Nuruddin Farah

Geheimnisse

Roman
Cover: Geheimnisse
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518411339
Gebunden, 398 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. "Geheimnisse" spielt in Mogadischu, in der Ferne ist das Donnergrollen des Bürgerkrieges zu hören, das Land ist voller Unruhe. Da erhält Kalaman überraschend Besuch - von seiner Kindheitsliebe, die, aus Amerika zurückgekehrt, ein altes Versprechen einlösen will. Die Ankunft Sholoongos holt für Kalaman lange Vergangenes und Vergessenes zurück, Mythen, Geheimnisse und Ängste. Bedrohlicher ist für ihn, dass Sholoongo ein Kind von ihm will, ganz bestimmt und nur von ihm. Kalaman flieht aufs Land, zur Familie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.10.2000

So richtig zufrieden ist der Rezensent Martin Ebel nicht mit Nurrudin Farahs Roman "Geheimnisse", und das liegt nur teilweise an der Geschichte oder den vom Autor benutzten Metaphern, die Ebel als einen Clash aus antiquierten und modernen Bildern versteht. "Dem Autor (zerbricht) der Stil unter den Händen, die Konfrontation der Welten (führt) zu wüsten Brüchen". Was Ebel aber vor allem vermisst, ist die Aufbereitung des Buches durch den Suhrkamp Verlag, denn ohne ethnologische Spezialkenntnisse ist nach seiner Meinung vieles aus dem Buch nicht oder nur fragmentarisch nachzuvollziehen. So bleiben bedauerlich - und wie der Rezensent findet: "unnötig" - viele Fragen offen; auch die zur politischen Lage von Somalia. "Dazu - und auch zur gerechten Beurteilung der stilistischen Schwächen - fehlen die Voraussetzungen." Ebel vermisst erklärende Kommentare, ein Glossar oder zumindest ein detaillierte Einführung/ Nachbereitung, und hält sich deswegen zurück, was die literarische Bewertung von Farahs Roman angeht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.08.2000

Richtig gut findet der Rezensent Rüdiger Wartusch diesen Roman und bezeichnet ihn als "Tragödie mit Happy End". Das Buch zeichnet sich seiner Ansicht nach durch eine "simple äußere Handlung" (des Protagonisten Jugendliebe taucht wieder auf und will ein Kind von ihm), aber "komplexe Zusammenhänge" aus. Diese Komplexität werde dargestellt durch einen konstruierten, verwobenen Text, der "Ausdruck einer Welt ist, die sich auch in einem noch so kleinen Ausschnitt nicht mehr auseinander lösen lässt." Auch Politisches sei zwischen den Betrachtungen der individuellen Schicksale zu finden. Wartusch ist angetan vom Metaphernreichtum, von der Bildlichkeit und Dichtheit der Sprache, die seiner Ansicht nach - trotz einiger Versäumnisses des deutschen Lektorats, auf die der Rezensent verweist - die Qualität des Romans ausmachen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.06.2000

Hans Christoph Buch widmet dem somalischen Autor eine ganze Seite, wobei er nur kurz auf seinen neuen Roman eingeht. Nachdem er Farahs Werdegang nachgezeichnet hat - Farah galt als Wunderkind und ist wegen seines politischen Engagements als "Afrikas führender feministischer Schriftsteller" bekannt - wendet sich Buch dem Roman zu, für den er nur lobende Worte findet. Dies sei keine "kalte Satire", sondern ein vom "Wärmestrom des Erzählens erfüllter" Text, schwärmt der Rezensent. Der Autor beschreibe die Folgen politischer Unterdrückung bis in die Privatsphäre seiner Protagonisten hinein, womit er die "Wurzeln des Terrors" in Somalia überzeugend freilege. Und so sei das Buch schon allein durch die "Fülle des Stoffs überwältigend", wie der Rezensent begeistert bekennt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.05.2000

Verena Auffermann bespricht dieses Buch mit spürbarer Begeisterung - wenngleich sie sich mit überschwänglichen Vokabeln zurückhält. Dass man einen recht plastischen Eindruck von der somalischen Gesellschaft erhält, viel über Religion, Gewalt, aber auch über Weisheit und weibliche Stärke erfährt, gehört für die Rezensentin zu den Stärken des Buches. Auffallend oft jedoch weist sie darüber hinaus auf die "fremden Mythen" und mythologische Anspielungen hin, auf das Geheimnisvolle und rätselhaft Fremde, das den Leser neugierig mache. Dabei überzeugt der Autor durch eine besonders farbige, anschauliche Erzählweise, mit der er den Leser - frei von plakativen Übertreibungen - in eine für Europäer fremde Welt führt, so Auffermann.
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