Schleichende Entfremdung

Deutschland und Italien nach dem Fall der Mauer
Cover: Schleichende Entfremdung
Oldenbourg Verlag, München 2008
ISBN 9783486586725
Kartoniert, 136 Seiten, 16,80 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Gian E. Rusconi, Thomas Schlemmer und Hans Woller. Deutschland und Italien sind durch eine lange und wechselvolle Geschichte verbunden. Nach Allianzen, Kriegen mit- und gegeneinander sowie der brutalen Besetzung der Apenninhalbinsel durch die Streitkräfte des Dritten Reichs schienen die Beziehungen zwischen den beiden Ländern endlich ein glückliches Gleichgewicht im Zeichen der europäischen Integration gefunden zu haben. Der Fall der Berliner Mauer, der Zusammenbruch des Ostblocks und die Vereinigung der beiden deutschen Staaten im Oktober 1990 führten jedoch zu einer grundlegenden Neuordnung des politischen Koordinatensystems in Europa, in dem das Gewicht Deutschlands auch gegenüber Italien wuchs. Seither reißen die Warnungen vor einer schleichenden Entfremdung nicht mehr ab. Der vorliegende Band liefert eine Bestandsaufnahme der bilateralen Beziehungen und versucht eine Antwort auf die Frage, wie es um das Verhältnis zwischen Deutschland und Italien wirklich bestellt ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2008

Erhellend findet Rezensentin Christiane Liermann diesen Sammelband, der sich mit dem deutsch-italienischen Verhältnis seit der Wiedervereinigung Deutschlands befasst. Die Beiträge diskutieren vor allem, ob es wirklich Grund zur Sorge um die gegenseitigen Beziehungen gibt. Neben Gian Enrico Rusconis eher pessimistischer Diagnose einer Entfremdung zwischen Deutschen und Italienern hebt Liermann den Beitrag des Historikers Hans Woller hervor, der beide Länder in solider Freundschaft verbunden sieht. Auch die Beiträge zum wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen Italien und Deutschland dokumentieren für sie "maßvollen Optimismus". Auffällig scheint ihr jedenfalls, dass die Zivilgesellschaften beider Länder besser zusammenarbeiten, "als es Politik und Medien bisweilen vermitteln". Warum das so ist, wird zu ihrem Bedauern nicht vertieft, hier sieht sie Forschungsbedarf.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.07.2008

Julius Müller-Meiningen betont, dass die Autoren dieses Sammelbandes sämtliche denkbaren Kriterien (politische, wirtschaftliche, kulturelle) heranziehen, mit denen sich das deutsch-italienische Verhältnis messen lässt. Dass sie sich dabei durchaus uneins und ihre Thesen mitunter sogar genau entgegengesetzt sind, hält Müller-Meiningen für einen seltenen und reizvollen Quell der Spannung. Zwar markiert der Mauerfall für viele Beiträger einen Wendepunkt, wie der Rezensent erkennt, doch während ein Autor die Verarmung der politischen Kultur zwischen beiden Staaten beklagt, liest Müller-Meiningen, wie ein anderer dies als Panikmache abtut und u. a. auf blühende kulturelle Beziehungen verweist.
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