Richard Obermayr

Das Fenster

Roman
Cover: Das Fenster
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2010
ISBN 9783902497703
Gebunden, 298 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ist die Kugel, die durch diesen Roman fliegt, je abgefeuert worden? Und wenn ja, wird sie ihr Ziel erreichen, oder wird die Verlangsamungstaktik des Erzählers diesen Schuss aufhalten können? Dies ist die Geschichte einer Familie, die unter den Folgen eines Ereignisses leidet, für das es zwar viele Vorzeichen und Hinweise gab, das aber womöglich nie stattgefunden hat. Richard Obermayr hat einen Roman über das flüchtigste und zugleich unwiederrufbarste Element geschrieben: die Zeit. Tag für Tag geht sie durch uns hindurch und häuft sich als eine Vergangenheit auf, von der wir nicht wissen, was mit ihr geschieht. Ist es möglich, dass diese gelebte Zeit hinter uns weiterreift, ja dass jene Teile unserer Persönlichkeit, die wir zurücklassen mussten, um die zu werden, die wir heute sind, sich hinter unserem Rücken, hinterrücks, gegen uns verbünden? Was ist, wenn eines Tages die Vergangenheit uns nicht mehr braucht und ohne uns weiterlebt?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.07.2010

Für Anton Thuswaldner ist Richard Obermayer ohnehin der "Großmeister der Literatur gewordenen Lebensuntüchtigkeit", und als solcher erweist er sich in seinen Augen auch in seinem neuen Roman "Das Fenster". Ein verzweifelter Erzähler versucht, mittels Rekonstruktion und Ästhetisierung eines Kindheitsraumas Herr zu werden, erfahren wir. "Erzählen" kann man allerdings Obermayers dem Musil'schen Möglichkeitssinn und der Andeutung verpflichtete Schreibweise aber nur unter Vorbehalt nennen, meint Thuswaldner. Übrigens stellt er bei aller Düsternis und Verzweiflung ein gerütteltes Maß an Spielfreude und Sprachwitz in Aussicht. Und wo bei so viel "unruhigem Grübelgeist" des Helden die Konturen zu verfließen drohen, schafft Obermayer mit wiederkehrenden Motiven Struktur, vermerkt der Rezensent zudem dankbar. Der Roman ist nicht auf die Schnelle zu goutieren, aber "mit ihm werden wir fortan leben müssen", warnt Thuswaldner, und das ist als Kompliment zu verstehen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.06.2010

Höchst fasziniert ist Florian Kessler von Richard Obermayrs zweitem Roman, den er als anspruchsvolles, mitunter gar "zermürbendes Wagnis" würdigt. Denn eigentlich geschieht so gut wie nichts in diesem Buch, mit seinem ständigen Kreisen um die Ereignislosigkeit eines Kindheitssommers, in dessen Mitte ein nur angedeutetes Trauma steht, erklärt der Rezensent. Der Ich-Erzähler versucht in steter Wiederholung und mit wechselnden Bildern und Vergleichen sich dieser Kindheit zu nähern, so Kessler, der das eigentliche Experiment des Romans darin sieht, mittels Sprache nicht Wirklichkeit abzubilden, sondern neu zu schaffen. Ein höchst ambitioniertes Unterfangen, das vom Leser viel Durchhaltevermögen fordert, aber auch mit "kantiger Schönheit" und "poetischer Kraft" belohnt, so man sich auf dieses Abenteuer einlässt und das Buch nicht entnervt zur Seite legt, verspricht der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2010

Eine begeisterte Daniela Striegl preist Richard Obermayrs Roman "Das Fenster", den sie aber zunächst mit eher abschreckenden Attributen belegt. Sperrig, redundant und im Grunde gar keine "richtige Geschichte" sei dieses Buch, bei dessen Zusammenfassung sich die Rezensentin nicht eben leicht tut. Soviel wird klar, es handelt sich um eine tragische Familiengeschichte, an die sich ein verstörter Ich-Erzähler erinnert, dessen Mutter sich umgebracht hat. Es handele sich um einen Zeitroman, dessen Behandlung des Themas Zeit man am ehesten mit dem Hinweis auf Harold Ramis' "Und täglich grüßt das Murmeltier", Hannelore Valencaks "Das Fenster zum Sommer" und Tom McCarthys "8 1/2 Millionen" veranschaulichen könnte, meint die Rezensentin. Dunkel bleibt das Rätsel dieser unglücklichen Familie, obwohl dieser Roman geradezu "unheimlich minutiös" sei, so Striegl. Deshalb empfiehlt sie wohl auch, sich dieses Buch "häppchenweise" zu Gemüte zu führen, aber nichtsdestotrotz stellt der Roman für sie ein "Ereignis" dar, wie man es "nicht alle Tage liest".
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