Michel Foucault

Das Leben der infamen Menschen

Cover: Das Leben der infamen Menschen
Merve Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783883961651
Gebunden, 80 Seiten, 7,67 EUR

Klappentext

Herausgegeben, übersetzt und mit Nachwort versehen von Walter Seitter. Als Michel Foucault im Jahre 1977 den kleinen Text "Das Leben der infamen Menschen" veröffentlichte, kam er damit auf eine Arbeit zurück, die er zwanzig Jahre zuvor in Angriff genommen hatte und die 1961 zur Geschichte des Wahnsinns geführt hatte. Er kam darauf zurück, weil ihn das Sujet und seine Arbeit daran nicht losließen. Wieder und wieder bohrte er in den Schicksalen der Elenden und Missratenen weiter, in denen er eine archäologische Schicht unserer selbst sah.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.07.2001

Franz Schuh erläutert, dass sich Foucault in dem erstmals 1977 erschienenen Text nicht vorrangig mit prominenten "Schreckens- und Skandalmenschen" wie de Sade befasst, sondern mit dem "anstößigen Mönch, dem geschlagenen Weib, dem tobenden Trunkenbold, dem zänkischen Händler" der vorindustriellen Zeit. Diese Menschen sind heute nur noch dadurch präsent, so Schuh, weil sie Mächtigen in die Quere kamen und es daher zahlreiche Dokumente gibt, etwa Anklagen. Foucaults Text ist für Schuh deshalb nicht nur ein Text über "infame Menschen" dieser Zeit, sondern auch ein Text über die Schriften, die von ihnen berichten. Gerade heute, wo es modern ist, über "elendes Leben" Literatur zu verfassen, könne Foucaults Text "nützlich" sein - damit man weiß, "woher das kommt, was sich schließlich als Literatur einbürgerte", so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.02.2001

Fritz Göttler lässt sich nirgends zu explizitem Lob des Buches hinreißen, aber er kann sein positives Urteil, das gleichsam zwischen den Zeilen schwebt, auch nicht verbergen. Der schmale Band, der 1977 erschienen ist und nun wieder auf deutsch greifbar ist, beschäftigt sich mit Familienstreitigkeiten und durch "Anklageschriften ans Licht gebrachtes Fehlverhalten" einzelner Familienmitglieder. Der Rezensent findet darin ein "Kompendium des Hasses" und merkt ihm noch die Bestürzung des Autors und dessen Faszination an. Zwar komme das Buch "ganz beiläufig" daher, aber es versammle "elementare Teilchen" des menschlichen Lebens, wie man das von den "großen Büchern" des Autors kenne, so der Rezensent beeindruckt.
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