W. G. Sebald

Über das Land und das Wasser

Ausgewählte Gedichte 1964 - 2001
Cover: Über das Land und das Wasser
Carl Hanser Verlag, München 2008
ISBN 9783446230699
Gebunden, 117 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Sven Meyer. Als W.G. Sebald im Winter 2001 bei einem Autounfall starb, war er als einer der bedeutendsten Prosaautoren deutscher Sprache weltweit berühmt. Nur Kenner aber wußten, dass Sebald seit vielen Jahren auch Gedichte schrieb und in Zeitschriften veröffentlichte. Gedichte von eigentümlicher Kraft, die um die Themen seines Lebens kreisen: um Natur und Geschichte, um Vergessen und Erinnerung. Nun erscheint zum ersten Mal ein Sammelband, der Sebalds Lyrik in chronologischer Folge einem größeren Publikum vorstellt und damit eine neue Seite seines Werks endlich sichtbar macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.01.2009

Nach Grundsatzüberlegungen zum gleichzeitigen Schreiben von Lyrik und Prosa, nach einer Schilderung des Lebens- und Schreibenswegs des spät zum Literaten gewordenen W.G. Sebald, erfahren wir vom rezensierenden Lyriker Mirko Bonne dann doch auch etwas über diese Gedichte. In drei Bände sind sie aufgeteilt, der Chronologie folgend. Tatsächlich, so der Rezensent, wird Sebald nach epigonalen Anfängen (Krolow, Huchel) immer eigenständiger und findet, irgendwann im zweiten Band, der die Jahre 1981 bis 1984 umfasst, die eigene Stimme, den typischen "Sebald-Sound". Großartig dann, so der Rezensent, und auch den Prosa-Collagen im Prinzip gar nicht unverwandt, die Gedichte des dritten Bandes, sechzehn Stück. Für sie reserviert Bonne das Prädikat "meisterhaft".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.11.2008

Mit großem Staunen hat Rezensent Andreas Isenschmid diese 61 ”wohlgeformten” Gedichte zur Kenntnis genommen, mit denen sich der 2001 tödlich verunglückte W.G. Sebald nun posthum auch noch als Lyriker entpuppt. Es handelt sich, wie man liest, um Gedichte aus Sebalds gesamter Schaffenszeit und beginnt mit Lyrik aus den 60er Jahren, aus denen Isenschmid noch deutlich den Ton Hölderlins oder Hofmannsthals zu vernehmen meint. Nichtsdestotrotz seien bereits diese Texte alles andere als epigonal, sondern weisen aus Sicht des Rezensenten bereits den typischen knappen und lakonischen Tonfall Sebalds auf. Bereits in Gedicht Nummer acht findet der Rezensent dann diesen ”schwermütig, fremden” Reisenden und Zeichendeuter wieder, den er schon in der Prosa so faszinierend findet: ”Ein autobiografisch grundiertes Ich” reise durch Gegenwart und Erinnerung, schreibt Isenschmid bewegt, der Sebald den farb- und formbewussten Blick eines Malers bescheinigt. Dennoch mag er in den Gedichten allenfalls Variationen der Prosa erkennen, weshalb die schönsten Gedichte für ihn auch jene sind, die später in Prosa variiert wurden. Am Ende findet Isenschmid den erstklassigen Prosaautor als Lyriker doch nur als zweitklassig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.10.2008

Andrea Köhler ist von Sebalds nachgelassenen Gedichten sehr inspiriert und kann sich ein "lohnenswerteres Lesen? kaum vorstellen. In Sebalds lyrischer Komplexität erreiche der Leser nämlich stets ein Erkenntnismoment, ein Gefühl des "eigenen Schöpfungsakts?. Der von Sven Meyer zusammengestellte Band umfasst eine lange Zeitspanne des Schriftstellers und die Gedichte fallen daher sehr unterschiedlich aus, informiert uns Köhler. Das tue der Bedeutung aber keinen Abbruch. Köhler meint vielmehr in diesen Gedichten das Ingenium zu erkennen, das Sebald in seiner Prosa auszuleben wusste. "Kassiber? nennt er die Gedichte, in denen er mit Perspektiven experimentiere und das lyrische Ich erkunde. Inhaltlich gehe es um Deutschland, das hinter sich gelassene Land, um einen Teil seiner Identität, den Sebald aber nicht immer in den Vordergrund stellte. So erzählen die Gedichte beispielsweise von seiner Kindheit in Bamberg, von deutschen Landschaftsbildern aber auch Anekdoten von Bahnreisen. Die Rezensentin empfiehlt den Band denen, die gerne Querverbindungen herstellen und das Werk des Dichters seit seinem Unfalltod 2001 nachempfinden wollen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.09.2008

Erfreut zeigt sich Sven Hanuschek über diesen Band mit ausgewählten Gedichten von W. G. Sebald. Sie vermitteln für ihn nicht nur ein Bild des Lyrikers Sebald, der vor allem als Erzähler wahrgenommen wurde, sondern führen auch die Entwicklung eines schriftstellerischen Werks vor Augen. Scheinen Hanuschek die frühen Gedichte überambitioniert, ja "prätentiös", konstatiert er im Lauf der Zeit einen entspannteren Ton, der ihm wesentlich besser gefällt. Vor allem die Leidenschaft Sebalds für die Romantiker und Melancholiker des 19. Jahrhunders hat ihn überzeugt. Die späten Gedichte fallen in seinen Augen dann eher knapp und schroff aus. Sie zeigen "Momentaufnahmen eines heutigen Deutschlands", die man nach Ansicht Hanuscheks von Sebald so "nicht unbedingt" erwartet hätte.