Wilfried Nippel

Johann Gustav Droysen

Ein Leben zwischen Wissenschaft und Politik
Cover: Johann Gustav Droysen
C.H. Beck Verlag, München 2008
ISBN 9783406569371
Gebunden, 446 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Johann Gustav Droysen (1808-1884) zählt zu den bedeutendsten Historikern des 19. Jahrhunderts. Er wurde durch die Geschichte "Alexanders des Großen" und die "Geschichte des Hellenismus" berühmt, dann mit seiner Biografie des Feldmarschalls York von Wartenburg und der vielbändigen Geschichte der preußischen Politik zum herausragenden Vertreter einer Geschichtsschreibung, mit der die Führungsrolle Preußens legitimiert werden sollte. Sein Nachruhm beruht auf der "Historik", die bis heute für jede Theorie der Geschichtswissenschaft grundlegend ist. In den unruhigen Zeiten von 1848/49 hat es Droysen nicht in seiner Gelehrtenstube gehalten. Als Abgeordneter der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche war er hinter den Kulissen aktiv, um eine "kleindeutsche Lösung" unter Führung Preußens durchzusetzen. Auch danach hat er immer wieder versucht, durch politische Publizistik und persönliche Kontakte die preußische Politik zu beeinflussen. Wilfried Nippel beleuchtet in seiner Biografie Droysens Doppelrolle als Gelehrter und Politiker und entwirft ein grundlegend neues Droysen-Bild.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.04.2008

Caroline Schnyder vermisst in dieser Biografie Johann Gustav Droysens, die Wilfried Nippel zum 200. Geburtstag des Historikers und Politikers vorgelegt hat, die Empathie, und sie kann sich des Eindrucks eines untergründigen Grolls aufseiten des Biografen nicht erwehren. Nippel stellt die Bemühungen Droysens um eine Professur in Berlin und seine politische Tätigkeit als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung durchaus erhellend und auf Basis eines gründlichen Quellenstudiums dar, so Schnyder anerkennend. Trotz der von Nippel deutlich gemachten Wertschätzung von Droysens frühen Arbeiten als Historiker nimmt die Rezensentin aber eine Abneigung wahr, die sich wohl auf Droysens Verquickung von Politik und Geschichte bezieht und die den Autor offensichtlich auch in einem gewollten Unverständnis gegenüber seinem Protagonisten festhält. Trotzdem fand Schnyder diese Biografie interessant und besonders aufschlussreich erscheint ihr Nippels Darstellung der Entwicklung der von Droysen mitbegründeten "Historik", die er darin en passant schildert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.03.2008


Nicht wirklich erwärmen kann sich Eberhard Straub für Wilfried Nippels Buch über Johann Gustav Droysen. Er hält ihm vor zu suggerieren, Droysen gelte noch immer als Nationalheld, um dann einen Sockel umzustoßen, "auf dem gar kein Denkmal mehr steht". Zudem missfällt ihm das Desinteresse Nippels an den Ideen und Vorstellung Droysens. Intention des Autors ist in seinen Augen, die Methoden aufzuzeigen, mit denen der liberale Historiker und "48er" seine Ziele durchsetzte. Die Vorstellungen Nippels, dem Droysens Antipathie gegen direkte Demokratie ein Dorn im Auge scheint, muten Straub fast naiv an. Er konstatiert bei ihm eine Art Allergie gegen Macht. Ja, er sieht hier einen "68er" am Werk, der einen "48er" entlarven möchte. Daher nimmt er Droysen auch gegenüber Nippels Vorwürfe in Schutz. Das Buch macht für ihn jedenfalls deutlich: Die "enttäuschten 48er" wie Droysen sind "interessanter als die arrivierten 68er, die an Westdeutschland als sittlicher Idee hängen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2008

Dies Buch ist, den Umständen seines Entstehens nach, nicht mehr als eine "Gelegenheitsarbeit". Schließlich steht im Sommer ein Geburtstag an, der zweihundertste des nationalliberalen Historikers Johann Gustav Droysen. Aus dieser Gelegenheit aber macht, findet Rezensent Patrick Bahners, der Historiker Wilfried Nippel einen Wurf. Zwar ist Deutlichkeit nicht Bahners' Lieblingstugend - aber es gibt keinen Zweifel, dass er Nippels Kritik am das Volk nicht sonderlich schätzenden Historiker - und Volksvertreter - Droysen teilt. "Glänzend" findet er Nippels Verteidigung der Quellenkritik gegen Droysen, der diese und mit ihr auch den Kollegen Ranke verachtete. Treffend findet er, wie der Autor mit mancher von Droysen und seinen Getreuen in die Welt gesetzter Legende aufräumt. Und kommt also nicht umhin, das ganze, "Gelegenheitsarbeit" hin oder her, als veritable "Meisterleistung" zu loben.
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