Vikram Chandra

Der Gott von Bombay

Roman
Cover: Der Gott von Bombay
Aufbau Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783351030919
Gebunden, 796 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Barbara Heller und Kathrin Razum. Inspektor Sartaj Singh, Melancholiker und Frauenheld wider Willen, wird jäh aus seinem Alltag gerissen: Ein anonymer Anrufer setzt ihn auf die Spur Ganesh Gaitondes, des meistgesuchten Gangsters Indiens. Die Ermittlungen führen Sartaj vom Markt der Diebe in die Studios von Film City, von Table-Dance-Bars aufs Parkett der internationalen Spionage. Immer tiefer dringt er in die Welt des gefürchteten Gaitonde vor und gerät schließlich in Gewissens- und Loyalitätskonflikte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.10.2006

"Großes Kino für den Kopf" schreibt Rezensentin Katharina Granzin über diesen "Riesenroman", in dem sich für sie "klassische Detektivgeschichte", Gesellschaftsroman und "Hindi-Movie" zu einem komplexen Stadtporträt von Bombay verbunden haben. Im Zentrum stehe ein toter Gangster, lesen wir, der posthum sein Leben erzähle, sowie ein desillusionierter Kriminalbeamter, der sich durch den Fall des toten Gangsterbosses und das korrupte indische System arbeiten muss. Die Rezensentin ist beeindruckt, wie es dem Autor immer wieder gelingt, seine gelegentlich ausgesprochen unplausible Konstruktion, die zahllosen, mitunter überbordenen Einzelgeschichten und Parallelerzählungen samt ihrer Cliffhanger und Seitenstränge immer wieder stringent in den Erzählkosmos zu integrieren, der sich für sie auf diesem Weg Seite um Seite auf "wundersame Weise" zu einem Gesamtbild vervollständigt. Es beeindruckt sie auch, wie Vikram Chandra in seinem Buch selbstbewusst "das Indische" inmitten eines an den britischen Realisten des 19. Jahrhunderts geschulten Erzählstils behaupten kann.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.09.2006

Rezensent Ilija Trojanow fühlt sich nach der Lektüre dieses monumentalen Bombay-Romans ermattet und überanstrengt. So richtig glücklich ist er mit dem Buch nicht geworden. Trojanow zufolge setzt das Buch im Jahr 1992 ein, als eine Serie von Anschlägen das tolerante und kosmopolitische Nebeneinander von Hindus und Muslimen beendet. Sogar ein veritabler und gänzlich säkularer Mafia-Boss wird von der religiösen Radikalisierung ergriffen, mischt sich in die Kämpfe und kommt dabei ums Leben - um dann als Erzähler von Vikram Chandras Roman wieder aufzuerstehen. Wie der Gott Ganesh, nachdem dieser Erzähler benannt sei, verfüge auch Chandras Roman über viele Arme, schreibt ein zunehmend des Wirrwarrs der Komposition des Romans überdrüssiger Rezensent. Zwar versuche Chandra mit diesem Wirrwarr die Realität der Megametropole abzubilden, doch "das Kuddelmuddel des Alltags" führt aus seiner Sicht zu einem "Potpourri der Formen". Manche Passagen klingen für Trojanows Schriftstellerohr gar wie eine "Kreuzung zwischen einem Thriller von Robert Ludlum und einer Presseerklärung von George Bush". Auch die Sprache von Chandras Figuren findet Trojanow nicht authentisch.