Peter Weiss

Die Ästhetik des Widerstands

Hörspiel. 12 CDs
Cover: Die Ästhetik des Widerstands
DHV - Der Hörverlag, München 2007
ISBN 9783867170147
CD, 59,00 EUR

Klappentext

12 CDs, 630 Minuten. Inszenierung: Karl Bruckmaier. Sprecher: Robert Stadlober, Peter Fricke u. a. Mehr als acht Jahre schrieb Peter Weiss an seinem Hauptwerk über den kommunistischen Widerstand gegen den Faschismus. Geschichtliche Trauer und Erinnerungsarbeit und zugleich das Bewegendste, was über Widerstand zu schreiben war. Mit gleichsam filmischen Mitteln montierte Weiss historische Szenen und Fragmente, verband Vergangenheit und Gegenwart in Dialogen und reflektierenden Passagen. Karl Bruckmaier montiert nun die Rollen des jugendlichen (Robert Stadlober) und des gealterten Peter Weiss (Peter Fricke) als Erzählerstimmen mit den übrigen Figuren und dezenten Soundcollagen zu einem Hörspielkunstwerk.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.06.2007

Christiane Zintzen preist die 630 Minuten Hörerfahrung mit Peter Weiss' "Die Ästhetik des Widerstands" als Chance für eine neuerliche Beschäftigung mit einer "intensiv instrumentierten Reflexion" über "akute und strukturelle Gewalt". Zintzen lobt den gekonnten Umgang mit dem Epos als eher unkonventionellem Hörstück und schreibt von einer "sprechmusikalischen Ineinanderfügung der Stimmen" durch den Regisseur Karl Bruckmeier und der das Monumentale des Textes sichtbar machenden stimmlichen Entsprechung von Vor- und Rückschau. Große "Sprechoper", findet Zintzen, die selbst angesichts einer kargen klanglichen Ausgestaltung (mal Stille, mal Rock-Akkorde, mal Feld-O-Töne) nichts vermisst, nur staunt, wie nah Sprache ans Visuelle heranzureichen vermag.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.05.2007

Mehrere Werke von und über Peter Weiss bespricht Jörg Magenau in einer ausgreifenden Kritik. Auf die 12-stündige Hörspielfassung von der "Ästhetik des Widerstands" geht er nur kurz ein, aber er lässt große Zweifel durchblicken, ob sie eine adäquate Form für dieses Werk darstellt. Da Magenau selbst mit der "Ästhetik" intensive Lektüreerfahrungen in einer studentischen Lesegruppe gemacht hat, ist es für ihn geradezu unakzeptabel, diesem sperrigen, umfangreichen und schwierigen Text einfach nur entspannt zuzuhören.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.04.2007

Weit holt Dietmar Dath aus für seine Besprechung der ihrerseits weit ausholenden und nicht weniger als 630 Minuten Lebenszeit in Anspruch nehmenden Hörspielfassung von Peter Weiss' großem Roman "Ästhetik des Widerstands". So verortet Dath das Werk historisch genau in der Phase linker Desillusionierung nach der gescheiterten Studentenrevolte - und begreift es als Peter Weiss' Versuch, die kommunistische Utopie in die Ästhetik zu verlagern, um sie in dieser Form aber zur möglichen Reaktivierung im Gesellschaftlichen vorrätig zu halten. Karl Bruckmaiers vor nötigen Eingriffen in das kaum zu bändigende Werk nicht zurückscheuende Version hält Dath für überaus gelungen. Die Entscheidung, den großen monologisierenden Erzähler auf zwei Sprecher aufzuteilen - Peter Fricke als älteren, Robert Stadlober als jüngeren Mann - scheint dem Rezensenten ebenso richtig wie die Bevorzugung knapperer Passagen gegenüber den "imposanten Wandteppichabsätzen" des Romans.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2007

Tobias Lehmkuhl erhofft sich von der 12-stündigen Hörspielfassung von Peter Weiss' "Die Ästhetik des Widerstands", dass das kaum mehr gelesene Werk wieder mehr rezipiert wird. Er ist von Karl Bruckmaiers Regiearbeit durch und durch begeistert und lobt, dass Bruckmaier insbesondere den Rhythmus des Buches in sein Hörspiel zu übertragen wusste. Die Entscheidung, aus der Erzählinstanz bei Weiss zwei Erzählerstimmen zu machen, findet der Rezensent außerordentlich gelungen, die Besetzung dieser Stimmen mit Robert Stadlober als jüngerem Mann und Peter Fricke als älterem Erzähler sehr glücklich. Gerade vom "Ernst" der Sprecher, der sich überhaupt durch die gesamte Inszenierung zieht, ist Lehmkuhl sehr angetan. Er sieht diese Atmosphäre von der musikalischen Untermalung von David Grubbs und den unterlegten Geräuschen wie Flügelschlagen oder Steineschaben noch verstärkt. Da sich das Hörspiel trotz seiner zwölf Stunden Länge neben dem tausendseitigen Roman noch wie eine Kurzfassung ausmacht, findet es Lehmkuhl besonders hervorhebenswert, dass es Bruckmaier gelingt, alle wichtigen Themen nicht nur anzuschneiden, sondern ausreichend zu entwickeln.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter