Peter Nadas

Schöne Geschichte der Fotografie

Filmnovelle
Cover: Schöne Geschichte der Fotografie
Berlin Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783827004017
Gebunden, 132 Seiten, 15,24 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Akos Doma. Parallel zueinander fotografieren ein Mann und eine Frau die Welt, die sie nicht miteinander erleben können. Da ist ein verzweifelter junger Mann, der sich in seiner Dachkammer aus dem Fenster stürzen und dabei den eigenen Tod auf der Fotoplatte festhalten will. Und da ist eine mondäne junge Frau, die im gleichen Augenblick an der Seite eines alten Barons mit dem Ballon in die Lüfte steigt, um mit ihrer Plattenkamera Bilder von der Erde aufzunehmen, während sie wehmütig an ihren verlassenen Geliebten denkt. Im Sturm über der Bucht von Triest beendet ein epileptischer Anfall der jungen Fotografin das Unternehmen. Kornelia wird in ein Sanatorium eingeliefert, wo sie bald vergeblich versucht, sich der Welt noch durch deren genaues Ablichten zu versichern. Traum, Wahn und Wirklichkeit gehen allmählich eine unlösbare Verbindung ein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.08.2002

Wie der ungarische Erzähler und Fotograf Peter Nadas den Leser in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts entführt und sämtliche Register des postmodernen Erzählens zieht, um die suggestive Kraft der Bilder zu erkunden und seine Protagonisten von einer emotionalen Krisen in die nächste stürzen zu lassen, gefällt Nicole Hennberg ausgezeichnet. Dass wir dabei den Zauberberg noch einmal besichtigen und de Sades Verliese, dass wir uns den "barock überladenen, anarchisch gestylten Bildern" eines Peter Greenaway ausgesetzt finden - die "ironische Verdichtung" macht's zum Genuss. Und die solcherart sich gestaltende "Überfrachtung des Textes" entpuppt sich als erzählerisches Kalkül dieser "gelungenen Künstler-, Seelen- oder Filmnovelle".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.01.2002

Auf reichlich verwirrende, aber keineswegs verworrene Weise bringt, darf man Thomas Grobs Rezension glauben, Peter Nadas in diesem kurzen Roman Literatur und Fotografie zusammen. Vieles an der Handlung bleibt offensichtlich unklar, in ihrem Zentrum jedenfalls steht die Fotografin Kornelia, die in Szenen "stets am Rande des Grotesken" verwickelt wird - am Ende begeht sie einen Selbstmord, der auf einer Fotografie festgehalten wird. Eigentlich, so Grob, ist die Story aber ohnehin nicht weiter wichtig, vielmehr geht es um die "Muster", die sich im raffinierten Textgewebe herauszubilden beginnen. Nach und nach entspinnt sich so ein "Dialog von Fotografieren und Schreiben", das Buch gelangt auf "verschlungenen Irrpfaden" an ein Ende, das keines ist. Dem Rezensenten hat's gefallen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.11.2001

Das kleine "capriccio meccanico filosofico" des ungarischen Schriftstellers Peter Nadas hat einen ganz und gar eigenen Reiz, schwärmt Jochen Jung, der sich strikt weigert, dem Leser seiner Besprechung etwas über den Inhalt des Buchs zu verraten. Stattdessen ergeht sich der Rezensent in seiner großen Faszination für die Form des Textes. Der beginnt wie eine Novelle der Romantik, wird auf dem Zauberberg fortgesetzt und endet in einem Fest für Boris, meint Jung. Erinnert hat den Rezensenten diese Technik an ein Pastiche, in dem der Autor seinen Leser in einem zweigestrickten Rollenspiel mit unerwarteten Stromstößen überraschen und entzücken will. Und das sei Nadas gelungen. Der Text ist schön ausgeklügelt, leicht delirierend in Gang gesetzt, kühl kalkuliert und dann von der Leine gelassen, schreibt der deutlich verzückte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.08.2001

Der Rezensent Volker Breidecker erwähnt zunächst jenen Fotoband ("Etwas Licht") des Autors, deren Bilder er einige im vorliegenden Buch in Worte übersetzt findet. Und das geht so (wobei der englische Titel des Buches "A lovely tale of photography", wie Breidecker schreibt, "die darin ins Epische übersetzten Entwicklungsprozesse von Bildern aus der Dunkelkammer des Bewusstseins genauer und schlichter benennt"): Nach Art einer Filmnovelle nämlich, erzählt in kurzen, messerscharf geschnittenen Sequenzen und mit einer eleganten Erotik in Wort und Bild, die Breidecker lang nicht mehr erlebt hat. Der Leser folgt ihm gerne, stellt er fest und hofft, dass Nádas sobald nicht aufhört, "sich zu erinnern, zu erzählen und schöne Bilder zu machen."
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