Serhij Zhadan

Antenne

Gedichte
Cover: Antenne
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518127520
Kartoniert, 144 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Aus dem Ukrainischen von Claduia Dathe. Was kann und soll die Literatur, wenn Krieg ist? Auf welche Sprache greifen die Dichter zurück? Taugen ihre Instrumente, um dem zum Ausdruck zu verhelfen, "was Angst macht"? Seit vor sechs Jahren die Kämpfe in der Ostukraine begannen, hat Serhij Zhadan die Bewohner in unzähligen Auftritten zu Mut und Resilienz ermutigt und sich mit sozialen Projekten engagiert. Er, der populärste ukrainische Schriftsteller, hat keine existentielle Herausforderung gescheut, um sich eine starke lyrische Stimme zu erarbeiten, die in langen, songhaften Gedichten das vermeintlich Unsagbare in rätselhaft schöne Bilder fasst. In seinem neuen Buch gedenkt er auch seines verstorbenen Vaters, er findet einen Ton, um über die Unvermeidlichkeit des Todes und den Schmerz der Liebe zu sprechen, und über die Trauer, "die auch hell sein kann", weil sie uns auf einen verborgenen Sinn verweist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.01.2021

Rezensentin Ilma Rakusa sieht die Poesie aus Osteuropa angesichts einer traumatischen Vergangenheit und ebenso verstörenden Gegenwart über sich hinauswachsen. Den ukrainischen Lyriker Serhij Zhadan kennt und schätzt Rakusa als Rhapsoden von "magischer Intensität", wobei seine Gedichte mit ihrem suggestiven Sound eine enorme Wucht entfalten. Zhadan singt vom Krieg im Osten der Ukraine, von Tristesse, Ohnmacht und versehrten Menschen. Wie er dabei Grauen in Schönheit verwandelt, kann die Rezensentin nur bewundern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.11.2020

Rezensent Nico Bleutge ist zwiegespalten bei der Lektüre von Serhij Zhadans Gedichtband, der Gedichte zum Krieg (Zhadan erlebte den Krieg im Donbass selbst), die in der Ukraine bereits 2018 erschienen, mit neueren Gedichten und Prosatexten kombiniert. So gefallen ihm die "lyrischen Porträts" von Menschen, die den Krieg erlebt haben, in ihren metaphorischen Beschreibungen von Einzelsituationen gut. Zhadans neuere Texte jedoch, in denen es viel um Liebe, Religion und Lyrik selbst gehe, kämen um einiges pathetischer daher und können den Rezensenten mit ihrem ausgeprägten "Verkünderton", einem merkwürdigen Frauenbild und klischeehaften Formulierungen nicht überzeugen - da hilft leider auch die gute Übersetzung von Claudia Dathe nichts, schließt Bleutge.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.10.2020

Rezensent Nico Bleutge weiß, dass Serhij Zhadan zu den bekanntesten Stimmen der ukrainischen Literatur gehört, und dass sich der Autor mit den Protesten auf dem Maidan politisiert hat. In manchen Gedichten kommt das dem Dichter zugute, etwa wenn Zhadan in den älteren Texten dieses Bandes sehr bildlich Szenen des Krieges heraufbeschwört. Wirklich stark findet Bleutge ihre dokumentarische Genauigkeit. Doch in späteren Gedichten verlässt Zhadan die Anschauung, bedauert der Rezensent, dann wechselt er ins Gesangfach: Songs gehen in Hymnen und in Litaneien über, die Bleutge klischeehaft bis wirr findet. Dagegen komme auch eine gute Übersetzerin wie Claudia Dathe nicht an, erkennt Bleutge.
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