Paule Constant

Vertrauen gegen Vertrauen

Roman
Cover: Vertrauen gegen Vertrauen
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1999
ISBN 9783627000677
Gebunden, 270 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Michael Kleeberg. In Middleway, im amerikanischen Oxford in der Nähe von Kansas, wachen vier Frauen am Tag nach einem feministischen Kongress im Haus von Gloria Patter auf. Sie ist Organisatorin und Begründerin der "Feminine Studies", eine namhafte Literaturwissenschaftlerin und Frauenkämpferin. Alle vier haben mit weiblichem Selbstbewußtsein exemplarische Karrieren gemacht und ziehen nun Bilanz. Stück für Stück enthüllen sich in Rückblenden die Lebensgeschichten der vier Frauen, knapp jenseits der Lebensmitte und auf dem Zenit ihrer Karrieren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.06.2000

Den ältesten und den jüngsten Roman der französischen Goncourt-Preisträgerin Paule Constant, die jetzt beide zeitgleich auf Deutsch erschienen sind, bespricht Alexandra Kedvec mit viel Verve, wobei sie zu dem Schluss kommt, daß Constant für ihren exotischen Erstling "Ouregano" durchaus den renommierten Literaturpreis verdient hätte, den sie nun für ihr jüngstes Buch "Vertrauen gegen Vertrauen" (mit dem sie Michel Houllebecqs "Ausweitung der Kampfzone überrundete) eher ungerechtfertigterweise erhalten hat.
1) "Vertrauen gegen Vertrauen"
Es fallen wunderbare Formulierungen in dieser eher ablehnenden Besprechung, die vermuten lassen, dass Paule Constants Frauen-Campusroman mit seinem Hang ins Satirische durchaus anregende Wirkung auf die Rezensentin gehabt haben muss. Da ist von "Schnittmusterkatastrophen" der vier gealterten Feministinnen die Rede, die, das gesteht Alexandra Kedvec zu, teilweise "mit feinem Stich ausgeführt worden sind" oder "schöner, sich am Rand der Satire zu verträumten Arabesken kringeln". Dennoch ist Kedvec die Geschichte von Gloria, Babette,Lola und Aurore, die aus wechselnden Perspektiven und in verschiedenen Zeitebenen berichtet wird, zu dürftig, schwankend zwischen Sozialkitsch und Zynismus. Die Autorin kann anders, kann es besser, weiß die Rezensentin, und bedauert, daß Constant nicht beim Sinnlichen und Exotischen geblieben ist, wie sie es in ihrem Debütroman "Ouregano" unter Beweis gestellt hat.
2) "Ouregano"
Dieser Roman der 1944 geborenen Autorin, die heute in Aix-en-Provence Literatur lehrt und selbst in Afrika gelebt hat, wie Alexandra Kedvec zu berichten weiß, ist bereits vor 20 Jahren entstanden. "Ouregano" - Ein beliebiger Ort, ein blinder Fleck auf der Landkarte Kolonialfrankreichs, dessen Leben Constant kaleidoskopartig aus den Augen seiner Bewohner schildert und zusammensetzt. Das ergibt lauter "böse Geschichten" entlang von Rassismus und Langeweile, die Kedvec deswegen so gefallen, weil sie trotz ihrer sinnlichen Sprache und dem exotischen Flair nichts "Tränenfeuchtes darin glitzern, nichts Treuherziges darin lächeln" lassen. Ein Erstlingsroman, meint die Rezensentin, dem der Wille zum Entlarven zwar anzumerken ist, der aber dennoch nuancenreich und lebendig ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.11.1999

Sacha Verna äußert sich eher missmutig zu dem Roman der Goncourt-Preisträgerin - sie hatte sich 1998 gegen Michel Houellebecqs skandalösen Roman "Elementarteilchen" durchgesetzt. Die vier Schicksale intellektueller Frauen, die in einem geschlossen Kreis in einer amerikanischen Universitätsstadt ihre existenziellen Probleme wälzen, findet Verna klischeehaft: "überzeichnete Endzeit-Emanzen".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.11.1999

"Hass gegen Selbsthass" wäre auch ein passender Titel für diesen Roman über vier alternde Frauen aus der Frauenbewegung gewesen, findet Elke Schmitter. Leider fürchtet sie, dass Constants Szenen aus der Wohnküche einer schwarzen Literaturdozentin "keine Spur im Gedächtnis hinterlassen" werden. Der Roman sei ohne Perspektive, die Erzählhaltungen seien unklar und ineinander verschwimmend - man wisse nie so recht, wer aus welcher Szene spreche, die beschriebene Figur oder die Autorin selbst: Darum "teilt sich dem Leser nicht mit, warum ... diese Frauen Interesse und Mitgefühl verdienen sollen - was man zum Leben so braucht."
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