Klappentext
Seit wann und aus welcher Interessenlage heraus ist der Begriff der liberalen Demokratie eigentlich politisch sinnfällig geworden? Und wie hängen unsere analytischen Konzepte mit den institutionellen Kontexten sowie mit den Konflikten zusammen, die sie bloß zu beschreiben vorgeben? Philip Manow skizziert eine mit der jüngsten Entwicklung der politischen Institutionen sowie der dadurch ausgelösten Krise systematisch verwobene Begriffsgeschichte unserer demokratischen Gegenwart. Dabei deutet der Politikwissenschaftler die derzeitige Krise als Konsequenz der Epochenschwelle von 1989/90. Generell zeigt sich: Unsere Ontologien sind immer historisch und deswegen auch immer politisch. Dies gilt im Besonderen, wenn es sich um Ontologien des Politischen handelt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.06.2024
Ein ausgesprochen anregendes Buch hat Philip Manow geschrieben, findet Rezensent Oliver Weber, und zwar weil es mit den geläufigen Erzählungen von der liberalen Demokratie und ihrer populistischen Feinde, die sie urplötzlich und ohne erkennbaren Grund angreifen, aufräumt. Vielmehr hat, so die von Weber zusammengefasste These, die liberale Demokratie ihre Krise selbst hervorgebracht, und zwar durch ihre zunehmende Verrechtlichung und die damit einhergehende Verengung des Politischen. Als Beispiel nennt Manow Weber zufolge Osteuropa, wo die Transformationen hin zur Marktwirtschaft auch von einer starken Verfassungsgerichtsbarkeit vorangetrieben wurden. Eben weil viele Politikfelder nicht mehr im Parlament abgebildet werden, entsteht laut Manow eine Fundamentalopposition, die sich gegen das System selbst richtet. Etwas mehr Detailarbeit hätte dieser grundsätzlich schlüssigen These gut getan, meint der Kritiker, der zudem anmerkt, dass neben Verrechtlichung möglicherweise auch andere Mechanismen, wie etwa die ökonomische Globalisierung, zu Problemen im politischen Feld geführt haben könnten. Auch mit konkreten Empfehlungen hält der Autor sich zurück, bemängelt er. Dennoch empfiehlt er ein wichtiges Buch, weil es dabei helfen könnte, die Probleme nicht immer nur bei den anderen, sondern auch einmal bei sich selbst zu suchen.
Buch in der Debatte
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