Ulrike Sterblich

Drifter

Roman
Cover: Drifter
Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783498003265
Gebunden, 288 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Wenzel und Killer sind Freunde seit Ewigkeiten und stehen mitten im Leben, Killer als PR-Chef einer großen Firma, Wenzel betreut die Social-Media-Kanäle eines TV-Senders. Doch alles ändert sich, als Vica in ihr Leben tritt: eine Frau in goldenem Kleid, meist begleitet von zwei treuen Adjutanten und einem riesigen Zottelhund. Mit jeder Begegnung ploppen neue Fragen auf: Woher weiß sie so viel über Wenzel und Killer? Wieso besitzt sie ein Exemplar des neuen Buchs von Drifter, einer ominösen Schriftstellerfigur, obwohl es überhaupt noch nicht auf dem Markt ist? Und wo hat ihr Hund das Tanzen gelernt? Als Vica schließlich auch noch den Wohnblock ihrer Kindheit in Beschlag nimmt, gerät die Welt der beiden Freunde ins Wanken. Ulrike Sterblich erzählt von zwei Freunden, deren Wirklichkeit sich zunehmend verschiebt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.09.2023

Ziemlich angetan bespricht Judith von Sternburg Ulrike Sterblichs Roman. Der handelt, lernen wir, von dem gutartigen Rumhänger Wenzel, der in seiner Umgebung kleine Beobachtungen zu machen beginnt, die er sich nicht erklären kann. Auch sein Kumpel Killer ist, nachdem er vom Blitz getroffen wird, nicht mehr wer er war, heißt es weiter, und als dann auch noch eine Frau mit mysteriöser Onlinepräsenz auftaucht, nehmen die Irritationen langsam überhand. Von Sternburg freut sich über die "zivile Lässigkeit" dieses Romans, die sie mit den 1980ern in Verbindung bringt. Fast zu harmlos wirk das Geschehen streckenweise auf sie, aber dann nimmt die Handlung immer verwegenere Abzweigungen, denen die Rezensentin auch aufgrund der wohldosierten Ironie gerne folgt. Kein typischer Fall für die Buchpreis-Shortlist, findet von Sternburg, umso schöner aber, dass das Buch da nun steht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.08.2023

Fasziniert folgt Rezensentin Nina Apin Wenzel und Killer, den Hauptfiguren des neuen Romans von Ulrike Sterblich. Zwei ungleiche Freunde sind das, der eine Journalist, der andere Pharma-Marketer und Ladies Man, zumindest bevor ihn der Blitz trifft. Danach verändert sich seine Persönlichkeit, führt Apin aus, und die Handlung gerät auch ansonsten außer Rand und Band. Die Realität gerät aus den Fugen, immer bizarrere Figuren tauchen auf, Verschwörungstheorien und psychoaktive Pilze sind ebenfalls im Spiel. Letztlich kaum rezensierbar ist das, was die einst als "Supatopcheckerbunny" in diversen medialen Zusammenhängen präsente Autorin da verfasst hat, meint Apin, aber der gelegentlich überhand nehmenden Albernheit zum Trotz auch ein großer, bereichernder Spaß.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.2023

Als anregendes Spiel mit Genres liest Rezensent Jan Wiele Ulrike Sterblichs Roman über die beiden Freunde Wenzel und Killer, die im Bereich der (sozialen) Medien ihr Geld verdienen. Die Freundschaft erinnert zunächst ein wenig an klassische Jugendromane, findet Wiele, in die dann jedoch die hässlichen Realitäten der Erwachsenen-Welt einbrechen. Auch ein "märchenhafter Blitz", der einen der beiden trifft und alles verändert, gehört zum Repertoire des Romans und sorgt dafür, dass hier eine für den Kritiker sehr interessante Mischung aus Freundschaftsgeschichte, Medienkritik und Gedankenspiel entsteht, das die Phantasie herausfordert.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.07.2023

Wovon Ulrike Sterblichs neuer Roman eigentlich handelt, kann auch Kritikerin Katharina Teutsch nicht genau beschreiben, wohl aber ihre Begeisterung festhalten ob eines herrlich verrückten Buches, das Berlin, den Literaturbetrieb und Männerfreundschaften zugleich aufs Korn nimmt. Einer der beiden Protagonisten wird vom Blitz getroffen, der andere trifft eine geheimnisvolle, faszinierende Frau, von der er sich verführen lässt, verrät Teutsch. Für sie ist bei all den Fährten, die gelegt, aber nicht notwendigerweise auch verfolgt werden, besonders spannend, wie Geschlechterverhältnisse bei den beiden Hauptfiguren verhandelt werden - und natürlich, wie sehr die Fantasie angeregt wird, wie sie schließt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 19.07.2023

"Kein bisschen fad" wirkt der neue Roman von Ulrike Sterblich auf die begeisterte Rezensentin Katharina Teutsch. Worum geht's? Die Firmen-Aktie der erfolgreichen Tech-Unternehmerin Ludovica Malabene sind abgestürzt, nachdem sie bekannt gegeben hatte, in den Büchermarkt investieren zu wollen. Jetzt sitzt sie in der S-Bahn und liest das Buch eines anonymen Autors, das eigentlich noch gar nicht erschienen ist, lesen wir. In der gleichen Bahn fahren die Freunde Wenzel Zahn und Marco Killmann mit, die in der Medienbranche arbeiten. Killmann wird wenig später von einem Blitz getroffen und ändert von da an seine Lebensgewohnheiten, schmeißt seine Karriere hin und zieht in das Hochhaus seiner Kindheit zurück, was Konflikte mit seinem Freund Zahn hervorruft. Die Rezensentin lobt die "abgedrehten Verschwörungsszenarien", die sie an Thomas Pynchon erinnern und ihr einen "Mordsspaß" machen. Dass es am Ende auch um ernste Fragen geht - um so besser, denkt sie.