Sabri Mussa

Affäre halber Meter

Eine ägyptische Liebesgeschichte
Cover: Affäre halber Meter
Lenos Verlag, Basel 2004
ISBN 9783857873553
Gebunden, 111 Seiten, 12,80 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. Liebe auf den ersten Blick: Bei der Vollbremsung eines überfüllten Autobusses in der Kairoer Innenstadt stoßen ein junger Angestellter und eine Studentin zusammen. Statt ihren üblichen Beschäftigungen nachzugehen, verlassen sie gemeinsam den Bus und spazieren Hand in Hand in ein Cafe. Von diesem Tag an treffen sie sich dort täglich und schon bald auch heimlich in Wohnungen von Freunden und Bekannten. Das Liebesglück ist fast vollkommen, wäre da nicht die klitzekleine Tatsache, dass der sich für aufgeschlossen haltende und in Liebesdingen durchaus erfahrene Mann nicht darüber hinwegkommt, dass er nicht der erste Liebhaber seiner Freundin ist. Als die junge Frau nach fast zwei Jahren eine Schwangerschaft vortäuscht, um ihn zur Heirat zu bewegen, nimmt die Affäre ein jähes und für den Mann höchst unangenehmes Ende.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.09.2005

Kein gutes Haar lässt Anton Thuswaldner an diesem Erzählband des ägyptischen Autors Sabri Mussa. Als Erzähler jedenfalls findet er Mussa "auf der ganzen Linie" gescheitert. Die Erzählung "Affäre halber Meter" über einen Macho, der sich nicht binden will und darüber in Selbstmitleid versinkt, hält er für "umständlich und ungelenk erzählt". Zum Ärger des Rezensenten befleißigt sich der Erzähler auch noch einer "poetisch überhöhten Sprache". Die will er dem Autor nicht als "orientalisch blumige Metaphernsprache" durchgehen lassen, er sieht darin eher den "Seelenkitsch eines verwundeten Egomanen". Sauer stößt Thuswaldner zudem das massenhafte Auftreten "billiger Adjektive" auf: das Glück sei natürlich "überströmend" wie die Geschichte "tausendjährig" Das in "Affäre halber Meter" angeschnittene Thema des Konflikts zwischen modernen Anschauungen und der Macht der Konventionen erachtet Thuswaldner zwar durchaus als wichtig. Mussa aber erfülle keine der inhaltlichen Erwartungen. Auch die übrigen Geschichten können dem Rezensenten kein Wort des Lobes entlocken. Im Gegenteil: ihnen sollte man gar nicht erst seine Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, rät der Rezensent: "Sie sind von schreckender Einfalt."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.09.2004

Sabri Mussas erstem Roman "Saat auf Deutsch" konnte Rezensent Stefan Weidner zumindest in der deutschen Übertragung nichts abgewinnen, obwohl das Buch in Ägypten ein Hit war. Für Weidner Beweis genug, wie stark die Rezeption eines Buches vom kulturellen Umfeld abhängt. Bei Mussas zweitem, auf Deutsch erschienenen Buch "Affäre halber Meter", das einen Kurzroman sowie einigen Erzählungen umfasst, stehen die Sterne günstiger, wohl weil der Autor modellhafter arbeitet, sich aufs Kleine und Wichtige konzentriert, statt mit großer Geste die ganze Welt erklären zu wollen, wie Weidner bemerkt. Der titelgebende Kurzroman behandelt ein heikles Thema in Ägypten: die Liebe vor der Ehe. Mussas Figuren erfahren exemplarisch das Hin- und Hergerissensein zwischen Moderne und Tradition am eigenen Leib, erläutert Weidner. Anders als etwa sein Schriftstellerkollege Machfus enthalte sich Mussa jedes moralischen Kommentars, er zeige sich gegenüber seinen Figuren wie auch den Lesern nie voraus oder überlegen. Wenn es eine Reflexionsebene bei Mussa gibt, merkt Weidner an, dann ist es die einer feinsinnigen und nie ganz eindeutigen Ironie, die wiederum Identifikation ausschließe. Soviel Aufrichtigkeit ist rar in der arabischen Literatur, schließt Weidner.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.09.2004

Markus Clauer preist in seiner knappen Rezension diesen kurzen Roman als "sarkastisch ziselierte Kleintragödie und hellsichtige ägyptische Gesellschaftsparabel". Es geht um einen erotomanen "Casanova", der sich seinem Kummer darüber hingibt, dass seine neueste Geliebte offenbar vor ihm schon andere geliebt hat. Das Buch ist bereits 1962 im ägyptischen Original erschienen und begründete neben kürzeren Zeitungstexten und Kurzgeschichten den "Klassikerstatus" Mussas, informiert der begeisterte Rezensent. Er lässt die Leser noch wissen, dass der Verlag sich aufgrund der Kürze des Romans dazu entschlossen hat, noch drei Kurzgeschichten in dem Band zu publizieren, auf die Clauer jedoch nicht weiter eingeht.
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