Ralf Rothmann

Shakespeares Hühner

Erzählungen
Cover: Shakespeares Hühner
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518422489
Gebunden, 211 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

In einer der neuen Erzählungen Ralf Rothmanns denkt Fritzi, eine junge Gitarristin, über William Shakespeare nach und findet: "Verglichen mit den Sorgen und Nöten seiner finsteren Gestalten sind wir eigentlich nur Hühner oder? Shakespeares Hühner. Wir machen ein unglaubliches Gegacker um lauter Kram - Prüfungen, Lockenstäbe, Handymarken, Geld - und wissen insgeheim doch alle, dass es nicht das Wahre ist. Dass nichts das Wahre sein kann hinterm Hühnerdraht." Dramatische oder auch beglückende Wendepunkte im Leben schildert dieses Buch, und ob wir nun vom Selbstbetrug eines sterbenden Stasi-Beamten, von einer missratenen Orgie an der Ostsee, vom Wiedererwachen einer Liebe in einem japanischen Kloster oder vom Gedächtnis des Schnees hören: "Es ist ja nicht dieser oder jener Zustand, der das Leben ausmacht", sagt Fritzi. "Es sind die Übergänge, wie in der Musik. Manchmal denke ich, sogar der Tod ist nur ein Akkordwechsel."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.07.2012

Hellauf begeistert ist Markus Clauer von Ralf Rothmanns Erzählungsband "Shakespeares Hühner", an dem er insbesondere die Authentizität der geschilderten Figuren und Situationen zu schätzen weiß. Der Autor, aus dem Ruhrgebiet stammend und ehemaliger Maurer, wie der Rezensent berichtet, verstehe es in unnachahmlicher Weise, sich in die Befindlichkeit von Außenseitern einzufühlen. Vehaltene Kritik äußert der Rezensent nur an Rothmanns Bemühen, die Milieus und Perspektiven zu diversifizieren und damit gelegentlich das bewährte Terrain zu verlassen - wenn es nach Clauer geht: lieber Männer in Deutschland als Frauen in Frankreich beschreiben! In seinen stärksten Momenten, von denen es, wie der Rezensent versichert, viele gibt, erinnere ihn Rothmann an John Steinbeck und lasse sogar "die Tatsache, dass sich das jemand ausgedacht hat", vergessen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.05.2012

Rezensentin Kristina Maidt-Zinke hat Ralf Rothmanns neuen Erzählband "Shakespeares Hühner" mit gemischten Gefühlen gelesen. Einerseits erkennt sie hier - in neu erprobten Rollen und Milieus - zwar den Autor wieder, den sie für sein Einfühlungsvermögen, seine Eleganz und seine "Bodenhaftung" schätzt, andererseits vermisst sie aber doch das "Wundersame" seiner bisherigen Erzählungen. So liest die Kritikerin hier eindrucksvolle Geschichten von geheimnisvollen Tieren oder sensiblen jungen Männern, die sich beispielsweise ins Rotlichtmilieu verirren, muss leider aber auch gestehen, dass ihr etwa die titelgebende Erzählung um die pubertäre Fritzi, die bei der Schulaufführung von Shakespeares Othello nicht nur Hünen mit Hühnern verwechselt, sondern sich auch in die selbstbewusste Dinah verliebt, zu "Brigitte-kompatibel" erscheint.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.2012

Bewundernd und liebevoll berichtet Rezensent Hubert Spiegel von diesen Erzählungen Ralf Rothmanns, in denen ihm wieder einmal die häufig gefeierte Präzision und Menschenliebe des Autors begegnen. Es sind nur acht Erzählungen in diesem Band, manche sehr kurz, zwei etwas länger, so Spiegel. Manche sind aus bekannten Perspektiven schüchterner junger Männer mit einfacher Herkunft und genauester Wahrnehmung erzählt, andere, so Spiegel, nähern sich für Rothmann neuen Milieus an: so figurieren auch Opernsänger, Schriftsteller und gleichgeschlechtliche Liebe in diesen Erzählungen. Spiegel lobt dann auch noch, wie Rothmann über Tiere schreiben kann und endet mit Rothmanns Steinbeck-Hommage, die eigentlich gar nicht möglich sei, so kitschig klingt sie für Spiegel in der Nacherzählung, und die Rothmann doch gelungen sei, weil er die Wirklichkeit jenseits der Fakten suche - und weil er wisse, dass auch Luftschlösser eine Statik brauchen.
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