Wolf Wondratschek

Mara

Eine Erzählung
Cover: Mara
Carl Hanser Verlag, München 2003
ISBN 9783446203617
Gebunden, 208 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Die abenteuerliche Geschichte eines Cellos, von ihm selbst erzählt: Es ist mehrmals um die Welt gereist, hat für Könige und Bürger gespielt, in Kathedralen, Schlössern und modernen Philharmonien. Es hat 300 Jahre auf dem Buckel, klingt wie am ersten Tag und hat seinen Namen von dem berüchtigten Virtuosen Mara, dessen Eskapaden im 18. Jahrhundert für Gesprächsstoff sorgten. Die spannende Zeitreise des 1711 von Antonio Stradivari hergestellten Mara-Cellos.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.05.2004

Enttäuscht zeigt sich Martin Krumbholz von Wolf Wondratscheks Erzählung, in der er die Perspektive des Cellos Mara einnimmt, benannt nach dem Trunkenbold und Wüstling Giovanni Mara, ehemaliger Besitzer des Instruments. Mara schildert alles, was sich bei Wondratschek "so angesammelt" habe an musikalischen Kenntnissen und persönlichen Ansichten. Doch mit dieser Perspektive, die nur auf den ersten Blick "originell" wirke, sei der Autor auf dem "Holzweg" gelandet. Selbst wenn man eingesteht, dass ein Instrument eine Seele hat, einen freien Willen hat es noch lange nicht, kritisiert Krumbholz . Die Gefühle und Reflexionen der "entflammten Fantasie" Wondratscheks, die er in einen Hohlkörper einspeist, empfindet er als "herzlich banal". Bedauernswert findet der Rezensent, dass der Autor, der sich mit seiner Konstruktion in einem "tiefen, tiefen Wald" niedergelassen habe wie ein "erschöpfter Weihnachtsmann", nicht einmal merkt, dass er die Geschichte "ad absurdum" führt und damit ein "gewaltiges Leck" in seine Erzählung schlägt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.12.2003

Kristina Maidt-Zinke kann dieser Erzählung, in der ein Stradivari-Cello aus seinem dreihundertjährigen Leben erzählt, nicht viel abgewinnen. Schon die Ich-Form dieser Instrumentenautobiografie ist ihr gar zu "putzig". Auch wenn der Stoff der Geschichte, wie sie etwas widerwillig zugibt, durchaus "reizvoll" ist, hätte ihrer Ansicht nach allenfalls ein "genialer Schriftsteller" die ungewöhnliche Erzählperspektive überzeugend darstellen können. Und zu denen zählt Maidt-Zinke Wolf Wondratschek offensichtlich nicht. Ein weiteres Problem sieht die Rezensentin darin, dass die Ich-Form gar nicht durchgängig beibehalten werden kann, da das Cello nicht immer, wenn es interessant wird, von seinem Besitzer mitgenommen wird. Die menschlichen Figuren aber, die dann den Ton angeben, findet die Rezensentin viel zu "blass und uninspiriert", um zu begeistern. Nur in einer Passage, in der der Autor über zeitgenössische Musik schreibt, sieht Maidt-Zinke ihn noch einmal "ansatzweise zu alter Form" auflaufen, doch dies reicht bei weitem nicht aus, um sie für den Rest des Buches zu erwärmen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.09.2003

Hingerissen ist Fritz J. Raddatz von diesem Buch, dessen Hauptfigur des Buches ist das weltberühmte Stradivari-Cello "Mara" ist und das ihm wieder einmal zum Beweis für die unkonventionelle Schreibweise des Autors wird.. Auch den Recherchemühen des Autors, die in den Erzählungen durchscheinen, drückt er seine Bewunderung ausdrückt. Doch für Raddatz ist der exakt recherchierte historische Hintergrund dieser Prosa - kaum überraschend - "letztlich unerheblich". Das eigentlich Interessante ist für ihn, wie der Autor einen Gegenstand, das Cello, zum Erzähler macht und dieses damit zum "Seismografen" seiner Umwelt macht. So preist Raddatz den "musikalischen Verstand" des Autors, der aus den verschiedenen "Tönen" des Erzählten einen ganzen "Chor" entstehen lässt, eine "kleine Kulturgeschichte" der Musikwelt und schließlich gar eine "Liebeserklärung an die Musik". Der Rezensent attestiert Wondratschek eine wahre "Meisterschaft" darin, nicht nur über Musik zu schreiben, sondern musikalische Elemente zum "Gesetz seines Stils" zu machen, und er gesteht offen ein, die Leser seiner Rezension zum Lesen dieses Buches "verführen" zu wollen.