Tana French

Der Sucher

Roman
Cover: Der Sucher
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783651025677
Gebunden, 496 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Cal Hooper, ehemaliger Cop aus Chicago, hat sich in den Westen von Irland geflüchtet. Die Natur scheint friedlich, im Dorf nimmt man ihn freundlich auf. Da springt sein langjährig trainierter innerer Alarm an: Er wird beobachtet. Immer wieder taucht ein Kind bei ihm auf. Auf den umliegenden Farmen kommen auf seltsame Weise Tiere zu Tode. Stück für Stück gerät Cal in eine Suche, die ihn tief in die Dunkelheit führt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.01.2022

Wo für Rezensentin Katharina Granzin in Tana Frenchs Krimis manchmal die Atmosphäre auf Kosten des Plots geht, gelingt der Autorin in ihrem neuen Band die perfekte Balance, lobt Granzin. Erzählt wird von einem amerikanischen Ex-Cop, der in einer irischen Kleinstadt neu anfangen will, bald aber wieder in Ermittlungsarbeiten um einen verschwundenen jungen Dorfbewohner gerät. Wie French dabei Cals Suche nach dem Verschwundenen und auch nach einem neuen Lebenssinn mit atmosphärischen Elementen der irischen Idylle verbindet, die aber auch bald zu bröckeln beginnt, entwickelt für Granzin einen "zuverlässigen Lesesog". Für sie ein "rundum gelungener Spannungsroman".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.11.2021

Rezensent Hannes Hintermeier hat nicht viel einzuwenden gegen Tana Frenchs Roman "Der Sucher". Die in Irland lebende Autorin erzählt darin erstmals in dritter Person und in Form eines Westernromans vom kürzlich geschiedenen Amerikaner und ehemaligen Polizisten Calvin Hooper, der in ein irisches Dorf zieht und dort von einem 13-jährigen Kind gebeten wird, den Fall seines verschwundenen älteren Bruders aufzuklären, berichtet der Rezensent. Die Autorin zeichnet Hintermeier zufolge sowohl das Dorf als auch seine Bewohner episch ruhig und mit moralischer Mehrdeutigkeit. Nur der Protagonist gleiche an manchen Stellen zu sehr einem Gutmenschen. Trotzdem ein starkes Buch, schließt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 30.10.2021

Rezensentin Katrin Doerksen fühlt sich in Tana Frenchs Krimi bisweilen wie in einem Western von John Ford. Wortkarge, raubeinige Männer im Westen Irlands, Alkohol und Knarren und ein Außenseiter, Ex-Bulle, der sich widerwillig in einen Vermissten-Fall ziehen lässt, und um so schneller mit der Dorfgemeinschaft und ihren Traditionen mächtig aneinander gerät. Soweit das Setting. Was French daraus macht, ist laut Doerksen aber eher die Dekonstruktion des Genres, weil French auf Atmosphäre und Langsamkeit setzt und auf einen Helden, der nicht schießt, sondern mitfühlt, wie die Rezensentin erklärt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.10.2021

Rezensentin Sylvia Staude denkt sich das Genre der Spannungsliteratur wie einen Baum, und Tana French besetzt darauf einen ganzen eigenen Ast. Ihre Romane, so Staude, erzählen zwar von Kriminalfällen, und sind doch weit mehr als nur Krimis. Wilde Verfolgungsjagden, blutige Tatorte und abgebrühte Helden sucht man bei ihr vergebens, lesen wir. Stattdessen findet man: Komplexe Figuren und ihre Gefühlslagen in komplizierten Situationen - durchschnittliche Leute eben, deren Alltagsleben und deren Psyche die Autorin mit einer Hingebung seziert, lobt Staude. Calvin Hooper beispielsweise ist ein recht gewöhnlicher Typ, erklärt Staude - Ex-Polizist aus den USA, geschieden und relativ unglücklich - der titelgebende "Sucher" in zweifacher Hinsicht: Zum Einen sucht er nach einer neuen Perspektive in seinem Leben, zum Anderen will er einen unter ungeklärten Umständen verschwundenen Jungen wieder finden. Dabei versucht er, möglichst niemandem in der seltsamen Dorfgemeinschaft auf die Füße zu treten. Als Fremder in der irischen Provinz muss er erst noch die sozialen Regeln kennenlernen, verstehen, welche Plätze im Dorfpub besetzt sind, erklärt Staude, und einen freien Platz für sich finden. Letzteres ist es, was die Rezensentin als das eigentliche Thema des Romans ausmacht: Der Versuch in der Fremde anzukommen.