Peter Ensikat

Das Schönste am Gedächtnis sind die Lücken

Cover: Das Schönste am Gedächtnis sind die Lücken
Karl Blessing Verlag, München 2005
ISBN 9783896672735
Gebunden, 320 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Peter Ensikat hat über drei Jahrzehnte lang die Kabarettszene der DDR maßgeblich geprägt. In seinem neuen Buch betrachtet er die Welt gelassen, auf verhalten satirische, höchst amüsante Weise. Er rückt Erich Honecker in eine verblüffende Nähe zum letzten sächsischen König, und er entdeckt erstaunliche Parallelen zwischen sich und einem Satiriker aus brauner Zeit. Und er fragt sich, wie System erhaltend seine Rolle als Kabarettautor mit »hohen staatlichen Auszeichnungen« wohl gewesen sein mag, wo er doch effektiv nichts tat, um das ungeliebte Regime zu verhindern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2005

Der Satiriker Peter Ensikat hat bereits in der DDR "am Rand" gestanden. Diese Position hat er sich auch nach der Wiedervereinigung bewahrt, nicht zuletzt durch seine Hoffnung auf eine Alternative sowohl zum östlichen als zum westlichen System, informiert Franziska Augstein. Das vorliegende Buch, in dem der Autor das Ende der DDR in Beziehung zum Ende der beiden Weltkriege setzt, preist sie begeistert als sowohl "ungemein unterhaltsam" als auch eminent politisch. Erstaunliche Parallelen aber auch Unterschiede der historischen Situationen täten sich auf, die der Autor anhand weniger Personen skizziere, so die Rezensentin interessiert. Als das eigentliche Politische dieses Bandes gilt der Rezensentin die Feststellung Ensikats, er habe mit seinen satirischen Aufführungen, in denen er die DDR kritisierte, im Grunde den SED-Staat noch unterstützt, weil er die Menschen dazu gebracht habe, "mit Lachen hinzunehmen", was sie störte. Besonders interessant fand sie die Feststellung des Autors, wie "auffällig stereotyp" die "Haltungen" waren, die die Menschen nicht nur nach Ende der DDR, sondern auch nach Beendigung des Ersten und Zweiten Weltkrieges eingenommen haben, "um sich wieder einzurichten". Dieses Buch, so Augstein mit Nachdruck, "geht alle Bürger dieses Landes an".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.08.2005

Wenn der Satiriker Peter Ensikat über die "allgemeine Verblödung" oder George W. Bush herzieht, "rattert" sein "Satire-Express" am rasantesten, freut sich Samuel Moser. Ensikat, erklärt er, war einer der bekanntesten DDR-Satiriker und erhielt 1988 den "Nationalpreis der DDR", was für einen politischen Kabarettisten, versteht sich, eine eher fragwürdige Auszeichnung ist. Deshalb beschäftigt sich der vorliegende Satire-Band auch nachdrücklich mit der Frage nach dem "systemverändernden Potential des politischen Kabaretts" und hier kommt der sonst so furiose Autor ins "Stocken", bemerkt Moser, der das allerdings als "Glück" empfindet. Der Auswahlband, findet der Rezensent, enthält zwar allzu viele Texte, die sich mitunter überschneiden, dennoch zeigt er sich "beeindruckt" durch den darin gezeigten Mut zur Selbsterkenntnis. Der Autor mache aus seiner "Enttäuschung" über die Entwicklung nach dem Mauerfall keinen Hehl, sein "skeptisches Ja zur DDR" sei unterm Strich dennoch ein "Nein" zur Vereinnahmung, sei es durch die DDR oder das vereinigte Deutschland, schätzt der Rezensent ein. Der Autor fragt in seinen Satiren auch nach der "eigenen Schuld", die darin liegen könnte, für die DDR zu harmlos gewesen zu sein. Damit sind diese Texte mehr als bloße Satiren, sie sind "Teil einer humanen "Confession"", so Moser eingenommen.
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