Tonio Schachinger

Echtzeitalter

Roman
Cover: Echtzeitalter
Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783498003173
Gebunden, 368 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Ein elitäres Wiener Internat, untergebracht in der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, der Klassenlehrer ein antiquierter und despotischer Mann. Was lässt sich hier fürs Leben lernen? Till Kokorda kann weder mit dem Kanon noch mit dem snobistischen Umfeld viel anfangen. Seine Leidenschaft ist das Gamen, konkret: das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2. Nach dem Tod seines Vaters wird für ihn aus dem Hobby eine Notwendigkeit. Ohne dass jemand aus seinem Umfeld davon wüsste, ist Till mit fünfzehn eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Nur: Wie real ist so ein Glück? Im Abschlussjahr 2020 kommt für Till, in der Schule und im Leben, alles noch einmal anders als gedacht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.10.2023

Rezensent Adam Soboczynski findet den Buchpreis für diesen Roman absolut verdient: Tonio Schachingers Coming-of-Age-Geschichte über einen jungen Mann ist ist "ausgesprochen humorvoll" und "erzählerisch reif", lobt er. Gewiss, die Lehrer sind befremdlich autoritär in diesem Roman, aber der junge Mann lernt offenbar, sich zu behaupten. Und er findet mit Computerspielen eien Rückzugsort, der früher der Literatur vorbehalten war. Ansonsten geht es um alles, was einen in der Pubertät beschäftigt: das Verhältnis zu den Eltern und die erste Liebe. Ein positives Beispiel für einen Roman, der den Zeitgeist ignoriert, findet Soboczynski.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.06.2023

Rezensentin Judith von Sternburg preist den österreichischen Witz in Tonio Schachingers Pennäler-Roman. Das Wiener Gymnasium im Buch, Setting für einen Coming-of-Ager im Corona-Jahr, muss man laut Sternburg nicht kennen und auch nicht jedes verhandelte Detail von König Strache bis "Age of Empire", um Spaß mit dem Buch zu haben. Der Autor bietet alle nötigen Infos, um den Leser unterhaltsam direkt in die Abgründe der Jugend und der österreichischen Gesellschaft zu führen, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2023

Rezensentin Daniela Strigl ist sehr angetan von Tonio Schachingers Roman. Der Autor erzählt hier von einem Jungen, der in ein österreichisches Prestige-Internat kommt und dem dortigen Schulalltag in Computerspiele flüchtet. Wie der dreißigjährige Autor dabei durch die Augen des Protagonisten in die Welt des Gaming einführt, fesselt die Rezensentin, die sich hier als Gaming-Unbewandelte genau in die Zielgruppe des Buchs einordnet. Spannend findet sie vor allem, wie Schachinger die Zuflucht des Computerspiels auch gegen den verstaubten, Reclam-versessenen Bildungsanspruch des fiesen Internatslehrers Dolinar ausspiele und dabei auch gegen den Literaturbetrieb austeile, ohne dabei in die satirische Übertreibung abzudriften. Sprachlich und stilistisch diagnostiziert Strigl eine eher klassische, aber einnehmende Erzählweise, eine angenehme Subtilität und einen gewissen nostalgischen Grundton, den sie sich durch Schachingers eigene Internatsvergangenheit erklärt. Ein "kluges, höchst amüsantes und herzerwärmendes" Buch, freut sich die Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.04.2023

Die Erinnerung an die Schule entwickelt sich für die meisten von furchtsam zu wehmütig und bekommt irgendwann in all seinem Schrecken Anekdotencharakter, so auch bei Tonio Schachinger, findet Rezensent Richard Kämmerling. Der seine Schüler sadistisch quälende Lehrer Dolinar steht hier dem Protagonisten Till gegenüber, der sich, statt zu lernen, lieber im Onlinespiel "Age of Empires" aufhält, erzählt er. Hier hätten sich gute Möglichkeiten ergeben, die spannende Struktur des Spiels auf die Landschaften der Schule zu übertragen und experimentelle erzählerische Wege zu beschreiten. Aber leider bleibt der Roman dem Genre des Internats- und Bildungsromans verhaftet, bedauert der Kritiker. So ist das Buch zwar nett, aber doch eher "harmloser Erzählstoff", urteilt er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.04.2023

Schon mit seinem ersten Roman hat Tonio Schachinger für Aufsehen gesorgt, das ist bei seinem neuen Buch nicht anders, stellt Rezensent Philipp Bovermann erfreut fest. Er lässt sich mit dem Protagonisten Till auf eine Geschichte des Erziehungs- und Bildungsterrors sich eigentlich lächerlich machender Eliten in einem österreichischen Internat und der Flucht daraus in die Magie von digitalen Strategiespielen ein. Und stellt fest: Beide Welten nehmen ihre Legitimation aus Regeln, die es zu befolgen gilt, will man unbeschadet oder vielleicht sogar mit Erfolg aus der Sache herauskommen. Das schreibt Schachinger humorvoll wie kenntnisreich, lobt Bovermann, für ihn reiht sich der Roman in Reihe klassischer Schultrauma-Literatur ein, und er legt die Lektüre gerne nah, nicht nur für Age-of-Empire-Fans.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2023

Rezensent Adam Soboczynski trifft sich mit dem jungen Wiener Autor Tonio Schachinger auf Gnocchi und Grünen Veltliner beim Italiener in Wien, um mit ihm über österreichischen Witz und das Aufwachsen im berühmten Wiener Internat Theresianum zu sprechen. Dort nämlich spielt Schachingers Roman, auch wenn das Internat im Buch "Marianum" heißt. Aber einen abgedroschenen Internatsroman hat der Autor keineswegs geschrieben, versichert der Kritiker: Angenehm konventionell, auf avantgardistische Spielereien verzichtend, so Soboczynski, erzählt ihm Schachinger vom pubertierenden Till, der seinem schwierigen Mutterverhältnis und dem konservativen, toxischen Klassenlehrer durch das exzessive Spielen von Age of Empires entflieht. Schon wie der Autor Computerspiel und Hochkultur mit Ironie und allerhand Referenzen einander gegenüberstellt, ohne beides gegeneinander auszuspielen, gefällt dem Rezensenten. Neben den amüsanten Schulepisoden hat Soboczynski aber auch seine helle Freude, wenn ihm Schachinger im Roman den Wahnsinn hinter den Fassaden des gehobenen Wiener Bürgertums vor Augen führt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.03.2023

Ganz beeindruckt ist Rezensent Tobias Rüther von Tonio Schachingers "Echtzeitalter", einer Coming of Age-Geschichte, die den Schüler Till begleitet, der sich auf dem Gymnasium, das eher besser Betuchte besuchen, nicht recht wohlfühlt und sich stattdessen seiner Online-Welt widmet. Bei "Age of Empires" ist er nämlich weltklasse - dennoch, bemerkt Rüther anerkennend, entgeht der Autor der Gefahr, die analoge Welt plump gegen die digitale auszuspielen. Der Rezensent stellt einen reichen Chor an Charakteren vor, die im Buch auftreten, neben Till vor allem seine Freundin Feli, die sich aus den Zwängen der gehobenen Herkunft befreien will, und konstatiert, Schachinger schaffe eine psychologisch aufmerksame Nähe zu den Figuren. Die Lebensechtheit, mit der der Autor "klassische Elemente der Schulgeschichtenweltliteratur" mit gegenwärtigen Schülerkrisen von Corona, Digitalität und Autonomie im 21.Jahrhundert verbindet und erschreibt, überzeugen Rüther zu einer nachdrücklichen Empfehlung.