Richard van Dülmen (Hg.)

Entdeckung des Ich

Die Geschichte der Individualisierung vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Cover: Entdeckung des Ich
Böhlau Verlag, Köln 2001
ISBN 9783412029012
Gebunden, 638 Seiten, 65,96 EUR

Klappentext

Mit 336 s/w- und 40 farbigen Abbildungen. Die alte Frage nach dem modernen "Ich" wird in diesem großzügig bebilderten Band neu gestellt und aus historisch-anthropologischer Sicht beantwortet. Individualisierung ist demnach nicht erst ein Merkmal "moderner", von Aufklärung geprägter Gesellschaften, sondern ein Phänomen, das sich im Laufe der Geschichte herausgebildet und verändert hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.02.2002

Für Urs Hafner bietet die Aufsatzsammlung zur Individualisierung in ihren verschiedenen Ausformungen und im kulturellen Wandel eine "zweifellos anregenden" Lektüre. Ein "besonderer Reiz" liegt dabei in den vielen Abbildungen, so der beglückte Rezensent, auch wenn er sich den Zusammenhang zwischen Bildern und Texten nicht immer recht erklären kann. Was er allerdings zu bemängeln hat, ist, dass der Begriff Individualisierung nirgends definitorisch geklärt wird, und die Autoren und Autorinnen offensichtlich Verschiedenes darunter verstehen. Ob, wie es der Titel des Buches tut, überhaupt von einer "Entdeckung des Ich" gesprochen werden kann, bezweifelt zudem der Rezensent. Er weist darauf hin, dass das "Ich" zu verschiedenen Zeiten auch Verschiedenes bedeutet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.11.2001

Franziska Meier ist nicht zufrieden. Gut zwanzig Autoren schreiben hier über das Thema der Individualität, und jeder dieser Beiträge hat einen individuellen Begriff von der Sache. Aber Meier macht auch gewichtige Einwände: Es stört sie zum Beispiel, dass die Entwicklung der Individualität seit dem Mittelalter in den einzelnen Beiträgen immer als Kontinuum dargestellt wird, obwohl doch allgemein bekannt sei, dass sie sich auch und gerade in Brüchen verwirkliche. Kritisch merkt Meier auch an, dass ausgerechnet die "Blütezeit der Individualität", die Zeit um 1800, im Band unterbelichtet bleibt. Ihr Artikel zum "monstruösen", aber zumindest "üppig bebilderten" Bandes endet kulturpessimistisch: Es habe ja schon gar keinen Sinn mehr, auf Hegels Begriff des Individuums zu verweisen. Anscheinend verstehen ihn heute nicht mal mehr die einschlägigen Professoren!
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