Monika Krause

Das gute Projekt

Humanitäre Hilfsorganisationen und die Fragmentierung der Vernunft
Cover: Das gute Projekt
Hamburger Edition, Hamburg 2017
ISBN 9783868543148
Kartoniert, 272 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Hilfsorganisationen haben sich dazu verpflichtet, Leben zu retten, Leiden zu lindern und menschliche Grundbedürfnisse zu sichern. Sie helfen Menschen über nationale Grenzen hinweg - ohne Rücksicht auf Rasse, Ethnizität, Geschlecht oder Religion, und sie bieten unverzichtbare Unterstützung bei Erdbeben, Tsunamis, Kriegen und Pandemien. Aber wie entscheiden diese Organisationen angesichts der außerordentlich vielen hilfsbedürftigen Regionen dieser Welt, welche Hilfsprojekte sie wo und für wen anbieten?
Monika Krause taucht in die Entscheidungsprozesse der NGOs ein und entdeckt eine grundlegende Wahrheit: Zwar ist es stets das Ziel der Hilfsorganisationen, den Menschen zu helfen, aber in ganz praktischer Hinsicht liegt der Schwerpunkt ihrer Arbeit darauf, Projekte zu produzieren. Agenturen verkaufen diese Projekte an wichtige institutionelle Geber, und in diesem Prozess werden das Projekt und seine Begünstigten zu Waren auf einem "Projektmarkt". In dem Bemühen, ein erfolgreiches, also gutes Projekt zu garantieren, sind Organisationen dazu angehalten, denen zu helfen, denen leicht zu helfen ist, denn auch die Legitimation vor den Gebern muss gewährt sein. So erhalten häufig diejenigen, denen am schwersten zu helfen ist, keine Hilfe, weil die Aussichten auf einen Projekterfolg fehlen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.01.2018

Friedemann Bieber hat ein paar Einwände gegen das für ihn im Ganzen bereichernde Buch der Soziologin Monika Krause. Dass die Autorin das Geschäft hinter der Barmherzigkeit aufdeckt, findet er prinzipiell gut. Krauses empirischen Fragen zur Praxis von Hilfsorganisationen scheinen ihm sinnvoll, ihr mit Marx unterfüttertes Verständnis von humanitärer Hilfe als Tauschgeschäft schlüssig und die konkrete Beschreibung der humanitären Arbeit aufschlussreich. Der Verzicht auf Fallstudien und das Springen von Interview zu Interview, von Beispiel zu Beispiel führen laut Bieber allerdings dazu, dass oft der Kontext fehlt und die Anschaulichkeit leidet. Auch reflektiere Kraus die ihrem Vokabular impliziten Wertungen nicht genug, kritisiert der Rezensent. Krauses Abriss der Geschichte der humanitären Hilfe überzeugt Bieber wiederum.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.12.2017

Christian Hillgruber erfährt aus Monika Krauses organisationssoziologischer Studie, wie NGOs humanitäre Hilfe leisten, in welcher Eigenlogik sie dabei gefangen sind, und was das für Folgen für die Hilfebedürftigen hat. Die Interviews mit Länderreferenten und Programmleitern humanitärer Hilfsorganisationen, die Krause führt, zeigen laut Rezensent, dass die dort herrschende Eigendynamik relativ unabhängig von Befunden tatsächlicher Bedürftigkeit ist. Gut gefallen hat ihm, dass die Autorin ihre Ergebnisse nicht bewertet, sondern nur zur Diskussion stellt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2017

Judith Raupp freut sich über das sachliche, nicht moralisierende Buch der Soziologin Monika Krause über Sinn und Nutzen humanitärer Hilfe. Die oft hahnebüchende Diskrepanz zwischen der Hilfe und den tatsächlichen Bedürfnissen der Hilfebedürftigen vor Ort kann ihr die Autorin auf Basis langer Recherchen und Gespräche darstellen. Weniger gut gefällt Raupp der akademische Ton des Buches, das jeder lesen sollte, der spendet, wie sie findet. Dass die Autorin keine Lösungswege aufzeigt, findet Raupp bedauerlich.
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