Klappentext
Ein Mann, Diplompsychologe, Ende Dreißig, lebt im Berlin der neunziger Jahre und schreibt an einem neuen Handbuch der forensischen Psychologie. Im Rahmen dieser Arbeit untersucht er auch Tatverdächtige auf ihre Schuldfähigkeit. Nicht zuletzt durch die Begegnung mit Christine wird ihm klar, daß sein Leben die Richtung ändern wird.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.11.1999
Peter Michalzik hat so seine Schwierigkeiten mit dem Roman. Er will ihn in den höchsten Tönen loben, aber so ganz gelingt es ihm nicht. Erfreulich scheint ihm, dass sich Peltzer bei der Alternative zwischen angestrengter Literatur der alten Schule und modischem Unterhaltungswillen für die erste Möglichkeit entscheidet. Spannend im oberflächlichen Sinne sei das Buch also nicht, aber dafür gelängen Pelzer in seiner "stocknüchternen" Art "großartige Seiten", etwa wenn er die Unterhaltung zwischen zwei Paaren bei einem Abendessen schildert - es geht, wieder einmal, um Berlin, um Kreuzberg, und um Leute um 40. Probleme aber hat Michalzik mit der Konstruktion des Romans, der "vom Schluss her geschrieben" sei. Trotzdem: Michalzik gefällt es einfach, dass Peltzer seinen Roman in der Tradition von Joyce als "Erkenntnisinstrument" nutzt, und er lobt die genaue Zeichnung der Berliner Charaktere.
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buecher.deRezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.10.1999
Mit "Alle oder keiner", meint Helmut Böttiger, hat Peltzer schlichtweg den politischen Roman seiner Generation geschrieben. Fast ohne zu erklären, beschreibe Peltzer das Leben der jetzt um die Vierzigjährigen: Nach Internationaler Solidarität, K-Gruppe und Kreuzberger Kneipen in den siebziger und achtziger Jahren sind sie heute beim Zeitvertrag angekommen. Von ihren einstigen Bestimmungen sind nur noch vage Sehnsüchte übrig geblieben, die beim täglichen, eintönigen Gang zur Arbeit hervorschimmern. Laut Böttiger ist Peltzer ein Meister im Aufstöbern genau dieser Sehnsüchte. Und damit habe Peltzer etwas beschrieben, was man nicht mehr für möglich gehalten hätte: "Ein Bewußtseinspanorama, das allem standhält, was an äußeren Reizen einschießt."
Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.1999
Dirk Knipphals kann den Lesern diesen Roman kaum nachdrücklich genug empfehlen. Peltzer ist für ihn ein höchst begabter Autor, der "seinen ganz eigenen Weg" verfolgt und der auch mit diesem Buch wieder etwas ganz Neues vorgelegt habe. Peltzer gehe es nicht darum, verlorenen Utopien nachzujammern oder einfach seine Generation wieder zu spiegeln. Nach Knipphals` Ansicht liegt die Stärke des Autors vor allem in seiner Genauigkeit. Da wird reflektiert, umkreist, "seziert", was zwar bisweilen auf Kosten von Tempo und Spannung geschehe, belohnt werde der Leser aber damit, das das Buch "stets Glaubwürdigkeit vermittelt". Der Autor vermeide simples Schubladendenken, sondern bevorzuge "ernstes Nachhorchen einzelner biografischer Entwicklungsschritte". Einzig der Schluss des Buches ist nach Ansicht des Rezensenten ein wenig schwach ausgefallen.
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