Javier Marias

Keine Liebe mehr

Akzeptierte und akzeptable Erzählungen
Cover: Keine Liebe mehr
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783100024442
Gebunden, 512 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Susanne Lange. Ein von einer afrikanischen Lanze durchbohrtes Paar, eine Pornoschaupielerin, ein Butler, der in einem New Yorker Aufzug steckenbleibt - mysteriöse Ärzte, wollüstige Ehefrauen, Bodyguards und Gespenster, das sind die Helden in Javier Marias' Erzählungen. "Keine Liebe mehr" vereint endlich Marías' gesammelte Erzählungen: neue und bereits erschienene.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2016

Rezensent Paul Ingendaay nimmt diesen im wesentlichen die beiden früheren Erzählbände des Autor zusammenfassenden Band als Prosawundertüte. Javier Marias' hochprofessionelle handwerkliche Kunst scheint Ingendaay zweifellos, ob in den älteren Meistererzählungen oder den neuen aus der Zeit zwischen 1996 und 2005. Richtig gestört hat den Rezensenten, wie der deutsche Verlag mit seinem Autor umspringt, dass er seine sämtlichen Vorworte unterschlägt, die laut Ingendaay die Entstehung der Texte nachvollziehen und den Werkstattbegriff des Autors umreißen, und überdies die Entstehungsdaten der Texte so unpraktisch setzt. Marias' Beobachtungskunst und seine Fähigkeit, schicksalhafte Verstrickungen elegant in Szene zu setzen, kann Ingendaay zum Glück dennoch genießen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.11.2016

Meike Fessmann vermutet, dass Javier Marias kurzsichtig sei, weil alles etwas verschwommen erscheint in den hier versammelten, im Original bereits 2012 erschienenen Geschichten, was der Rezensentin zu entspannter Konzentration verhilft, zu einem fokussierten Blick, während sie einem Gedanken folgt. Die eigentümlich intime Stimmung des Buches hat für Fessmann hier ihren Ursprung. Die dreißig zwischen 1968 und 2005 entstandenen Texte sind für Fessmann ein Abenteuer, obwohl sie ihr schon bekannt sind oder gerade deshalb. Es birgt für sie die Möglichkeit, den Wandel der Wahrnehmung zu erkennen, das Gleiten der Zeiten, auf das der Autor laut Rezensentin abhebt. Die Ästhetik des Vagen spiegelt sich für sie auch in den Verhältnissen der Figuren zueinander sowie in den ausgestellten überkommenen Affekten und Posen. Eine Ästhetik, die laut Fessmann mit der Ästhetik des Digitalen ausstirbt. Auch davon, meint sie, erzählen die Texte.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 05.11.2016

Hymnisch bespricht Carmen Eller diese dreißig Erzählungen des spanischen Schriftstellers Javier Marias aus den Jahren 1968 bis 2005: Wie "shakespearsche Dramen im Kleinformat" mit einem Schuss Hitchcock erscheinen der Kritikerin die Geschichten, in denen sich Pornodarsteller, Butler und Schriftsteller ebenso tummeln wie Gespenster oder der Tod. Wenn die Rezensentin etwa von einem beredten Geist liest, der mit dem Fluch der unendlichen Erinnerung belegt ist, wird sie während der Lektüre bald selbst zu einer Voyeurin des Verborgenen. Suchtgefahr, warnt sie.
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