Stefan-Ludwig Hoffmann

Die Politik der Geselligkeit

Freimaurerlogen in der deutschen Bürgergesellschaft 1840-1918
Cover: Die Politik der Geselligkeit
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2000
ISBN 9783525359112
Broschiert, 425 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Freimaurer: Da denkt man zunächst an die Zeit der Aufklärung, an die "Zauberflöte" und geheimnisvolle Rituale. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Freimaurerlogen zu Räumen für das liberale und nationale Bürgertum. Stefan-Ludwig Hoffmann rekonstruiert die Innenwelt der Logen im 19. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die deutsche Bürgergesellschaft. In der Geselligkeit der Logen sollten die Bürger Tugend und Bildung einüben, zu besseren Menschen werden - als Vorbild für die gesamte Menschheit. Wie vertrug sich dieser moralische Universalismus mit der Ausgrenzung von Juden, Sozialdemokraten, Katholiken und Frauen? Warum wurde die universale Mission zunehmend der eigenen Nation zugeschrieben? Als der Erste Weltkrieg Begriffe wie "Humanität" und "Zivilisation" diskreditiert hatte, wirkten die Logen wie Relikte einer untergegangenen Welt. Umso interessanter ist ein Blick auf die Logen des 19. Jahrhunderts, auf den Wunsch, die Menschheit zu verbessern, und auf die gegenteiligen Ergebnisse, die dieser Wunsch zeitigen konnte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.12.2000

In einer Doppelrezension bespricht Matthias Alexander zwei Bände über Freimaurerlogen.
1.) Stefan-Ludwig Hoffmann: "Die Politik der Geselligkeit" (Vandenhoeck & Ruprecht)
Alexander bezeichnet diesen Band als eine "meisterhafte Studie" und lobt insbesondere die gelungene Verknüpfung von "sozial- und begriffsgeschichtlichen Fragestellungen". Vertieft sieht der Rezensent Hoffmanns Resultate bei diesen Betrachtungen darüber hinaus in sehr detaillierten Untersuchungen über die Leipziger und Breslauer Logen, die - wie Alexander findet - zur Anschaulichkeit der Befunde beitragen. Zu einer weiteren Stärke des Buch zählt der Rezensent die Tatsache, dass Hoffmann die Freimaurer "an deren eigenen Maßstäben und jenen ihrer Zeit" misst und sich dabei von der `kritischen` Geschichtswissenschaft distanziert. Nebenbei weist Alexander darauf hin, dass Hoffmann - wie andere Historiker auch - auf zahlreiche Quellen zurückgreifen konnte. So konnten die von den Nationalsozialisten beschlagnahmten Logen-Archive, die nach Moskau gelangt sind, inzwischen genutzt werden, wie der Rezensent erläutert.
2.) Eugen Lennhoff, Oskar Posner und Dieter A. Binder (Hrsg.): "Internationales Freimaurerlexikon" (Herbig)
Der Rezensent erläutert, dass dieses Buch von den Freimaurern Lennhoff und Posner bereits 1932 veröffentlicht und nun von Dieter A. Binder neu herausgegeben und aktualisiert wurde. Bei der Aktualisierung ist der Herausgeber jedoch nach Ansicht Alexanders "mitunter zu behutsam" vorgegangen. Einige Abschnitte habe Binder unverändert übernommen und lediglich "neutral" ergänzt. Andererseits diagnostiziert der Rezensent bei dem Artikel `Frauen` einige kritische Anmerkungen Binders. Dass Binder dabei "uneinheitlich" vorgegangen ist, stört den Rezensenten ein wenig. Darüber hinaus kritisiert er, dass die "Geschichtsschreibung über die Freimaurerei nicht auf den neuesten Stand gebracht" wurde. Doch trotz dieser Einwände fällt Alexanders Urteil insgesamt positiv aus. Besonders durch die biografischen Ergänzungen sei der Band "wertvoll für die Forschung".
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