Richard Powers

Orfeo

Roman
Cover: Orfeo
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014
ISBN 9783100590251
Gebunden, 492 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Manfred Allié. Nach "Der Klang der Zeit" ein großer Roman über Musik, das Rätsel der Kreativität und die fragile Geborgenheit der Familie Erzählt wird die Geschichte von Peter Els, der an der Ostküste der USA Professor für Musik ist. In den wilden Siebzigern waren seine Stücke Avantgarde. Jetzt will er der DNA ihre musikalische Struktur ablauschen und mit Molekülen komponieren. Bis die Homeland Security in sein Labor stolpert und ihn verhört, denn nach dem 11. September ist jeder verdächtig. Auf einer Fahrt quer durch die USA flüchtet Els vor dem FBI, erinnert sein Leben und sucht seine Familie ein spannendes Roadmovie voller Emotion und funkelndem Geist, unserer Gegenwart und ihren Themen immer einen Schritt voraus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.11.2014

Mit viel Lob bespricht Rezensent Tilman Urbach Richard Powers' Roman "Orfeo", der in seiner Abstrusität umso erschütternder wirkt, da er von realen Ereignissen inspiriert wurde. Der Kritiker folgt hier dem intellektuellen Avantgarde-Komponisten Peter Els, der bei dem Versuch, eine Melodie in den genetischen Code eines Bakteriums einzuschreiben ins Visier des amerikanischen Staates gerät und als vermeintlicher "Bioterrorist" bald quer durch die USA verfolgt wird. Insbesondere bewundert Urbach zwei Dinge an Powers' Roman: Zum einen gelinge es dem Autor, die kryptischen Experimente der neuen atonalen Musik amüsant zu persiflieren und zugleich so zu beschreiben, dass sie während der Lektüre nahezu hörbar werden. Zum anderen lernt der Rezensent den Autor hier als herausragenden Kenner und Kritiker der maßlosen amerikanischen Überwachungsmaschinerie kennen. Und wie Powers all das in Worte zu fassen vermag, ringt Urbach schließlich höchste Anerkennung ab.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.10.2014

Richard Powers elfter Roman "Orfeo" hat Rezensent Thomas Steinfeld schlicht umgehauen. Ein "gelehrtes" Buch, brillant konstruiert, dabei auch noch spannend, bewegend, poetisch und einfach schön, schwärmt der Kritiker, der darüber hinaus betont, dass Powers selbst Dave Eggers Verschwörungsfantasien in den Schatten stellt, denn hier liest er die jüngsten Formen staatlicher Überwachung detailliert, präzise und konsequent durchdacht. Gebannt folgt der Rezensent der Geschichte um den pensionierten Musiklehrer Peter Els, der in einem biochemischen Hobbylabor versucht, die DNS bestimmter Bakterien für Töne und Klänge zu nutzen und bald vom FBI observiert wird. Steinfeld fühlt sich nicht nur an den realen Fall des Biokünstlers Steve Kurtz erinnert, sondern liest auch, wie sehr das menschliche Leben spätestens seit den Enthüllungen Edward Snowdens von Überwachung dominiert wird. Ein eindringliches Buch über die Vollendung der Schönheit und die Vollendung der Macht, das nicht zuletzt durch seine Sinnlichkeit besticht, lobt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2014

Einmal mehr beschäftigt sich Richard Powers mit den großen Fragen unserer Zeit, schreibt Rezensentin Leonie Feuerbach nach der Lektüre des Romans "Orfeo", der die neuesten Entwicklungen der Biotechnologie nachzeichnet. Sie liest hier die Geschichte eines besessenen Komponisten, der nicht nur ein Leben lang nach der perfekten Melodie sucht, sondern diese schließlich auch in die DNA von Bakterien einschreiben will. Darüber hinaus muss er auch noch vor paranoiden amerikanischen Sicherheitsbehörden fliehen, da diese in dem heimischen Labor eine osmanische Partitur entdecken und ihn des Terrorismus verdächtigen. Feuerbach attestiert diesem Roman nicht das typische Powers-Problem, seine Figuren mit der Schwere der Themen zu erdrücken: Der Figur folgt sie gern, angetan ist sie aber vor allem von Powers' intensiven und schönen Beschreibungen der musikalischen Leidenschaft. Allerdings hätte sie sich gewünscht, dass sich ihr während der Lektüre das geschilderte Problem um Bio-Terrorismus und die Macht der Bakterien erschließt.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 13.09.2014

Elmar Krekeler macht zwiespältige Erfahrungen mit Richard Powers' neuem Roman. Einmal ist er ganz gefangen von Powers und seiner Fähigkeit seine Plots zwischen Literatur und Wissenschaft anzusiedeln und sie nach der Struktur einer Doppelhelix anzulegen, um dem Leser neue Welten zu erschließen. Dann wieder nervt den Rezensenten die Neigung des Autors zu Symbol-Kitsch und allzu starker Verkopfung. Doch wie auch immer: Die hier erzählte Geschichte eines Komponisten, der in Verdacht gerät ein Terrorist zu sein, verrät Krekeler viel über die Bedingungen von Kunst und lässt ihn nicht los.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.08.2014

Kann schon sein, dass Richard Powers' Romane mitunter etwas zu kühl konstruiert geraten, meint Rezensentin Sylvia Staude, beim vorliegenden Buch könne aber davon keine Rede sein: Dieser Orfeus war für sie von der ersten bis zur letzten Seite eine glaubwürdige und lebendige Gestalt. Es ist der pensionierte Musikprofessor Peter Els, der auf die Fahndungsliste der Homeland Security gerät, weil er Bakterien als Speicher- und Verbreitungsmedium für seine Kompositionen züchtet. Staude vermutet, dass der BioArt-Küstler Steve Kurtz hier Pate gestanden hat, der nach seiner Verhaftung wegen Bioterrorismus auch jahrelang um seine Rehabilitierung kämpfen musste. Es geht also um Kunst und Waffen, Avantgarde und Forschung, und die Rezensentin ist hellauf begeistert, mit welcher Ironie Powers sein Thema behandelt, welch "vorzügliche sprachliche Behandlung" er seinem Thema angedeihen lässt und schließlich wie klug, liebevoll und leidenschaftlich sein "Komponistenhuldigungsroman" geraten ist.