Xaver Bayer

Die durchsichtigen Hände

Erzählungen
Cover: Die durchsichtigen Hände
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2008
ISBN 9783902497420
Gebunden, 168 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Das Leben kann einem eine Menge Rätsel aufgeben, vorausgesetzt, man schaut mit wachen Augen in die Welt. Die Luftmatratze, die hinausgeschoben wird aufs offene Meer - welche Geschichte endet oder beginnt da? Die hermetisch verschlossene Box - entwickelt sie sich, einmal im Zimmer abgestellt, nicht ganz schnell zum magischen Zentrum des Denkens und Handelns? Der Abstieg - kaum glaubt man, endlich seinen Weg gefunden zu haben, weicht das Vertraute neuerlich zurück. Und man selbst, kann man sich denn wenigstens auf sich selbst verlassen? Darauf, dass man richtig wahrnimmt? Richtig reagiert? Etwa wenn der Schrei eines Mädchens durch die Wände dringt oder wenn bei einer Wanderung zu den Quellen des Wasserfalls einer nach dem anderen zurückbleibt? Nicht unbedingt. Und dennoch liegt über den Erzählungen ein gelöster, heiterer Ton.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.12.2008

Zur Schau gestellte Langeweile kann auch "durchdachte Kunst" sein, lässt uns Paul Jandl im Hinblick auf die neuen Erzählungen des österreichischen "Originaltalents" Xaver Bayer wissen. Neben dem von Bayer bereits früher umkreisten Thema des Ennuis eröffnet der Band dem Rezensenten ein düsteres "Arsenal der Seltsamkeiten". Gedehnte Zeit, Räume ohne Boden und Figuren, die wie der Rezensent beim Lesen nicht wissen, ob sie noch schweben oder schon fallen. Dahinter, versichert Jandl, stehen allerdings "präzises Handwerk" und "hohe Musikalität" und die Parataxe als dazu passende syntaktische Form. Überzeugt davon, dass solche Prosa keine Pointen braucht, hat Jandl nur eines auszusetzen: Die Ungelenkheit des Autors beim Versuch, sich poetologisch auszudrücken (so im Text "Engagierte Literatur"). Das, findet Jandl, darf er gerne lassen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.10.2008

Angetan zeigt sich Julian Weber von Xaver Bayers Erzählungsband "Die durchsichtigen Hände". Er bescheinigt dem Autor einen Hang zu "groteskem Humor" und würdigt ihn zugleich als "Meister der nüchternen Beschreibung". Bayers höflich-distanzierte Figuren lassen sich seinen Informationen zufolge aus der Bahn werfen von der Absurdität der menschlichen Existenz, ohne dabei an einem tiefen Weltekel zu leiden. Lobend hebt Weber die Fähigkeit des Autors hervor, Situationen in kurzen Sätzen zu skizzieren und dabei Aktivitäten wie Auto fahren oder vor dem Fernseher abhängen "wie ein Kunstwerk" zu beschreiben. Vor allem erzähle der Band sprachlich ideenreich und "angenehm ereignislos" von Begebenheiten und Stimmungen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.10.2008

Die Erzählungen des jungen Wieners Xaver Bayer finden den Beifall des Rezensenten. Als Meister des makabren Humors und der Konstruktion auswegloser und grotesker Situationen lobt ihn Michael Braun. Mit Vorliebe schickt Bayer die von der Sehnsucht nach dem Neuen und Anderen getriebenen Protagonisten in den parabelhaften Versuchsanordnungen an den Rand des Abgrunds, um sie kurz vor dem Absturz wieder zu Bewusstsein kommen zu lassen: Wanderer verirren sich, Schwimmer verlieren das rettende Ufer aus den Augen, ein Amokläufer setzt sein Bekenntnisschreiben auf. Auch wenn Bayers literarische Vorbilder, wie Kafka und Borges, manchmal motivisch überstrapaziert werden, erzeugt die "Fabulierkraft" Bayers lang andauernde "metaphysische Schwindelgefühle" beim Rezensenten, der in dieser rabenschwarzen Prosa ein "nihilistisches Glück" am Werk sieht.