Tharik Hussain

Das Minarett in den Bergen

Porträt eines unvermuteten Europas
Cover: Das Minarett in den Bergen
Harper Collins, Hamburg 2023
ISBN 9783365003114
Gebunden, 416 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Der westliche Balkan, von vielen verschrien als ungastlicher Ort, zerrissen von ethnischen Konflikten, ist bis heute die Heimat der größten indigenen muslimischen Bevölkerung Europas. Tharik Hussain begibt sich auf die Spuren des berühmten Entdeckers Evliya Çelebi aus dem 17. Jahrhundert, um sie zu erkunden. Abseits ausgetretener Pfade begegnet er den unterschiedlichsten Muslimen, besucht mystische Berghütten und betet in Moscheen, die älter sind als die Sixtinische Kapelle, berichtet von Bauwerken, deren Errichtung über Jahrhunderte fälschlich den Römern zugeschrieben wurde.Europa hat lange Zeit die Augen vor seiner islamischen Identität verschlossen. Wo liegen die Wurzeln der europäischen Islamophobie? Wer entscheidet, was Europa ausmacht? Tharik Hussain öffnet für die Vielfalt dieses noch immer lebendigen Erbes der Muslime auf dem Balkan, ohne die von Hass und Gewalt gezeichnete Geschichte der Jugoslawienkriege zu ignorieren. Kenntnisreich und mit sensiblem Blick für die aktuellen Konfliktlinien und Chancen der Region zeichnet er das Porträt einer verborgenen muslimischen Heimat, die wir entdecken müssen, wenn wir Europa neu begreifen wollen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2023

Sowohl die Vor- als auch die Nachteile der Reiseliteratur identifiziert Rezensent Andreas Ernst in Tharik Hussains Buch über den Islam auf dem Balkan. Der Autor selbst ist ein in London aufgewachsener Muslim mit familiären Wurzeln in Bangladesh, lernen wir. Das Buch hat er laut Ernst geschrieben, um einen Islam mit europäischer Tradition kennen zu lernen. Hussains Reisebericht, der ihn durch Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Albanien führt, leidet ein wenig darunter, dass er als Außenseiter in diese Gebiete kommt und überall kurz verweilt, meint der Rezensent. So komme es gelegentlich zu Missverständnissen, etwa wenn der Autor Gastfreundschaft einer islamischen Tradition zurechne, obwohl sie in der Gegend religionsunabhängig verbreitet sei. Auch die Konflikte zwischen verschiedenen Glaubensgruppen innerhalb des Islams, sowie den allgemeine Bedeutungsverlust von Religion in der Region bekommt das Buch nicht immer hinreichend zu fassen, findet Ernst. Dass es einen einheitlichen Islam nicht gibt, und zwar auch nicht auf dem Balkan, hält der Rezensent dennoch für eine wichtige Erkenntnis.