da immer wieder übers Genremäßige hinaus. Und dann erscheint das Buch Haas rasch zu bildungsprotzend referenziell (Pygmalion, Hans Bellmer!) beziehungsweise zu kulturkritisch. Verträgt sich schlecht mit der ganzen Action, findet er. Richtig fragwürdig wird der Text laut Haas, wenn Kunkel seinem Image als Skandalautor gerecht zu werden sucht und ideologisch wird. Die Parallelisierung des Körperkults von MTV und der Nazis erscheint dem Rezensenten äußerst problematisch.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.08.2010

Recht angetan zeigt sich Rezensent Elias Kreuzmair von Thor Kunkels im Jahr 3011 spielendem Spionageroman "Schaumschwester". Das Buch unterscheidet sich in seinen Augen wohltuend von Kunkels berüchtigten Nazi-Porno-Machwerk "Endstufe" (2004). Dieses war ihm zu grell, zu fahrig, zu lärmend. Dagegen scheint ihm "Schaumschwester", das von einem zynischen Agenten handelt, der eine Sexpuppenfirma ausspionieren und stoppen soll, geradezu dezent und auf den Punkt gebracht. Das Buch kommt für ihn angenehm "comichaft trashig", aber nie "übertrieben pornografisch" daher. Insgesamt ist "Schaumschwester" für ihn eine gelungene Mischung aus "Houellebecqscher Weltuntergangslust und E.T.A.-Hoffmannschen Pygmalionfantasien".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2010

Allzu oft lässt sich dieser Affekt im braven Literaturbetrieb unserer Zeit nicht antreffen, aber man muss es so nennen: Rezensentin Sandra Kerschbaumer findet diesen Roman abstoßend. Das Bild der synthetischen Sexpuppen, mit denen sich die Männer "unter einer wie jähzornig strahlenden Sonne" vergnügen, scheint ihr abgeschmackt. Allzusehr fühlt sie sich an zweitausend Jahre Literaturgeschichte der Homunkuli und Androiden erinnert. Der metaphorische Sinn, den Kunkel diesen Puppen gibt, widert Kerschbaumer noch mehr an: Denn natürlich erfindet er diese Puppen nur, um uns Menschen in unserem neoliberalen Konsumwahn anzuprangern.
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