Silvio Blatter

Eine unerledigte Geschichte

Roman
Cover: Eine unerledigte Geschichte
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783627001315
Gebunden, 224 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Eric, ein bekannter Filmkomponist, hat gerade einen bedeutenden Preis erhalten. Und doch teilt er seinem Produzenten daraufhin mit, dass er eine Auszeit nehmen will. Da ist die Trennung von seiner Frau, vor allem aber die Besinnung auf das, was ihm als Lebensziel immer vor Augen gestanden hat, nämlich ernste Musik zu schreiben. Er bricht alle Zelte in Zürich ab und zieht nach San Diego, um dort seine Sonaten zu komponieren. Sein Produzent reißt ihn aus der kalifornischen Idylle, er braucht ihn für ein, wie er sagt, wichtiges Projekt, einen Film, für den allein er in der Lage sein würde, die Musik zu komponieren. Ausgerechnet Bremgarten, sein Geburtsort, soll Schauplatz des Films sein, der, überraschendes Detail für Eric, von seinem Halbbruder Ben finanziert wird. Beim Lesen des Drehbuchs taucht blitzartig die Erinnerung an seine Kindheit wieder auf, und eine in jeder Beziehung unerledigte Geschichte bricht heftig ihn ihm auf. Als es am Ende zu einer dramatischen aber notwendigen Begegnung mit seinem Bruder kommt, versteht Eric, wie sehr unerledigte Geschichten die eigene Biografie vergiften können, und dass nur der zum Glück findet, der mit sich ins Reine kommt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2007

Als "modernes Kain-und-Abel-Märchen" hat Sabine Doering diesen Roman von Silvio Blatter gelesen. Von der Gewalt der Geschichte im Alten Testament scheint ihr das Buch allerdings weit entfernt. Hier geht es in ihren Augen wesentlich ziviler zu: die Rivalität des Filmkomponisten Eric und seines Halbbruders Ben, der ausgerechnet als Finanzier eines Films auftritt, für den Eric seine Absicht, ernste Sonaten zu schreiben, aufgibt, endet nicht in Mord und Totschlag, sondern in einer Aussprache, die weder zur ultimativen Abrechnung gerät noch zur großen Versöhnung führt. Das Roman-Geschehen wirkt auf Doering bisweilen etwas "diffus" und langatmig, zumal eine zweite Erzählebene eingeführt wird, die die Kindheit der beiden Brüder schildert. Nicht wirklich zufrieden ist sie mit der Auflösung der lebenslangen Vatersuche Erics am Ende des Romans, die mit einem "Taschenspielertrick" erfolgt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.10.2006

Düsterer als in den früheren Romanen gehe es bei Silvio Blatter diesmal zu, konstatiert Rezensent Roman Bucheli. Er liest "Eine unerledigte Geschichte" als eine Art Nachtrag zu der schon älteren Romantrilogie des Autors, die ebenfalls im heimatlichen Aargau spielt. Wenn dort das Heimweh einen wenn auch negativen Bezugspunkt für den Helden geboten habe, sei von "Versöhnung" hier nichts mehr zu spüren. Der sich als gescheitert wahrnehmende Filmmusiker Eric, skizziert der Rezensent die Kernhandlung, werde am Ort seiner Kindheit von Erinnerungen an die Familie heimgesucht, insbesondere an die Abwesenheit des Vaters. Die Stimmung, so der Rezensent, habe sich in diesem Roman entschieden in Richtung Melancholie verschoben.