Rodrigo Fresan

Kensington Gardens

Roman
Cover: Kensington Gardens
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783100223500
Gebunden, 460 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Matthias Strobel. Kensington Gardens ist eine berauschende farbenprächtige Reise. In einer Nacht erzählt der Schriftsteller Hook dem kleinen Kaiko das Leben von Sir Barries, dem Erfinder Peter Pans. Seine Erzählung führt von den 70er Jahren zu den Anfängen Pans in den Kensington Gardens vor 100 Jahren. Und so unerschrocken wie Peter Pan, der nie erwachsen werden wollte und von einem Abenteuer zum anderen trieb, folgt auch Hook den Exzessen der Londoner Swinging Sixties: Sind die Beatles und die Stones nicht die neuen Peter Pans? Und am Ende der langen Nacht werden noch ganz andere, unglaubliche Geheimnisse von Sir Barrie und Hook gelüftet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.01.2005

Der argentinische Schriftsteller Rodrigo Fresan versucht sein Buch mit Spannung aufzuladen, indem er den Peter-Pan-Erfinder James Matthew Barrie und seinen seelenverwandten aber fiktiven Helden Peter Hook "aneinander reibt", doch "sprühen die Funken nur allzu selten", konstatiert Christian Berndt. Fresan verbindet die beiden Lebensgeschichten zu einer "verschachtelten Scharade" und lässt seinen Helden ausgiebig über Literatur, Philosophie oder die Popkultur sinnieren. Diese "Reflexionswut" langweilt den Rezensenten eher, zumal die "seitenlangen Gedankenspielereien" nicht selten in "recht altklugen Lebensweisheiten" enden. Auch die Darstellung der Sechziger Jahre, in der die Kindheit des Romanhelden angesiedelt ist und die mit dem viktorianischen England von Barrie verwoben wird, empfindet Berndt durch die Betonung der Partyexzesse von Hooks Eltern nicht als gelungene Parodie, sondern als "viel zu dick aufgetragenes Retro-Panoptikum". Fresans Erzählkunst zeige sich nur da, wo er die Welt des exzentrischen Barrie schildert, ein "literarisches Monster", das seine Umwelt vor allem als großes Stoffreservoir benutzt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2004

Dieser Roman des argentinischen Autors Rodrigo Fresan verknüpft die Biografie des Schöpfers der Kultfigur Peter Pan, J. M. Barrie, mit einer fiktiven Figur, die den "beziehungsreichen Namen" Peter Hook trägt, erklärt Alexandra Kedves. Hook erzählt in Ich-Form über seine Kindheit in den sechziger Jahren und sein Leben, das deutliche Parallelen zur Biografie des genau hundert Jahre früher geborenen Barries aufweist, fasst die Rezensentin zusammen. Hook hat unter Einfluss der Peter Pan-Figur seinen kleinen Bruder dazu gebracht, aus dem Fenster zu springen, was diesen das Leben gekostet hat. Daran leidet der Protagonist sein ganzes Leben lang. Fresan "versteht sein Handwerk" und hat seinen Roman "klug choreographiert" und "meisterlich konstruiert", räumt die Rezensentin ein. Sie zeigt sich vom "Wirbel aus Zettelkastenpoetik" und "selbstironisch-postmodernen Harakiri-Rambazamba" auch durchaus beeindruckt, und wenn der Autor sich auf Barrie konzentriert, findet Kedves die Schilderungen überzeugend und mitreißend. Doch sobald der Protagonist in den Vordergrund rückt, findet die Rezensentin das Buch papieren und kosntruiert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.11.2004

Die Idee, die hinter Rodrigo Fresans Roman steckt, findet Rezensent Markus Jakob zugegebenermaßen faszinierend: In einem "Vexierspiel" zwischen Kindheit und Tod, zwischen Fiktion und Realität spinnt der fiktive Ich-Erzähler Peter Hook Bezüge zwischen dem Peter-Pan-Erfinder J. M. Barrie und sich selbst und verwebt dazu zwei Erzählebenen (Barries Leben und die eigene Londoner Kindheit während der swinging sixties). Doch Fresans Methode, die er selbst "Vampirismus" nennt und die im manischen Ansammeln von Materialien besteht, versperrt ihm laut Rezensent den Weg zur Kunst. In der Tat fehle es der literarischen Verarbeitung an Geschmeidigkeit, so dass das biografische Material zu roh und in seiner Fülle erdrückend wirke. Schade, wie der Rezensent findet, denn Fresans "auf allen Ebenen und in zahlreichen Figuren durchgespieltes symmetrisches Gefüge" hat Ambition und Genie. Dass diese formale Komplexität mitunter zur "Fingerübung" gerät, so das hoffnungsvolle Fazit des Rezensenten, zeigt lediglich, dass Fresan seine Form noch nicht gefunden hat.
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