Siegfried Suckut (Hg.)

Volkes Stimmen

'Ehrlich, aber deutlich' - Privatbriefe an die DDR-Regierung
Cover: Volkes Stimmen
dtv, München 2016
ISBN 9783423280846
Kartoniert, 576 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

In Tausenden von Briefen an die Staatsspitze, Parteifunktionäre und Medien äußerten DDR-Bürger ihre Meinung, manche offen unter ihrem Namen, die meisten anonym. Die Kritik ist deutlich: 'SED = selten etwas da'; 'Die Maschinen- und Ersatzteilversorgung ist eine große Pleite!'. Klar spiegeln die Briefe Gedanken, Ängste und die zunehmende Wut der Bevölkerung wider. Es gab auch Post an Politiker und Medien in der BRD, und umgekehrt wandten sich Westdeutsche an DDR-Institutionen. Ihre Adressaten erreichten diese Schreiben niemals, dafür sorgte die Stasi, die täglich ca. 100.000 Briefe kontrollierte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2016

Regina Mönch warnt davor, die Absender der Briefe, die der Politikwissenschaftler Siegfried Suckut hier unter dem Titel "Volkes Stimmen" versammelt hat, in die Wutbürger-Ecke abzuschieben. In den Dokumenten, die verzweifelte, auch wütende DDR-Bürger ans Regime schrieben und die von der Staatssicherheit abgefangen wurden, liest die Kritikerin von Beschwerden über ungenießbaren Kaffee bis zu Ausreisewünschen, Sehnsucht nach Wiedervereinigung oder Enttäuschungen über den Sozialismus alles, was zur umfassenden Lebensunzufriedenheit der Absender beitrug. Mit großem Interesse folgt die Rezensentin auch den Briefen an den Deutschlandfunk, in denen mehr Berichterstattung über die DDR gefordert oder zum Boykott der Europawahl 1979 aufgerufen wurde. Diese 248 Briefe gewähren einen guten und "lehrreichen" Einblick in den Alltag der DDR, lobt die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 24.02.2016

"Auffällig ist die Fortexistenz von aus obrigkeitsstaatlicher Vergangenheit tradierten Mentalitäten und Einstellungen", zitiert der Rezensent Michael Pilz den Herausgeber dieses Bandes. Und man ahnt nach Lektüre seiner Kritik: Diese braune Soße klebt schon lange im Osten und äußerte sich in Briefen, die "nicht alle anonym sind" an Zeitungen, an westliche Sender, an staatliche Institutionen der DDR. "Ständig enttäuscht vom deutschen Westen" tümelte es schon damals in Sachsen besonders dumpf, konstatiert Pilz: Wenn es in Dresden keine Bettwächse gab, waren die Untermenschen aus Russland oder die Parasiten aus Berlin schuld. Für Pilz ist dieses Buch eine wichtige Hintergrundlektüre, um die aktuellen Ereignisse richtig zu verstehen und einzuordnen.