Ales Steger

Logbuch der Gegenwart

Taumeln
Cover: Logbuch der Gegenwart
Haymon Verlag, Innsbruck 2016
ISBN 9783709972335
Gebunden, 168 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Slowenischen von Matthias Göritz. Ein bestimmter Tag im Jahr, ein bestimmter Ort auf der Welt: Für sein  "Logbuch der Gegenwart" geht Aleš Šteger dorthin, wo die Wunden unserer Zeit klaffen. Jeweils exakt zwölf Stunden nimmt er sich, um seine Eindrücke festzuhalten, die durch seine Augen und Hände direkt aufs Papier fließen. So entstehen seltene Momente der Wachheit, die den Leser/die Leserin direkt ins Herz unserer Gegenwart führen.  Ljubljana, Platz der Republik, am Tag des prophezeiten Weltuntergangs; Minamisōma nahe dem Atomkraftwerk von Fukushima; Mexico City während einer Demonstration gegen den Umgang der Regierung mit dem Mord an 43 Studenten; Belgrad, Busstation, Zwischenstopp syrischer Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Ungarn - mit einem Blick durch seine Augen führt uns Šteger direkt in das Herz des Phänomens. Mit einem Vorwort von Péter Nádas und vielen Fotoaufnahmen des Autors an den Schauplätzen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.01.2017

Rezensent Nico Bleutge freut sich, dass nun mit dem "Logbuch der Gegenwart" ein erster Teil von Ales Stegers 2012 begonnenem Projekt vorliegt: Der slowenische Dichter begibt sich an verschiedene Orte, um dort ohne vorherige Recherchen rein "instinktiv" zu schauen und das Gesehene zu notieren, informiert der Kritiker und bewundert, wie Steger Wahrnehmungen, Fotos, Gedanken und O-Töne miteinander verknüpft. So begleitet Bleutge den Autor etwa in ein Kaufhaus in Ljubljana, wo er eine Massendemonstration beobachtet, oder in die Nähe von Fukushima, wo er in der Bibliothek einer kleinen Küstenstadt die Menschen und die Landschaft nach der Reaktorkatastrophe porträtiert und den medialen Bildern entgegenstellt. Dass sich Steger gelegentlich zu einigen moralisierenden Deutungen hinreißen lässt, findet Bleutge allerdings ein wenig störend.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 05.11.2016

Herbert Wiesner ist beeindruckt, wie sich Ales Steger sich immer wieder ungeschützt der Wahrnehmung aussetzt. So auch in diesem Logbuch, das den Autor nach Ljubljana, Belgrad oder Fukushima führt. Alles andere als nüchtern protokollierend, meint Wiesner, sondern empathisch, respektvoll und mit behutsam einsetzender Sprache gelingt es Steger so, Wirklichkeiten zu vermitteln. Wie Steger etwa den Begriff Scham erkundet, indem er Flüchtlingen zuhört, die über ihr Schicksal berichten, hat Wiesner sichtlich berührt. Scham wird zu Buße, die Reise zur Pilgerschaft bei diesem Autor, meint er.