Mirjam Pressler

Für Isabel war es Liebe

Roman. (Ab 15 Jahren)
Cover: Für Isabel war es Liebe
Beltz und Gelberg Verlag, Weinheim 2002
ISBN 9783407808912
Gebunden, 323 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Für Isabel ist es Liebe - was es für Daniela ist, weiß sie nicht. Beide sind im Leistungskurs Kunst, und als die neue Lehrerin nach den Ferien auch eine AG "Figürliches Gestalten" anbietet, steht Daniela als Erste Modell. Die AG ist nur für Mädchen, trotzdem ist es irgendwie peinlich und Isabel ganz verwirrt: Kann es sein, dass ihr Mädchen besser gefallen als Jungen? Darf sie so etwas überhaupt empfinden, etwas, das mit Freude und Lust und Schönheit zu tun hat? Kurz vor den Sommerferien hat Isabel erfahren, dass ihre Mutter Brustkrebs hat. Sie ist sofort operiert worden, aber keiner weiß, ob sie leben wird oder sterben. Aber draußen ist Sommer, Isabel ist jung, ihr Körper gesund - und sie ist von Kopf bis Fuß verliebt in Daniela...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.06.2002

Mit diesem Roman hat die vielfach preisgekrönte Jugendbuchautorin und Übersetzerin Mirjam Pressler nun ihren Erstling im belletristischen Fach vorgelegt. Für Rezensentin Roswitha Budeus-Budde ein durchaus gelungenes Debüt. Presslers Roman, eine "Schilderung menschlicher Grenzsituationen", bezieht seine Stärke und Überzeugungskraft nach Einschätzung der Rezensentin vor allem daraus, "dass keinem der Protagonisten ein Schonraum zugestanden wird". Jedes Familienmitglied werde mit seinem Schmerz und seiner Unsicherheit, hervorgerufen durch die Krebserkrankung der Mutter, allein gelassen. Die Rezensentin hebt hervor, dass die Erinnerungen der Tochter Isabel an diese Zeit nicht chronologisch verlaufen und sich einer linearen Erzählweise widersetzen: "Sprunghaft, mühsam und quälend, verbinden sich Gedanken, Gefühle, Erfahrungen, Banales und Wichtiges miteinander." Neben der schwierigen Mutter-Tochterbeziehung nimmt der Leser auch Anteil an einer "intensiven Liebesgeschichte" zwischen Isabel und ihrer Freundin, "deren erotische Szenen", so die Rezensentin kritisch, "manchmal noch ihre Form suchen und einer ästhetischen Gratwanderung gleichen".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.05.2002

Christina Thurner stellt mehrere Jugendbücher vor, die sich das Austesten der bestehenden "Normalfelder" zum Ziel gesetzt haben. Denn Normalität, zieht Thurner den Diskurstheoretiker Jürgen Link heran, sei in unserer Gesellschaft keine feste Größe mehr, sondern eine "gesellschaftlich operative, eine graduelle Kategorie" - normal sei alles, was als nicht besonders störend empfunden wird. Ein Fall von "Selbst-Normalisierung", schreibt Thurner. Die Ich-Erzählerin verarbeitet im erzählerischen Rückblick die Entdeckung ihres Andersseins: sie ist lesbisch. Das Coming out der Erzählerin fällt jedoch mit der Krebserkrankung der Mutter zusammen, so dass die verschiedenen Erfahrungen von der Tochter weder vermittelt noch verarbeitet werden können: Isabels Alltag zerbricht "in Stücke, in verschiedene Welten", zitiert Thurner aus dem Buch. Die Erzählung des Geschehenen setzt diese Bruchstücke in einem assoziativen Erzähl- und Selbstheilverfahren wieder zusammen: einfühlsam, sehr offen und zugleich nachdenklich geschrieben, meint die Rezensentin.