Vanessa Springora

Die Einwilligung

Cover: Die Einwilligung
Karl Blessing Verlag, München 2020
ISBN 9783896676832
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Hanna van Laak. Paris, Mitte der 1980er-Jahre. Auf einer Feier lernt die dreizehnjährige Vanessa den kultivierten Literaten G. M. kennen. Sie ist verwirrt - und geschmeichelt, als er in den Wochen darauf in sehnsuchtsvollen, wunderschön formulierten Briefen um sie wirbt. Nach und nach wird sie freiwillig zum sexuellen Kindesopfer dieses Mannes. Als Vanessa begreift, wie sehr sie von ihrem Liebhaber psychisch überfordert, betrogen und manipuliert wird, sucht sie in ihrem Umfeld Hilfe. Aber vergeblich. In dem Künstlermilieu, in dem sich Vanessa und ihre alleinerziehende Mutter bewegen, tolerieren alle, dass G. M. auf Minderjährige fixiert ist und sich seiner Neigung rühmt. Der Zeitgeist macht es ihm leicht. Auch Vanessas Mutter lässt diese Beziehung nach anfänglichem Protest zu. Die Polizei und das Jugendamt, durch anonyme Hinweise auf die strafbaren Handlungen aufmerksam gemacht, verfolgen den Fall nur halbherzig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.06.2020

 Paris-Korrespondentin Nadia Pantel blickt voller Entsetzen in die Abgründe, über die der Literatenzirkel von Saint-Germain-des-Près so elegant hinwegzuhüpfen pflegte: Ein alternder Schriftsteller brüstet sich jahrzehntelang mit seiner Sucht nach jugendlichen Mädchen und präpubertären Jungen, collagiert in seinen Büchern ihre kindlichen Liebesbriefe ab und posiert als "brillanter, perverser Hofnarr" in den Talkshows des Landes. Pantel wird schon allein davon übel, aber wenn Vanessa Springora darüber schreibt, wie der ganze Literaturbetrieb Gabriel Matzneff zu Füßen lag und sich einen feuchten Kehricht um die beschädigten Mädchen und Jungen kümmerte, schlägt der Ekel in Verzweiflung um: Nichts wurde höher bewertet als zur Schau gestellter Nonkonformismus, und niemand wollte es sich mit einem mächtigen Mann und seinem Netzwerk verderben. Springora hat kein Buch der Rache geschrieben, betont Pantel, sondern ein reflektiertes, präzises, durch und durch selbstkritisches. Vor allem aber sei es die "Wiederaneignung der eigenen Biografie".
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