Peter Handke

Zwiegespräch

Cover: Zwiegespräch
Suhrkamp Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783518225363
Gebunden, 72 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Der eine erinnert sich noch immer an jenen Theaterbesuch als Schulkind: nicht an das Stück, dafür an das Dekor, die Kulisse. Ein Urbild, das er auf seinen Wanderungen durch die Nachbarorte wiedererkennt, in einer Scheune, dem Haus auf dem Friedhof - und in ständiger Erwartung, dass die Türen aufgehen, die Fenster aufspringen, ein Mensch heraustritt. Der andere erinnert sich an seinen Urahn, den Großvater, der am Isonzo und in Galizien in den Schützengräben lag und mit den Tieren auf seine Art umging, die Schlange auf den Rechen spießte und die Hornissen lebendig im hohlen Baum einmauerte. Für ihn ein Spiel wie die sonntägliche Kartenrunde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.05.2022

Hm, naja, wenigstens ein Vorteil: "Das neue Buch von Peter Handke kommt ohne Pilze aus." Rezensent Tobias Lehmkuhl mäandert nach dieser Anfangsfeststellung dann zwischen Abwinken (die meiste Zeit) und Begeisterung (stellenweise). Abwinkt der Rezensent angesichts der Handkeschen Sprachmarotten, etwa die Superlative mit wie: "stumm, wie ein Mensch nur stumm sein kann". Respekt dann doch wieder für Handke als Wortzauberer, er suche stets nach der zutreffenden Formulierung. Abwinken bei den matten Dialogen über die Großväter, die wir trotz unsrer Schuld lieben. Interesse bei zwei Episoden, die die Grausamkeit der ländlich geprägten Großväter gegenüber Tieren zeigen. Und sind ja nur sechzig Seiten.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.05.2022

Dieser Prosadialog schielt aufs Theater, ohne ganz Theater zu sein, konstatiert Christine Dössel. Laut Rezensentin stellt man sich den Text von Bruno Ganz und Otto Sander im Grabe gemurmelt vor. Also heiter, kauzig, mit englischsprachigen Einsprengseln, die Weltläufigkeit demonstrieren. Sander und Ganz ist das Bändchen auch gewidmet. So kurz es ist, man findet darin den ganzen üblichen Handke, versichert die sehr freundliche Rezensentin. Brutal wird es nur, wenn Handke sich erinnert, wie der Großvater Tiere umbringt. Am Ende gibt es sogar so etwas wie Spurenelemente eines politischen Bedauerns ("heillos - heillos - heillos"), möglicherweise ob seiner Bagatellen zum Massaker von Srebrenica, zu deren Forum sich die SZ damals machte, aber natürlich nicht dingfest gemacht.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.04.2022

Rezensent Rainer Moritz stellt fest, dass es bei Peter Handke nurmehr noch um das eigene Werk geht. Das neue Büchlein kommt dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen und langweilt den Leser dabei auch mal, wenn die zwei im Zwiegespräch versunkenen Freunde über Handkes Theater, über Scheunen oder alte Schlager räsonieren, erklärt Moritz. Ab und zu beschenkt der Autor den Rezensenten aber auch mit "unvergesslichen Bildern", etwa im Zusammenhang mit einem tierquälenden Nazi-Großvater. Ein verspieltes, selbstbezogenes Nebenwerk für Handke-Exegeten, so Moritz.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 26.03.2022

Rezensent Mladen Gladic beobachtet Peter Handke gern bei seinem Spiel mit Erzähler-, Zuhörer- und Leserperspektive. Denn die Grenzen des eigentlich zwischen zwei alten Freunden angelegten "Zwiegesprächs" verschwimmen bei der Lektüre immer mehr: Wer der beiden Freunde nun wer ist, wo eine Erzählerfigur und Situationen aus anderen Werken Handkes reformuliert werden und ob Handke hier nicht am ehesten mit sich selbst spricht, bleibt offen, meint der Kritiker. In jedem Fall geht es ums Nochmal-Erzählen, um Älterwerden, und um die Frage nach der vereinigenden und entzweienden Macht des Erzählens, die der Autor hier wieder kunstvoll bearbeite, lobt Gladic.
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