Sabine Peters

Abschied

Erzählung
Cover: Abschied
Wallstein Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783892447054
Gebunden, 143 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Sabine Peters Erzählung variiert gewissermaßen dieses Thema: Wir alle verlieren eines Tages Vater und Mutter. Wir alle erleben diesen Abschied im Beziehungsgeflecht der Familie, aus der wir kommen. Aber den Schmerz des Verlusts erlebt jeder auf seine eigene Weise. Sabine Peters erzählt das letzte Lebensjahr, Krankheit und Tod des sprachmächtig dominanten Vaters "Doktor Phil". Seine Frau und die vier Töchter, von denen er immer nur als Eins, Zwei, Drei und Vier spricht, durchleben diese Zeit, mal näher, mal distanzierter. Immer aber ist es das gemeinsame Leben in der Familie, auf das der Blick fällt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.03.2004

Sabine Peters neurotischer Familienroman sei eine "Einübung ins Ertragen von Ambivalenz", lobt Ulrich Rüdenauer. Die Autorin erzähle vom "Abschied" von vier Töchtern von ihrem einstmals tyrannischen Vater, den das Alter nach und nach in ein "hilfloses", doch noch immer starrköpfiges Kind verwandle. Die in "einfache, kurze, zuweilen unvollständige Sätze zerbrochene" Sprache Peters spiegelt die Verwirrung der Geschwister, ihr Schwanken zwischen Verachtung und Mitleid gegenüber dem Ex-Diktator wieder, so Rüdenauer. Vor dem Hintergrund seines Sterbens kreise Peters um den "kaum erzählbaren" Zustand, in den man mit dem Tod der Eltern gerät, berichtet Rüdenauer: das "Vertrauen ins Unverbrüchliche" schwinde dann und der Gedanke an den eigenen Tod setze sich unverrückbar fest.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.02.2004

Als "eindrucksvollen Roman" über einen sterbenden Vater würdigt Rezensent Christoph Haas dieses Buch von Sabine Peters. Wie er hervorhebt, meistert die Autorin bei ihrer Schilderung des zunehmenden geistigen und körperlichen Verfalls des einst wortgewaltigen, gebildeten Familientyranns "eine in mehrfacher Hinsicht schwierige Balance": Ihr gelingt es nämlich, das Spezifische ebenso wie das Exemplarische ihres "deutlich autobiografisch inspirierten" Sujets zu akzentuieren, und dennoch die Gefühle, die das Siechtum des Vaters bei seinen Angehörigen provoziert, als universell darzustellen. Überzeugt hat Haas vor allem die sprachliche Gestaltung des Werks. Er charakterisiert es als "beredt", aber "ohne je in die Falle poetisierender Großsprecherei zu tappen". Peters Kunstgriffe (Wortspiele, Anklänge an den Märchenton und Lyrismen) erhellen das "schlichte, gewichtige Sujet", blähen es aber nie auf, konstatiert Haas. "Das Geschehen, das in 'Abschied' erzählt wird, könnte alltäglicher nicht sein", resümiert Haas. "Die Schreibkunst von Sabine Peters aber gestaltet es zu einem literarischen Ereignis."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.2003

Nichts Besonderes, eigentlich, an dieser Geschichte, meint Sabine Brandt und ist doch von ihr verzaubert. Denn das Besondere ist dann doch, wie Sabine Peters eine Familiengeschichte, wie sie jeder erleben könnte - keine besonderen Ereignisse, nur das normale schmerzhafte, tröstliche, fremde Leben -, zu einer Erzählung formt, wie sie das Sterben eines alten, nicht sonderlich sympathischen Mannes und die Reaktionen seiner Frau und seiner vier Töchter zu einer bewegenden Geschichte strickt, die den Leser "in innige Nähe zu den Personen" rückt, zugleich aber in "kritische Ferne zu allem Geschehen". Wir alle kennen das, schreibt Brandt: "Menschen sind keine Engel" und Familien "selten Paradiese", aber durchaus "Heimat im fremden Universum". Durch eine solche Heimat wird man hier geführt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.09.2003

Kurz aber eindringlich bespricht Sabine Peters diese Erzählung, in der ein klassisches, aber in unserer alternden Gesellschaft hoch aktuelles Thema aufgegriffen wird: der Tod der Eltern, die den Kindern einst als unüberwindliche Riesen erschienen und sie nun in bestürzender Gebrechlichkeit ans Ende erinnern. Still und genau schildert Peters hier das Ende eines Vaters von drei Töchtern, schreibt Dieckmann, und den Zwiespalt der Geühle zwischen "Zärlichkeit und Überdruss, Witz und Entsetzen, Verstehen und Ergeben".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.09.2003

Angelika Overath enthält sich in ihrer Rezension einer direkten Wertung dieser Erzählung von Sabine Peters. Dennoch scheint sie beeindruckt angesichts dieses autobiographisch getönten Textes, der von einem übermäßig starken und nun in Demenz verfallenden Vater, seiner Frau und dessen Töchtern erzählt. Die Tochter, die die Begebenheiten erzählt, wirke "unvoreingenommen, von ethnologischer Verlässlichkeit", ihre Erzählung "reportagenhaft", weshalb manches der Rezensentin auch "peinigend realistisch" erscheine, allerdings ohne dass auf eine versöhnende Geste am Ende der Erzählung verzichtet würde.