Sudhir Hazareesingh

Black Spartacus

Das große Leben des Toussaint Louverture
Cover: Black Spartacus
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406784583
Gebunden, 551 Seiten, 34,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Andreas Nohl. Toussaint Louverture ist der Ahnherr von "Black Lives Matter". Sein Name ist untrennbar verbunden mit dem Kampf gegen koloniale Unterdrückung, Sklaverei und Rassismus. Ende des 18. Jahrhunderts organisierte er auf Haiti erfolgreich einen großen Sklavenaufstand, und von da an führt ihn sein Weg immer weiter empor, bis er schließlich Gouverneur der Insel wird und ihr eine eigene Verfassung gibt. 1802 gerät er in die Hände Napoleons und wird nach Frankreich deportiert, wo er elendig in einem Kerker sein Leben aushaucht. Doch Toussaints Botschaft der Befreiung hallt durch die Jahrhunderte. Es ist längst an der Zeit, ihm den Platz unter den großen Gestalten der Weltgeschichte einzuräumen, der ihm gebührt. Sudhir Hazareesingh hat es getan und auf der Grundlage jahrelanger Forschungen die faszinierende Biografie des Mannes geschrieben, mit dem der Anfang vom Ende der weißen Vorherrschaft begann. Die Revolution auf Haiti begann mit einer Sklavenrevolte im August 1791. Ein Dutzend Jahre später erreichte sie mit der Proklamation des ersten unabhängigen schwarzen Staates ihren Höhepunkt. Ihr Kopf war ein Mann, der längst zu den großen Gestalten der Weltgeschichte zählen würde, wenn er weiß gewesen wäre: Toussaint Louverture, ein ehemaliger Sklave, der Anführer der schwarzen Bevölkerung, Kommandeur der republikanischen Armee und schließlich Gouverneur der Insel. 1802 wurde er von einer Invasionsarmee Napoleons überwältigt und nach Frankreich deportiert, wo er, mit den Worten Wordsworths, als "unglücklichster aller Menschen" 1803 in einem Kerker verstarb.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.09.2022

Rezensentin Andrea Pollmeier ist sowohl von Toussaint Louvertures Leben, als auch von Sudhir Hazareesinghs Biografie darüber beeindruckt. Der in Oxford lehrende Historiker porträtiert hier mithilfe von Rede-Protokollen, etlichen Briefen und bislang unbekanntem Archivmaterial das Leben eines der wichtigsten Befreiungskämpfer unserer Geschichte, schwärmt Pollmeier. Louverture, der sich vom haitianischen Sklavenkind zum General der französischen Armee hochgearbeitet hat und nach vielen Hindernissen und Widerstand das Ende der weißen Vorherrschaft einleitete ist der Rezensentin zufolge im deutschsprachigen Raum leider noch unbekannt, auch in den USA werde er sehr selten rezipiert. Mit diesem gut recherchierten Buch, das zudem mit Klischees und Fehlbehauptungen aufräumt, bekommt diese historisch beeindruckende Figur wenigstens ihren verdienten Platz in der Geschichtswissenschaft, resümiert sie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.07.2022

Rezensentin Claudia Mäder kann Sudhir Hazareesinghs Biografie über Toussaint Louverture nur wärmstens empfehlen. Um 1740 herum als Sklave geboren, entwickelte sich Louverture gegen Ende des Jahrhunderts zu einem wichtigen Kopf der damaligen Sklavenaufstände, errang schließlich die (vorübergehende) Abschaffung der Sklaverei, und schanzte sich nach und nach auch viel Macht zu, lernt Mäder. Interessant zu lesen findet sie etwa auch, wie geregelt es in der von Louverture aufgebauten Sklavenarmee zuging: So waren Plünderungen zur eigenen Bereicherung strengstens verboten. Wie Hazareesingh diesen "black spartacus" mit Sympathie, nicht aber idealisierend vorstellt, mit "ebenso viel Akribie wie Prägnanz" und unter Rückgriff auf sein umfangreiches Wissen über die französische Geschichte, findet die Kritikerin "brillant".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.07.2022

Rezensent Iwan Michelangelo d'Aprile ahnt, welche historische Bedeutung der haitianischen Revolution und ihrem großen Freiheitskämpfer Toussaint Louverture eigentlich hätten zukommen müssen, wenn sie nicht einen unbequemen Kontrapunkt zum erklärten Universalismus der Menschenrechte gesetzt hätten. Denn für die versklavten Plantagenarbeiter der Karibik wollten Europas Kolonialmächte sie nicht gelten lassen. Umso mehr begrüßt Rezensent d'Aprile Sudhir Hazareesingh Biografie, die Haitis Revolution dezidiert nicht als bloße Kopie der Französischen zeichnet, sondern in ihrer eigenständigen historischen Leistung bewertet. D'Aprile lobt besonders die bisher unerreichte Quellenrecherche, die methodische Sensibilität und die Komplexität der Darstellung. Denn dass Louverture ebenso viel Paradoxie wie Tragik in sich vereinte, versteht sich bei einer großen Gestalt von selbst. Fulminant, findet der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.07.2022

Rezensent Wolf Lepenies liest Sudhir Hazareesinghs Biografie von Toussaint Louverture, der die Sklaven auf Haiti befreite, las, proklamierte, schwamm und ritt wie ein junger Gott und schließlich in der Kerkerhaft der Franzosen starb, mit Genuss. Der schiere Detailreichtum der Arbeit, ihr enthusiastischer Duktus und ihre Ausgewogenheit, die auch Toussaints dunkle Seiten laut Rezensent nicht unterschlägt, ziehen Lepenies in das Leben und mannigfache Wirken dieses "Superhelden der Moderne". Dass der Autor nicht nur die Heldenfolklore auffächert, sondern Toussaints diplomatische Künste im Umgang mit Spanien und Frankreich darlegt, seine Schlachten präzise schildert und seinen Bildungseifer dokumentiert, macht das Buch für Lepenies so ausgezeichnet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.05.2022

Rezensent Andreas Eckert liest mit Interesse Sudhir Hazareesinghs Biografie des haitianischen Revolutionärs Toussaint Louverture. Wie Eckert darstellt, betont Hazareesingh die Freiheit und Kühnheit von Louvertures Denken und sieht darin eben keinen schwarzen Jakobinismus - wie C.L.R. James in seinem Klassiker -, sondern einen ganz eigenen kreolischen Republikanismus, der sich aus französischen ebenso wie aus afrikanischen und haitianischen Quellen schöpfe. Der Rezensent folgt dem Autor in vielem, allerdings sieht er von ihm doch das fatale Paradox unterschätzt, in dem Louverture gefangen blieb: Dass er als Verächter der Sklaverei an einem ausbeuterischen Plantagensystem festhalten musste, um das zu einem Paria-Staat degradierte Haiti einigermaßen am Leben zu halten.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.04.2022

Rezensent Jens Balzer zeigt sich beeindruckt vom "detailreichen und bunten" Bild, das der Autor Sudhir Hazareesingh über das Leben und die Ideen des haitianischen Politikers und Freiheitskämpfers Toussaint Louverture zeichnet. In einer "umfangreichen Biografie" bringt der Historiker Hazareesingh den Werdegang Louvertures näher, der Ende des 18. Jahrhunderts am ersten erfolgreichen Sklavenaufstand beteiligt war, erklärt der Rezensent. "Unerhört interessant und aufschlussreich" findet das Balzer, auch wenn ihm das Lesen nicht immer leicht fällt, da sich der Autor an ein akademisches Publikum richtet, wenn er ausführlich seine Quellen und Literatur diskutiert und die "widersprüchlichen Rezeptionsweisen" der vergangenen 200 Jahre thematisiert. Grundwissen über die karibische Sklaverei und koloniale Konkurrenzen, würden dabei nicht vermittelt, meint der Rezensent und empfiehlt, sich vorher darüber zu informieren, um die ausgeklügelten Schachzüge Louvertures gebührend würdigen zu können. Die Mühe werde aber mit dieser "außergewöhnlichen Biografie" belohnt, beteuert Balzer.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.04.2022

Rezensent Micha Brumlik hält Sudhir Hazareesinghs Studie über den immer noch wenig bekannten Toussaint Louverture für wichtig, war dieser doch ein wesentlicher Akteur in der Frühgeschichte der Dekolonisation, wie Brumlik erklärt. So sei im Buch des haitianischen Historikers vieles über den 1743 als Sklave geborenen, sich zum Anführer von Sklavenheeren entwickelnden Mann zu lesen, unter dessen Führung sich die haitianische Bevölkerung, damals zu 90 Prozent aus schwarzen Sklaven bestehend, vor allem gegen die französischen Besatzer auflehnte und der späteren Aufhebung des "Code Black" den Weg ebnete, wie Brumlik resümiert. Aber nicht nur als Heerführer, sondern auch als religiösen und "begnadeten Theoretiker des Republikanismus" lernt der Kritiker Toussant Louverture in Hazareesinghs Studie kennen. Touissants Erbe schließlich, Jean-Jacques Dessalines, erklärte 1804 die Unabhängigkeit Haitis, die erste Unabhängigkeit einer europäischen Kolonie, erinnert Brumlik. Eine durchaus wichtige Studie zum Thema Dekolonisation also, die aufgrund des großen Detailreichtums und der zahlreichen Quellen aber Geduld erfordere, so der Rezensent.