Simon Schwartz

Ikon

Graphic Novel
Cover: Ikon
Avant Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783945034798
Kartoniert, 216 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

100 Jahre nach der Ermordung der Zarenfamilie. Ikon folgt dem Russen Gleb Botkin, der als Sohn des Leibarztes des russischen Zaren die Oktoberrevolution miterlebt und dabei seine engste Vertraute verliert - die Zarentochter Anastasia. Jahre später, im amerikanischen Exil, trifft der spirituell entwurzelte Ikonenmaler Botkin eine psychisch kranke Frau, die vorgibt, seine verlorene Anastasia zu sein und Anspruch auf den russischen Thron erhebt. Botkin, der sein ganzes Seelenheil auf diese tragische Gestalt projiziert, verliert erneut den Halt und verschreibt sich mit Leib und Seele seiner wiedergefundenen Ikone. Ikon ist eine - auf wahren Begebenheiten basierende - Erzählung über Verlust, Projektion und die Liebe zweier verlorener Seelen, die von der Brutalität des 20. Jahrhunderts gezeichnet wurden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.07.2018

Rezensent Ralph Trommer entdeckt in Simon Schwartz' neuer Graphic Novel "Ikon", welche Auswirkungen die Oktoberrevolution auf zwei realhistorische Figuren hatte: Als Sohn des Leibarztes des Zaren spielte der junge Gleb Botkin mit den Adelssprösslingen, bis die Zarenfamilie mitsamt fast ihrem gesamten Hofstaat von den Bolschewiki ermordet wird. Botkin konnte entkommen, fand Zufllucht in einem orthodoxen Kloster und wurde dort als Ikonenmaler ausgebildet. Später trifft er auf die traumatisierte Franziska Czenstkowski, die die Identität der Zarentochter Anastasia annahm, um ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen - soweit fasst Trommer die epische Comic-Handlung zusammen. In gravitätischen Schwarz-Weiß-Zeichnungen mit Einflechtungen der kunstvollen Ikonenbilder, die er Botkin malen lässt, hat Schwartz in Trommers Augen anschaulich die "Verwerfungen einer Epoche, die auf einzelne Schicksale wenig Rücksicht nahm", festgehalten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2018

Rezensent Thomas von Steinaecker bewundert die Graphic Novels von Simon Schwartz, in denen sich der Zeichner immer wieder außergewöhnlichen Biografien widmet. Das neue Werk "Ikon" bezeichnet der Kritiker gar als "Opus magnum" des Autors, folgt er hier doch gleich zwei eigensinnigen Figuren der Weltgeschichte, einer verhaltensauffälligen Berlinerin, die sich als russische Zarentochter Anastasia ausgab, und dem jungen Gleb Botkin, Sohn des Leibarztes des letzten Zaren, der dieses Vorhaben unterstützte. Allein wie Schwartz hier in "klar-konturierten" Schwarzweiß-Bildern historische Wahrheit und Fiktion, Realität und Fantasiewelt "mitreißend-wahnsinnig" verdichtet und dabei achronologisch durch das 20. Jahrhundert gleitet, hat den Rezensenten tief beeindruckt. Dass die Geschichte gelegentlich ein wenig überfrachtet wirkt, stört den Kritiker kaum.
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