Wendelin Schmidt-Dengler

Nestroy

Die Launen des Glücks
Cover: Nestroy
Zsolnay Verlag, Wien 2001
ISBN 9783552051737
Gebunden, 175 Seiten, 16,36 EUR

Klappentext

Zum 200. Geburtstag des "ersten deutschen Satirikers" befaßt sich Wendelin Schmidt-Dengler mit dem Werk Nestroys, das so viele Zäsuren der Geschichte überdauern konnte. Anhand von sechs Stücken aus verschiedenen Schaffensperioden drehen sich seine Betrachtungen um Zeit, Vergänglichkeit, Beruf und satirische Kraft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.07.2002

Keine voluminöse Studie legt "Österreichs wahrscheinlich bekanntester Germanist" hier vor, sondern "einen längeren dichten Essay, dem man die persönliche Beteiligung immer wieder anmerken kann und soll". Um so besser, denkt sich Sven Hanuschek, kann der Autor die Aporien und Unschärfen des wissenschaftlichen Zugriffs umschiffen. Hanuschek folgt dem Autor "zurück zur Sprache, zu den Texten", weg von der Biografie und der politischen Funktionalisierung Nestroys, weg auch von bühnen- und sozialgeschichtlichen Ansätzen, und entdeckt zusammen mit ihm das avantgardistische Sprachpotenzial des Wieners, "einen Vorgriff auf die Wiener Gruppe", auf das absurde Theater. Dass vieles in diesem Buch "nur angerissen" wird, scheint halb so schlimm - das einzige, was nach Schmidt-Denglers Anregungen noch zu wünschen bleibt, schreibt der Rezensent, "ist eine erschwingliche und möglichst vollständige Nestroy-Ausgabe".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.02.2002

Zum 200. Geburtstag des 1862 verstorbenen Dichters Johann Nepomuk Nestroy im letzten Dezember sind, spöttelt Paul Jandl, die "österreichischen Devotionalien in Stellung gebracht worden" und eine ganze Reihe von Büchern entstanden, die dem Autor, findet der Rezensent, leider kaum gerecht werden und eher zu "peinlichen Ehrungen" geführt haben. Drei dieser Hommagen hat Jandl näher beleuchtet, von denen er einzig Wendelin Schmidt-Denglers Monografie "Nestroy. Die Launen des Glücks" ein kleines Lob spendet.
Der Wiener Germanist Wendelin Schmidt-Dengler, schreibt Jandl, hat den Versuch unternommen, mit seiner Monografie den widersprüchlichen Ruf des Dichters zu retten. Er ist nicht der erste, weiß Jandl, aber immerhin vermag er es, Nestroy in die Linie einer "geistigen Verwandtschaft" mit Karl Kraus, Ödön von Horvath und Thomas Bernhard zu stellen. Schön findet der Rezensent, dass Schmidt-Dengler einen "zwanglosen Zugang" zu Nestroys Werk gewählt hat und das Herz des Lesers mit Exkursen durch die Rezeptionsgeschichte und stichhaltigen Analysen der Werke des Dichters höher schlagen lässt. Widersprüchlich muss der Ruf Nestroys bleiben, meint Jandl, denn widersprüchlich seien auch seine Werke. Immerhin habe Schmidt-Dengler das erkannt und dem Versuch einer "Glättung" widerstanden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.11.2001

Auch manchem Philologen geht es manchmal wie Nestroys Figur Weinberl aus der Komödie "Einen Jux will er sich machen": Er will wenigstens einmal den Zwängen seines Gewerbes entrinnen können. Burkhard Müller erkennt, dass diesen Wunsch auch Wendelin Schmidt-Dengler hegt, Wiener Ordinarius am Institut für Germanistik sowie Leiter des österreichischen Literaturarchivs, wenn dieser in seiner "schlanken wie eleganten Monografie" einleitend schreibt, dass Nestroy für ihn als Privatmann - nicht als Literaturwissenschaftler - immer Lebenshilfe war. Doch gelingt es Schmidt-Dengler nicht durchweg, über den "Schatten des betriebsblinden Experten" zu springen, meint der Rezensent. Auch könne er den Leser nicht gänzlich von der Relevanz Nestroys für die Gegenwart überzeugen. Als "methodischen Mangel" wirft der Rezensent dem Autor vor, dass dieser sich der Person Nestroys annähern will - das bedeutet für Müller, "sich im Voraus zu entschuldigen, dass man nichts Bestimmtes will". Müller wirft dem Buch also methodische Konzeptlosigkeit vor. Der Kritiker übersieht dabei offensichtlich den Gewährsmann von Schmidt-Dengler, den er in seiner Einleitung nennt: Thomas Bernhard - für ihn konnte Schreiben immer nur "Annäherung" sein.
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