Wolfgang Bortlik

Halbe Hosen

Roman
Cover: Halbe Hosen
Edition Nautilus, Hamburg 2000
ISBN 9783894013554
Gebunden, 190 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Dickie Tarrach führt das süße Leben eines Fensterguckers und gelegentlichen Kulturjournalisten in der Stadt Badenwerder. Von seiner turbulenten Jugend als Punk-Revolutionär hat er sich längst verabschiedet und brütet jetzt über einer gewissen universellen Langeweile, während seine Frau Kathi, Managerin in einer Plattenfirma, für die materiellen Lebensgrundlagen sorgt. Eines Tages aber tauchen Tarrachs alte Freunde wieder auf: Hildebrand, damals wie heute ein verhinderter Top-Produzent, und Ruginstein, inzwischen eine Art Joschka Fischer der Esoterik, bringen den Fenstergucker mächtig auf Trab. Dickie übt, emotional verwirrt und aufgepeitscht von homöopathischen Tropfen, die spontane Revolte des sozialen Individuums - versaubeutelt seine Jobs, stört Dichterlesungen, vergiftet Hunde ... Dem chaotischen Terzett um Tarrach steht als charakterfester Dreierpack die Besatzung der Neu-Badenwerder Polizeiwache gegenüber. Auf den ehrenwerten Kommissar Laumanne und seine Adlaten Beckmann und Huber warten allerdings zwei große Bewährungsproben: die Esoterikmesse und ein Popkonzert, das Dickie zum Ort seiner Rache auserkoren hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.03.2001

Der Rezensent Martin Zingg verbirgt nicht, dass er sich köstlich über diese "rasant erzählten" Beziehungsgeschichten mit lokalem Kolorit amüsiert hat. Wenn auch manchmal der "satirische Zugriff auf lokale Verhältnisse und verballhornte Namen zu durchsichtig erscheint", führt dies keineswegs dazu, den guten Gesamteindruck des Rezensenten zu schmälern. Mit viel "Sprachwitz" und "Raffinement" gelinge es dem Autor, den verklärenden Blick der Protagonisten auf die Vergangenheit, die sie zum "Maß" für die Gegenwart stilisieren, herauszuarbeiten. Nicht zuletzt daraus schöpfe der Roman seine "Pointen und unangestrengten Travestien", die offensichtlich ganz nach dem Geschmack des beglückten Rezensenten sind.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.11.2000

Jamal Tuschick liefert in seiner Rezension vor allem eine Inhaltsangabe des Romans, bevor er dann kurz die Ingredienzien zusammenfasst: so schimmere der Schweizer Kulturbetrieb durch, es gibt "allgemeine Betrachtungen zu Stadt- und Landflucht, Nabel-Piercing, mobiles Telefonieren und Neonazismus". Auch dass es sich vermutlich um einen Schlüsselroman handelt, erfährt der Leser. Wer aber nun wer ist, verrät der Rezensent nicht. Das müsse man aber auch nicht wissen "um Freude an der Lektüre zu haben". Die Freude hat sich aber anscheinend doch in Grenzen gehalten, denn Positives erwähnt der Rezensent kaum. Vielmehr scheint ihm die gewollte Witzigkeit des Autors gehörig auf die Nerven zu gehen, und dass der Protagonist von "Gitarrenrock und melodischem Gesang" geprägt wurde, klingt auch nicht gerade so, als ob es sich um eine schriftstellerische Stärke des Autors handeln würde. Immerhin kann der Tuschik dem Autor "sprachliche Zuckerbäckerei" bescheinigen, was er keineswegs negativ meint.