Norbert Miller

Der Wanderer

Goethe in Italien
Cover: Der Wanderer
Carl Hanser Verlag, München 2002
ISBN 9783446198760
Gebunden, 731 Seiten, 50,00 EUR

Klappentext

Literaturverzeichnis und Register von Constanze Baum. Seit Generationen lesen wir Goethes "Italienische Reise" als das größte Reisebuch, als eine der bedeutendsten Autobiografien. In Norbert Miller hat das Werk nun selbst einen Biografen gefunden. In großem erzählerischen Bogen schildert er die Reise und bietet dem Leser zugleich reiche Wissenschaftsexkurse.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

Vom 3. September 1786 bis Ende Mai 1788 war Goethe in Italien. Im Jahre 2002 erschien Norbert Millers Buch über Goethes Italienreise. Das ist für eine Rezension viel zu lange her, aber für jeden, der das Buch noch nicht gelesen hat, kommt dieser Hinweis gerade noch rechtzeitig. Mehr als siebenhundert Seiten und keine davon langweilig. Miller beginnt mit einem Bild, das der aus Berlin stammende, in Rom ansässige Landschaftsmaler Franz Ludwig Catel (1778-1856) ein Jahr vor Goethes Tod malte. Miller erkennt in ihm den Vorläufer Böcklins und Marees. Dann folgt er einer frühen Erkenntnis von Peter-Klaus Schuster, der das Gemälde als eine Illustration zu Goethes Gedicht "Der Wanderer" aus dem Jahre 1772 identifizierte. Goethe, der sein Gedicht in den Wochen schrieb, die er zwischen Frankfurt und dem Kreis der Empfindsamen in Darmstadt verbrachte, die ihn "den Wanderer" nannten, hatte sein Gedicht in einer süditalienischen Landschaft situiert. Ein Menschenalter später hatte Catel den Wanderer aus der Tagtraum-Landschaft in eine heute noch identifizierbare Ansicht des Golfs von Pozzuoli gerückt. Der Realismus seines Bildes wird durch das Zitat des Goethegedichts betont und transzendiert zugleich. Diese Verschränkung von dichterischer Beschwörung und künstlerischer Anschauung nimmt das Grundthema von Goethes Italienreise wie seines ganzen Werkes vorweg...
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2002

In einer Doppelbesprechung beschäftigt sich Ulrich Raulff mit Büchern über die Italienreisen von Goethe und Nietzsche, wobei er zugibt, dass die beiden Bände zwar eigentlich nicht vergleichbar sind, die Reisenden jedoch vergleichbare Erfahrungen gemacht haben. Millers Buch über die Italienreisen Goethes rühmt er als "monumentales Werk", das "jedem Schritt" des Dichterfürsten nachgeht und ihn in seinen zeitgeschichtlichen Kontext stellt. Er würdigt Miller etwas schalkhaft als "Säule der Gelehrsamkeit" und fasst zusammen, dass der Autor "sehr schön", wie er betont, Goethes italienische Reise als "Flucht aus der Flucht" beschreibt. Dieser hatte nämlich erkennen müssen, dass das Italien seiner Vorstellung und das Italien der Wirklichkeit nichts miteinander zu tun hatten, und habe aus dieser Feststellung durchaus gelernt, wie der Rezensent dem Buch entnommen hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.09.2002

Martin Meyer zeigt sich restlos begeistert von dem, was der Berliner Literaturwissenschaftler Norbert Miller aus seinem Werk über Goethes Zeit in Italien gemacht hat. Die Ursache für dieses Gelingen sieht der Rezensent in der Tatsache, dass Miller sich nicht auf die Ergebnisse der Reise beschränke, sondern diese vielmehr "in allen Windungen und Wirrungen", die sie für Goethe mit sich gebracht habe, nacherzähle. Selbstverständlich gehe es unter anderem auch um das Ergebnis der "Italienischen Reise", vor allem aber interessierten die Wege dahin: vom Weggang aus Deutschland über den Stillstand der Dichtung und das verworfene Projekt einer allumfassenden Bildungsgeschichte, über die Neubeurteilung des antiken Ideals und dessen Praktikabilität und Goethe als Landschaftsmaler bis hin zur Wiederaufnahme sowohl der Dichtung als auch der amourösen Abenteuer ab dem Sommer 1787 und der Rückkehr nach Weimar. Über die Art, in der all dies verfasst und versammelt ist, schüttet Meyer ein riesiges Lob aus. Zunächst begrüßt er die Tatsache, dass sich Miller nicht nur auf die nachträgliche "Selbsterfindung" Goethes verlasse, sondern die Geschichte der Reise auch anhand der verschiedensten anderen Quellen nacherzähle, egal, ob diese von Goethe selbst oder von Menschen aus seiner Umgebung stammen. Darüber hinaus begeistert ihn der Stil Millers, der alles andere als verstaubt sei, wobei das Buch auch von dessen Interpretationskünsten und Kenntnissen gleichermaßen profitiere. Das Fazit des verzückten Rezensenten: "Mehr war nicht zu tun."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.07.2002

Norbert Millers Buch über Goethe in Italien, räumt Hermann Kurzke ein, hat durchaus das Zeug zum Standardwerk: Man erfahre viel darin, Mythologisches, Kunstgeschichtliches, Literarisches, Biografisches, alles sei gescheit, gelehrt, erfahren dargestellt. Und trotzdem gefällt das Buch dem Rezensenten nicht. Er sieht darin "viel Bildung und Kopf, wenig Körper und Herz", Goethe bleibe papieren. So moniert Rezensent Hermann Kurzke, dass eine "ältliche Schwermut" das Buch durchziehe, ein unerschütterliches Sichabgefundenhaben. Vor allem gestört, vielleicht sogar gelangweilt, hat den Rezensenten die Gemütsruhe Millers, aus der sich dieser in seinem 730-seitigen Werk durch nichts bringen lasse. Man hört fürmlich einen verzweifelten Hermann Kurzke dem Autor zurufen, er solle sich doch bitte einmal aufregen.
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