Tanja Dückers

Hausers Zimmer

Roman
Cover: Hausers Zimmer
Schöffling und Co. Verlag, Göttingen 2010
ISBN 9783895610103
Gebunden, 327 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Berlin 1982: Das Ende des Kalten Kriegs und die Wiedervereinigung schier undenkbar, die geteilte Stadt im Niemandsland immer noch mit Einschusslöchern und Ruinen, Insel und Frontstadt, eingeschlossen und kalt, ihre Bewohner verkrochen in die Höhlen ihrer Hinterhofwinkel und Altbauwohnungen. Alltag in einer gegensätzlichen Weltordnung mit Poppern und Punks, Bürgerlichkeit und Anarchie. In Mietshaus, Schulhof und Straße prallen Lebenswelten aufeinander und werden ebenso wie die Ideale und Widersprüche der Achtundsechziger aus heutiger Sicht mit Humor geschildert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.09.2011

Im Westberlin der frühen achtziger Jahre ist die Handlung dieses Romans angesiedelt, wie Rezensent Ulrich Baron mitteilt. Die Zürns, eine vierköpfige Familie, bewohnen eine riesige, mit Kunstwerken vollgestopfte Mietwohnung, schreibt der Rezensent. Die Eltern seien typische 68er, die sich von ihren Kindern beim Vornamen nennen lassen. Der Provinzialität zwar entkommen, hätten sie sich nun "in den Labyrinthen des alternativen Milieus verloren". Im Zentrum aber stehen laut Baron die Lebenserfahrungen der Kinder, deren Alltag vor allem von Bifi, Ahoi-Brause und Toffifee geprägt werde. Das Markenbewusstsein der nachwachsenden Generation kontrastiere mit der Kunstleidenschaft der Eltern, und es ist vor allem dieses Spannungsverhältnis zwischen Kunst und Konsum, das den Roman für Baron zu einem bemerkenswerten Epochenbild macht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.03.2011

Von den 500 Seiten dieses Buches hat Rezensent Andreas Montag nicht eine einzige bereut oder ermüdet: so leicht, heiter und spannend ist es geschrieben. Autorin Tanja Dückers lasse darin in "scharfsichtigen" Beobachtungen das Westberlin der Achtziger Jahre noch einmal aufleben und habe einen Mikrokosmos kurioser Gestalten beschrieben: da gibt es etwa die Eltern Klaus und Wiebke, die ihre bürgerliche Spießigkeit in linksliberaler Tarnung ausleben, beispielsweise wenn sie zwei Obdachlose mit Lebensmitteln und Zeitungen versorgen, damit diese ihr Auto bewachen. Vor allem begegnet der Rezensent aber Julika, der 14-jährigen Ich-Erzählerin, die ihn an ihren Beobachtungen und pubertär-unschuldigen Geheimnissen teilhaben lässt. So erfährt er von ihrer Liebe zu Hauser, einem animalischen Proleten in Motorradkluft und ihrem Traum, einmal in dessen Zimmer zu gelangen, wo er nackt tanzt und "wechselnde Frauen beschläft". Für Montag ist diese mit "feiner Ironie" erzählte Geschichte über das Erwachsenwerden eine "differenziertere und subtilere" Variante von Sven Regeners Roman "Herr Lehmann".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.02.2011

Nicht so recht erwärmen kann sich Beate Tröger für Tanja Dückers Achtziger-Jahre-Roman "Hausers Zimmer". Dabei hätte die Geschichte um eine Jugend im linksalternativen Milieu der 1980er Jahre in West-Berlin ihres Erachtens durchaus Potenzial gehabt, hätte Entwicklungsroman, Künstlerroman, Familien- oder Generationenroman und einiges mehr werden können. Doch das Bild der 80er Jahre, das die Autorin malt, scheint Tröger nicht stimmig, trotz zahlreicher Details und Fakten wirkt das Ganze auf sie kulissenhaft. Nicht überzeugt hat sie Dückers Ich-Erzählerin, die 13-jährige Julika. Die Autorin nämlich flüstere ihrer Protagonistin ein und lasse sie in der Zeit immer wieder weit voraus sein. Die Figur der Julika wird für Tröger daher ein "papiernes Wesen", an dem sie bald das Interesse verliert.
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