Paulus Hochgatterer

Über Raben

Roman
Cover: Über Raben
Deuticke Verlag, Wien 2002
ISBN 9783216306296
Gebunden, 235 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Ein Mann macht sich an einem Hochwintertag daran, eine senkrechte Felswand zu erklettern. Er bewegt sich entlang einer Verschneidung, die die Wand durchzieht. Der Mann ist auf einen längeren Aufenthalt an der Wand eingestellt und dementsprechend ausgerüstet. Unter anderem trägt er ein Präzisionsgewehr bei sich. In einer höhlenartigen Erweiterung der Verschneidung verschanzt sich der Mann und erwartet diejenigen, die er für seine Verfolger hält. In der Höhle begegnet er auch jenem Kolkraben, der der Geschichte den Namen gibt. Allmählich entschlüsseln sich die Zusammenhänge und es wird klar, was Wirklichkeit ist und was bloße Paranoia ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.02.2003

Auch wenn Paulus Hochgatterer weiterhin in Wien seinem Beruf als Kinderpsychiater nachgeht, kann und sollte man ihn als Schriftsteller ernst nehmen, schmeißt sich Anton Thuswaldner für einen neuentdeckten Autor in die Bresche. Denn Hochgatterer hat einen Roman geschrieben, der von seinen psychiatrischen Erfahrungen profitiert. Erzählt wird die Parallelgeschichte zweier Menschen, die sich beide als Außenseiter fühlen, sich in eine Opferrolle und Rachegelüste hineinsteigern und auf erstaunlich disziplinierte Weise ausrasten. Die gestörte Wahrnehmung, die Innenperspektive der beiden Figuren - ein Mädchen und ein Lehrer - wird nie verlassen und nie in Frage gestellt, berichtet Thuswaldner. In der Folge erscheine die Außenwelt wie eine unnahbare, geschlossene Solidargemeinschaft, eine Schwäche des Gestaltungsprinzips, gibt Thuswaldner zu. Dafür erfahre der Leser positive Irritationen: Sind die beiden Figuren in Wirklichkeit nur eine, fragt sich Thuswaldner und glaubt am Ende die Antwort zu wissen. Verraten wird sie hier aber nicht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.06.2002

Franz Haas stellt ein Buch aus dem Genre "Schulroman" vor und seinen Verfasser, der hauptberuflich als Kinder- und Jugendpsychiater in Wien arbeitet, was ihm, so die These von Haas, literarisch gut bekommt. Der Autor Paulus Hochgatterer könne nämlich zum einen aus dem (Berufs-)Leben schöpfen und zum anderen dem Gerangel im Literaturbetrieb fernbleiben. Das Buch berichtet abwechselnd aus der Perspektive eines ins Gebirge geflüchteten Lehrers, der dort auf seine imaginären Verfolger wartet, und eines dreizehnjährigen Mädchens, einer seiner Schülerinnen, die ziemlich einsam und ziemlich rätselhaft lebt, so Haas. Ihm gefällt, dass der Autor nie eindeutig die Perspektive eines der beiden Protagonisten ergreift. Und weder ist das Kind ein verzogenes Gör noch der Lehrer ein übereifriger Pädagoge, fährt Haas fort. Was die beiden Hauptfiguren miteinander verbindet, bleibe im Vagen, klar sei nur, dass sich beide auf ihren Lebenswegen verirrt hätten und dass "ihnen die Schule nicht geholfen hat".
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