Ulrich Peltzer

Das bist du

Roman
Cover: Das bist du
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783100024664
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Jump Cuts durch die Zeit: Ulrich Peltzers Porträt des Künstlers als junger Mann. Plötzlich sitzt da diese Frau an einem Ecktisch neben der Bar, und du hast keine andere Wahl mehr, als zu ihr zu gehen. Quer durch den Raum wie ein Schlafwandler. Was fing damals an, im verschneiten West-Berlin der frühen achtziger Jahre, als der Potsdamer Platz eine von Grenzanlagen zerrissene Brache und die Stadt noch nicht leergeträumt war? Hätte alles auch ganz anders kommen können? Ulrich Peltzer erzählt in einer Liebes- und Künstlergeschichte von der gefährlichen Freiheit, der Coolness und den euphorischen Aufbrüchen einer wilden, fremd gewordenen Zeit. Was für immer geblieben ist: der Impuls zu schreiben. Und der Glaube daran, dass jedes neue Wort, jedes Bild, jeder Klang eine neue Welt bedeuten kann.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 10.04.2021

Rezensent Richard Kämmerlings fallen die filmischen Schnitte auf in Ulrich Peltzers Porträt des Künstlers als junger Mann in West-Berlin um 1980. Kämmerlings erinnert der Stil des Buches an wackelige Super-8-Aufnahmen. Dem Erzähler von Affäre zu Affäre, von Trip zu Trip und von Kunsterlebnis zu Kunsterlebnis folgend, erkennt Kämmerlings den ernsten Hintergrund der Geschichte in der Frage nach dem Warum des eigenen Scheiterns und der Kontingenz des Daseins: Was war folgerichtig, was hätte anders laufen können?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.03.2021

Wie macht der das bloß, fragt sich Rezensentin Ursula März angesichts des Zaubers, der "zart-raffinierten", in eine strenge Form gegossenen Liebesszenen, die auch den neuen Roman von Ulrich Peltzner prägen. Und mehr noch: Der autobiografisch grundierte Roman, der die Kritikerin an der Seite eines namenlosen Ich-Erzählers ins Berlin der Achtziger, den legendären Westberliner "Dschungel", Kreuzberger Kellerbars und bis nach Italien führt, besticht einmal mehr durch eine solche packende "Gegenwärtigkeit", dass März das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein. Aus anderen Romanen vertraute Orte und Figuren tragen dazu bei, das Gefühl von "Experiment und Irrtum" jener Jahre wird in dem mit allerhand Exkursen zu Foucault über Handke bis Theweleit angereichertem Roman für die Rezensentin greifbar. Und wenn Peltzer das Erinnern, die Subjektivität und den Zufall in seinem "sinnlichen" Roman noch mitreflektiert, verweist er auch noch Erinnerungsprosa a la Eribon auf die Plätze, staunt März.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2021

Hinreißend findet Rezensent Andreas Platthaus den neuen Roman von Ulrich Peltzer. Platthaus liest ihn als Prequel zu frühen Peltzer-Romanen wie "Stefan Martinez". Gekonnt und für den Leser intensiv zu erfahren scheint ihm, wie der Autor Autobiografisches und Fiktionales im Text kombiniert und sich so seiner Berliner Vergangenheit vergewissert. Ein Berlin-Roman, ein Künstlerroman von mitunter "grotesker Schönheit", findet der Rezensent. Vor allem, wenn Peltzer, große Kunst, Erlebtes in den Text montiert, sodass der Leser das Reale zwar erkennen kann, es aber gar nicht vom Fiktiven trennen mag.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2021

Rezensent Fokke Joel hat die Ratlosigkeit des jungen Ich-Erzählers in diesem autobiografischen Roman sehr genossen, denn wer sich als Verlorener empfindet, hat seiner Meinung nach noch am ehesten einen unvoreingenommenen Blick auf die Welt. Dazu passt auch, dass der Autor den eigenen Erinnerungen offenbar zu sehr misstraut, um sein Buch Autobiografie zu nennen - der Titel zeugt davon, dass er das Ich, von dem er schreibt, als anderen betrachtet, sinniert Joel. Sicher sei in diesem "persönlichen, melancholischen" Werk nur der Glaube an die Kunst, schließt der gewogene Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.02.2021

Rezensent Claus-Jürgen Göpfert feiert Ulrich Peltzers Attitüde und Literatur. Peltzers neues Buch ist und hat wieder alles, was Göpfert von diesem Autor kennt: Collage, Berlin, die wilden 70er und 80er, Songtexte, Filme, Bücher, Platten gestapelt an der Wand lang, Liebe. Und das Gefühl der Unsterblichkeit. Wer dabei nichts empfindet, ist schon tot, glaubt Göpfert. Dass Peltzers Sache aber nicht die Verklärung ist, sondern die sachliche Erörterung der Frage, ob es sich noch lohnt, Literatur zu machen, erkennt Göpfter auch. Mit diesem Buch in der Hand kann die Antwort nur ja lauten, meint der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.02.2021

Rezensent Hubert Winkels scheint etwas gelangweilt von Ulrich Peltzers altvertrauten Motiven, Erzähltechniken, Handlungsorten und Figuren. Dass der Autor sein Milieu (das Postpunk-Berlin der 80er vor allem) kennt und es mit Mitteln der modernen Literatur, mit Cuts und Scratches, beschreiben kann, weiß Winkels. Hinter der neuen, gewohnt avanciert erzählten Liebesgeschichte, die den Erzähler wie ein Blitz trifft und sein Selbstbild infrage stellt, erkennt der geübte Rezensent jedoch inzwischen mühelos die kaschierte konventionelle Dramaturgie und Chronologie.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.02.2021

Mehr Gegenwart - das will Ulrich Peltzer mit seinen Romanen, die filmisch, assoziativ, fragmenthaft sind, erklärt Rezensentin Ursula März. Aber Peltzer kann auch Liebe, versichert sie, wie in diesem Roman, der von einer amour fou erzählt, die in der Berliner Diskothek "Dschungel" beginnt, eine superangesagte Tanzhalle in den Achtzigern. Doch die Liebe, die einen jungen Pädagogikstudenten wie der Blitz trifft, ist tückisch. Am Ende, nach Liebeschmerz und Verlust aller Utopien, entscheidet sich der Student für den Beruf des Schriftstellers. Gegenwart ist das Berlin der 80er natürlich nicht mehr, aber Peltzer bringt es der Rezensentin noch einmal ganz nah, in "meisterlicher Prosa".