Robert Gernhardt

Berliner Zehner

Hauptstadtgedichte
Cover: Berliner Zehner
Haffmans Verlag, Zürich 2001
ISBN 9783251005017
Gebunden, 63 Seiten, 14,32 EUR

Klappentext

Ein Jahr, vom September 1999 bis August 2000, lebte Robert Gernhardt als Gast des Berliner Wissenschaftskollegs ebendort - in Berlin. In dieser Zeit, genau: von Oktober 1999 bis Juli 2000, entstanden diese Gedichte. Zehn Gedichte zu zehn Monaten, zu zehn Aspekten der Stadt, die seit zehn Jahren das Zentrum des wiedervereinigten Deutschland bildet. Das Motto gibt der Stoßseufzer einer jüngeren Buchkritik vor: "Auf den großen Hauptstadtroman freilich werden wir wohl noch weiter warten müssen."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.06.2001

Mehr als ein halbes Dutzend Produktionen aus dem lyrisch- musikalischen Füllhorn des Allroundtalents Robert Gernhardt streift Lutz Hagestedt in seiner Besprechung (oder sollte man sagen, Hommage?), aber nur bei zweien reicht es zu mehr als zu anderthalb Sätzen: Beim im Haffmans Verlag erschienenen "Berliner Zehner" und bei "In Zungen reden. Stimmenimitationen von Gott bis Jandl" (S. Fischer Verlag).
1) Robert Gernhardt: "In Zungen reden"
Das ist so recht nach des Rezensenten Geschmack: der Autor als Innovator und Imitator, als "famoser Composer" und "moderne Nachmittagtigall". So nämlich tritt Gernhardt dem Leser entgegen in den "Kontrafakturen" dieses Bandes, die für Hagestedt gleich eine ganze "kleine Literaturgeschichte" ergeben, "von Gott bis Jandl" eben und über "Neuerprobungen" von Gedichten, Tönen, Klängen, sei's von Angelus Silesius oder von B.B. Aber Gernhardt kann auch Prosa, wie der Kritiker vermeldet, "nach Hemingway, Thomas Mann und Thomas Bernhardt", und von der Fabel bis zum "Presse- Gebrauchstext" parodiert er eh fast alles, was Buchstaben hat.
2) Robert Gernhardt: "Berliner Zehner"
Den Ertrag eines Aufenthalts des Autors im Berliner Wissenschaftskolleg, beinhaltet dieser Band: eben nicht einfach nur "Gelegenheits-Gedichte" - das die Bezeichnung des Rezensenten - , sondern, wie Hagestedt es dann auch aufzählt, Distichen sowohl als auch Sonett, Couplet und Dialoggedicht. Eine kleine Geschichte der lyrischen Form also. Und: Hauptstadtgedichte allemal, in denen "der Streit um Hans Haackes Bundestagskunstwerk dokumentiert", Kästner, pardon, zu Ehren kommt und das Fehlen des Hauptstadtromans besungen wird. Und schließlich ist Gerhardt ja auch Zeichner, Illustrator, "Buchausstattungskünstler" und dieser Band für Hagestedt "erneut ein Beispiel für die Sorgfalt, mit der Gernhardt seine Bücher gestalterisch begleitet."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.05.2001

Was Gernhardt als Fellow des Wissenschaftskollegs in Berlin und "poet in residence" 1999-2000 so zustande gebracht hat, scheint ja doch arg zu berlinern. Wer hier mitempfindet, schreibt Angelika Overath und hat zuvor berichtet von Berliner Bären am Frühstückstisch, von Mauerfall und Austernschlürfen im KaDeWe und Haakes Reichstagskunstwerk, dem sei das Bändchen "als unabdingbares Trost- und Hilfsbüchlein" anempfohlen. Den besonderen Charme des Ganzen erkennt Overath indessen daran, dass Gernhardt Dichter und Zeichner in Personalunion ist. So nämlich kann "der Zeichner den Dichter beim Wort nehmen". Und auf das biblische "am Anfang war das Wort", nun, nicht pfeifen, aber doch ein wenig daran kratzen: Des Zeichners "Strich, sein Zugriff ist härter."

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2001

Das Bändchen ist äußerst schmal, es umfasst nur zehn Gedichte, es reicht jedoch aus, den Leser vom großen dichterischen Talent Robert Gehardts zu überzeugen, lobt Frank Schäfer. Gernhardt zeige sich hier erneut als abwechslungsreicher, formbewusster- und formsicherer Dichter. Am eindrucksvollsten offenbare sich sein Können jedoch beim Reim. "Wie er das ewige Psalmodieren der Literaturkritik über das Fehlen des Hauptstadtromans mit einer längeren lyrischen Gebetsmühle verarscht", das habe echte Größe, begeistert sich Schäfer.
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