Mirko Bonné

Ein langsamer Sturz

Roman
Cover: Ein langsamer Sturz
DuMont Verlag, Köln 2002
ISBN 9783832160005
Gebunden, 172 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Mario Ries weiß nicht, wie ihm geschieht. Er steht mit seinen Koffern allein auf einem türkischen Flughafen. Eben ist er einem Flugzeugabsturz entgangen. Beim Landeanflug auf Izmir hat er unter sich das Wrack der Maschine gesehen, mit der er hätte kommen sollen. Sein Weiterleben erscheint ihm wie "ein Glück, ein furchtbares Glück". Gerade erst hat ihn seine Frau verlassen, und Mario Ries vermutet, dass der skrupellose Chef der Hamburger Agentur dahintersteckt, deren Marseiller Niederlassung er leitet. In der abgestürzten Maschine saß auch Jacqueline Fontaine, die Leiterin des Kulturamts Marseille. Mit ihr hatte Mario Ries eine Affäre, die ihm seine Karriere verbaute. Jacqueline hat den Absturz überlebt. Warum will sie ihn so dringend sprechen?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.07.2003

Böser Verriss! Mirko Bonnes Roman über einen "leitenden Angestellten aus der Kulturbranche" schildert "drei Tage Kampf, Krampf und Langeweile am Ägäischen Meer", verkündet Rezensent Wolfgang Lange. Worum geht's? Der Kulturmanager Mario Ries, der in Izmir ein europäisches Projekt leiten soll, sieht bei der Ankunft am Flughafen die Trümmer eines abgestürzten Flugzeugs, in dem seine ehemalige Geliebte und ein Mitarbeiter, der ihn ersetzen sollte, starben. Es folgt eine Sinnkrise. Der Roman, so Lange, folgt einem "Standardmodell bundesrepublikanischen Erzählens": Es gibt einen realistischen Plot und die Charaktere haben durchaus ein Seelenleben, jedoch - alles offenbar auf unterstem Niveau. Bonne hat "keinen Sinn für Nuancen", seine Beschreibungen sind "lieblos", Situationen "trivial" und die Dialoge "dürftig", schimpft Lange. Für ihn ist dieser Roman nicht mehr als ein "literarisch aufbereitetes TV-Gericht".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.02.2003

Mirko Bonnés Roman "Ein langsamer Sturz" Roman hat Rezensent Friedhelm Rathjen vor allem wegen seiner Sprache überzeugt. Das Geschehen um die Hauptfigur Mario Ries, der für eine Hamburger Agentur in Izmir eine Dependance aufbauen soll, und dabei mit allerlei "Ranküne, Gehässigkeit, (...) Mobbing, Dissing" von seiten seiner Kollegen zu kämpfen hat, entpuppt sich für Rathjen "spätestens beim Versuch der Nacherzählung als Nicht-Geschehen". Was geschehe, sei eigentlich nur der Taumel der Hauptfigur, deren erratische Aktionen die allumgreifende Lethargie, die sie befangen halte, nicht zu durchdringen vermögen. "Je länger wir Mirko Bonnés Buch lesen", beschreibt Rathjen die eigentliche Qualität des Romans, "desto klarer wird, dass das rudimentäre Geschehen einzig und allein der Suche nach Sätzen dient." Wo im Grunde nichts passiere oder das, was passiere, vage und zähflüssig bleibe, gewinne die Sprache die Oberhand. Als "größten Vorzug" des Romans nennt Rathjen daher, dass Mirko Bonnés Prosa nie glatt und eingängig werde. "Das Geheimnis dieser Prosa", resümiert der Rezensent, "ist die Unerschrockenheit, mit der sie abstrakte, wabernde und inhaltslose Konzepte in konkretes Sprechen zu überführen vermag."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.07.2002

Hans Peter Kunisch ist nach einem "guten ersten Satz" und einem Romananfang, der ihm gelungen scheint, doch enttäuscht von dem Buch. Er sieht in der trostlosen Geschichte des Protagonisten, der in der Tourismusbranche tätig ist, eine starke Parallele zu Houellebecqs Roman "Plattform", den er gleichermaßen als gescheitert ansieht. Denn letztlich gebe auch die präzise Darstellung eines erbärmlichen Lebens nicht viel her und für den Leser sei sie schon nach "drei bis vier einfallslosen Dialogen" nicht mehr besonders interessant. Und so kann er dem Roman, nachdem er den Anfang als "intelligenten wie realistischen Unterhaltungsroman" gelobt hat, im weiteren Verlauf nicht mehr viel abgewinnen, und er beginnt sich zu langweilen. Auch die vielen Nebenfiguren können nicht sein Interesse erregen, und er kritisiert sie als zu blass. Dass dem Autor dann auch, wie er meint, stilistisch "die Luft ausgeht", kann ihn für den Roman nicht mehr gewinnen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.06.2002

Mittelmaß macht keinen Spaß? Doch doch, findet Alexander Kosenina in seiner Besprechung des zweiten Romans von Mirko Bonne. Literarisch geschilderte Durchschnittlichkeit muss genauso wenig langweilen wie diese eher zu "kurzweiliger Unterhaltung abgeschliffene" Geschichte über einen "besseren Jedermann". "Gut für eine Flugreise", empfiehlt der Rezensent. "Von außen" betrachtet, erscheine der "versiert erzählte" Fall eines Werbeagenten nicht sonderlich aufregend, "von innen" heraus jedoch, durch die wechselnde personale Erzählweise (beispielsweise aus der Sicht von Flugbegleitern), gewinne er dennoch an Reiz. Laut Kosenina entführt Bonné den Leser aber nicht mit der "Meisterschaft" eines Georg Klein in "unvertraute" Regionen des Alltags, dazu fehle ihm noch "ein gutes Stück".
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